Offene Stellen

Newsletter

DE | FR | IT
  1. Erlebnis
  2.  > 
  3. Blog

Absprache beim Felsklettern

bergpunkt & Michael Wicky, Montag, 14. September 2020

Mit dem Boom des Hallenkletterns wurden die sicherheitstechnischen Abläufe optimiert – beispielsweise durch den Partnercheck, der mittlerweile Standard ist und allen Kletternden geläufig sein dürfte. Auch die Entwicklung von Sicherungsgeräten wurde vorangetrieben und deren Bedienung verfeinert. Auch hier sind die meisten Kletteraffinen sattelfest. Bei einem wichtigen Punkt herrscht jedoch Nachholbedarf: Bei den Absprachen in der Halle sowie am Fels.

Dabei geht es darum, jeweils vor Kletterstart Klarheit über verschiedene Punkte, welche die Sicherheit des Kletterteams zusätzlich beeinflussen, zu gewinnen. Das sind: Kompetenzen der beiden Kletterer, passendes Material, Gewichtsunterschiede und Kommunikationsregeln. Letztendlich sind es Checkpunkte, die über das eigentliche Handling mit dem Material hinausgehen.


Gegenüber der Halle sind beim Klettern draussen Absprachen noch relevanter. Am Fels gibt es viel mehr sicherheitsrelevante Abläufe, die klappen müssen als in der Halle. Das korrekte Sichern und Ablassen des Vorsteigers, der Partnercheck und so weiter ist natürlich auch in Klettergärten relevant. Hinzu kommen aber weitere Abläufe wie Fädeln am Routenende, Abseilen oder das Bauen eines Standplatzes. Damit sind wir aber noch nicht am Ende. Was machen, wenn man nicht hört, ob der Partner Stand hat? Wenn das Seil nicht zum nächsten Standplatz reicht oder bei einem Vorstiegssturz mit Verletzung?


Eine Frage der Kommunikation

Analysiere ich ein paar tragische Sportkletterunfälle, komme ich zu Schluss, dass fehlende Absprachen dabei eine entscheidende Rolle gespielt haben könnten. Die beiden Kletterer hatten unterschiedliche Lösungen für das auftretende Problem im Kopf und eine saubere Absprache wurde nicht für nötig befunden. Oder es war dann plötzlich zu spät dazu.




Was können wir daraus lernen? Absprachen sind draussen noch wichtiger als in der Halle, eben wegen der vielen Situationen, die nicht nach einer klar definierten Routine gelöst werden können. Hinzu kommt, dass die Kommunikation aus Distanzgründen erschwert sein kann. Hinzu kommt, dass beim Kommunizieren Missverständnisse der Normalfall sind, wie Experten behaupten.


Aus diesen Gründen lohnt es sich, der Kommunikation und den Absprachen draussen mehr Beachtung zu schenken. Hierzu ein paar Tricks:


  • Gläserner Kletterer: Ich teile meine sicherheitsrelevanten Gedanken und Überlegungen laufend dem Seilpartner mit.
  • Bei der kleinsten Verunsicherung aufgrund einer Aktion meines Seilpartners frage ich nach.
  • Unvorhergesehene Manöver spreche ich gut ab.
  • Vorausdenken was passieren könnte und die Lösung dazu absprechen.
  • Sicherheitsrelevante Anweisungen meines Partners wiederhole ich in meinen Worten und lasse sie vom Partner bestätigen.


Alles zum Team-Setup und vielen weiteren Regeln und praktischen Tipps zum Hallenklettern findet ihr in der Broschüre «Sicher klettern Indoor».


Über den Autor
Michael Wicky ist Leiter der Bergschule bergpunkt. Er ist Autor verschiedener Lehrbücher zu alpintechnischen Themen. Seine aktuellste Publikation ist das Merkblatt «Technik und Taktik Hochtouren». Es kann bei Bächli oder bergpunkt bezogen werden. Zudem arbeitet er als Gutachter fürs Gericht und Versicherungen bei Alpinunfällen.

Fotos © Christian Jäggi

Weitere Beiträge

Verletzungsprävention beim Klettern

Verletzungen gehören leider zum Sport dazu. Doch was sollte man tun, wenn es dazu kommt? Vor einigen Monaten habe ich mir beim Klettern die Schulter verletzt. Wie es dazu kam und und wie man das Verletzungsrisiko beim Klettern reduzieren kann, möchte ich in diesem Beitrag teilen.

Klettern im Jura – wo einst Brontosaurier hausten

Der Jubiläumsausflug in den Jura verbindet Klettern mit Kultur: Im Backcountry der Gastgeberfiliale Basel stecken die Bohrhaken dort, wo einst Brontosaurier hausten.

Die neusten wissenschaftlichen Kenntnisse zum Thema Fingerkraft

Fingerkraft am Griffbrett trainieren: Für Einsteiger:innen ein Tabu? Welche Methoden des Fingerkrafttrainings es gibt und welche neuen Erkenntnisse es hierzu für Einsteiger:innen gibt, erfährst du in diesem Beitrag.

Expert: Alles, was du über Kletterseile wissen solltest

Ohne Seil geht beim Klettern, aber auch auf vielen Berg- und Hochtouren, gar nichts. Ein Überblick über gängige Seiltypen, Auswahlkriterien und Produktionsmethoden.

Mehrseillängen klettern: Sechs praktische Tipps für dein erstes Mal

Mehrseillängen sind die Königsdisziplin des Kletterns. Technik, Material, Planung und vieles mehr müssen sitzen, um erfolgreich und genussvoll durch eine Wand zu kommen. Wir zeigen dir sechs Tipps, die dich inspirieren, selbst in die wundervolle Welt der Mehrseillängen-Routen einzutauchen.

Zwei Freundinnen – ein gemeinsamer Traum: Matterhorn-Nordwand

Die Alpinistinnen Franziska Schönbächler und Jil Schmid haben lange davon geträumt, gemeinsam die Nordwand des Matterhorns zu erklimmen. Das lange Warten auf gute Bedingungen hat sich endlich gelohnt. Am 20. Juli konnten die Freundinnen aufbrechen und dem berühmten Berg die Stirn bieten. Im Blog schildert Bächli-Athletin Franziska, wie sie die Tour erlebt hat und was ihr noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Sportklettern im Wandel: Vom Schweizer Fels an die Olympischen Spiele

Sportklettern hat dank seiner Aufnahme in die Olympischen Spiele einen gewaltigen Sprung aus der Nische gemacht. Doch welche Auswirkungen hat dieser Wandel auf Athletinnen, Trainer und die Schweizer Kletterszene?

Gut verbunden: Karabiner und Haken

Als verbindendes Element sind Karabiner im Bergsport unverzichtbar: Sie sind die entscheidende Schnittstelle zwischen Mensch, Berg und Seil. Welcher Aufwand hinter ihrer Produktion steckt und wo welche Karabinerform zum Einsatz kommt, klären wir in unserer Rubrik Expert.

Passende Inhalte

Kommentare

Zu diesem Beitrag sind noch keine Kommentare vorhanden.

Kommentar schreiben