Gewitter: Richtiges Verhalten, wenn das Bergwetter umschlägt
Bächli Bergsport, Freitag, 08. September 2023
Während einer Mehrseillängen-Klettertour oder einer Wanderung von einem Gewitter überrascht zu werden, kann rasch zu gefährlichen Situationen führen. In diesem Beitrag erfährst du, wie du aufziehende Gewitter erkennst, wie du dich bei einem Wetterumbruch verhalten solltest und wo man in den Bergen Schutz finden kann.
In den Alpen zählen starke Gewitter zu den unangenehmsten und auch häufigen objektiven Gefahren am Berg. Begleiterscheinungen wie Nässe, Kälte, Steinschlag, Vereisung oder Blitzschlag können rasch gefährliche Situationen provozieren. Nachfolgend findest du wichtige Tipps zum richtigen Verhalten bei Gewitter in den Bergen.
Was gilt es bei der Tourenplanung zu berücksichtigen?
Wie bei anderen objektiven Gefahren beim Bergsport gilt auch bei Gewittern der Grundsatz, die Tour so zu planen, dass man gar nicht erst in die Situation kommt. Dies ist natürlich einfacher gesagt als getan. Trotzdem sind die heutigen Wetterprognosen und Modelle schon so genau, dass sie im Vorfeld der Tour eine wichtige Entscheidungsgrundlage bilden.
Da kurzfristige Prognosen aussagekräftiger sind als mittelfristige Vorhersagen, lohnt es sich, möglichst kurzfristig aufgrund des aktuellsten Wetterberichts zu entscheiden und eventuell auch mehrere Wetterberichte, zum Beispiel von Meteoschweiz und Meteoblue miteinander zu vergleichen. Hilfreich können auch speziell auf die Berge zugeschnittene Wetterberichte wie der Alpenwetterbericht oder das Bergwetter des DAV sein.
Früh aufzubrechen, lohnt sich in den Sommermonaten auf jeden Fall, da viele Gewitter durch die tageszeitliche Sonneneinstrahlung entstehen und sich Unwetter oft erst mittags oder nachmittags bilden.
Früher Start, mehr Reserven, mehr Sicherheit: Bei Gewittertendenzen lohnt es sich, die Bergtour früh zu beginnen.
Wie unterscheiden sich Wärmegewitter und Frontgewitter?
Wärmegewitter – also ebenjene lokalen Gewitter, die entstehen, wenn sich die Luft in Bodennähe aufgrund der Sonneneinstrahlung aufwärmt und in der Folge aufsteigt – sind für Meteorologen schwer vorherzusagen. Wärmegewitter sind besonders in den heissen Monaten ein häufiges Wetterphänomen. Die Tatsache, dass sie oft kleinräumig und lokal auftreten, widerspiegelt sich in der Genauigkeit, mit der sie vorausgesagt werden können.
Bei einem Wettersturz kann es schnell kalt werden. Bächli Bergsport bietet ein breites Sortiment an Hardshell-Jacken, die zuverlässig vor Regen und Wind schützen.
Im Gegensatz zum Wärmegewitter können Wetterberichte Frontgewitter mit hoher Genauigkeit voraussagen. Frontgewitter sind zu jeder Jahres- und Tageszeit möglich. Sie bilden sich an der Stirnseite von Kaltfronten und sind mit einem Wettersturz verbunden, der gerade im Hochgebirge massiv ausfallen kann.
Deshalb ist es wenig empfehlenswert, ein Frontgewitter auszusitzen. Viel eher sollte man die Tour entsprechend der Wetterprognosen planen und allenfalls auch kürzen, sodass man rechtzeitig wieder zurück am Ausgangspunkt ist.
Cumulonimbus-Wolken kündigen Wetteränderungen an. Frontgewitter bewegen sich fort, am häufigsten nach Osten. Wärmegewitter sind meist relativ ortsfest. Bild: Martin Vysoudil
Welche Zeichen kündigen eine Wetterveränderung an?
Da sich der genaue Wetterverlauf nicht mit 100-prozentiger Sicherheit voraussagen lässt, ist es für die rollende Tourenplanung wichtig, ergänzend zum Wetterbericht laufend nach Veränderungen oder möglichen Wetterzeichen Ausschau zu halten.
Ein mögliches Anzeigen für eine Wetterveränderung können Cumulonimbus-Wolken sein. Diese Gewitterwolken dehnen sich blumenkohlartig hoch in den Himmel und wachsen am oberen Wolkenrand ambossförmig aus.
Zirren mit einer dahinter liegenden Wolkenwand deuten auf eine Kaltfront hin, die im Anzug ist.
Bildet sich um Sonne oder Mond ein Halo, also ein ringförmiger Lichteffekt, ist die Höhenluft feuchter. Entsprechend ist von einer langsameren Wetterverschlechterung auszugehen.
Ebenfalls ein Zeichen für feuchte Höhenluft und eine mögliche Wetterverschlechterung sind Kondensstreifen von Flugzeugen, die lange am Himmel sichtbar bleiben.
Zeigt der Höhenmesser einen Anstieg, obwohl man sich nicht bewegt, so fällt der Luftdruck, was einer Wetterverschlechterung gleichkommt.
Akute Alarmzeichen für ein nahendes Gewitter sind böig auffrischender Wind oder elektrische Ladungen (Surren) in der Luft
Steigst du auf, obwohl du dich nicht bewegst, deutet dies auf sinkenden Luftdruck und eine Wetterverschlechterung hin. Bild: Foto von Lukas auf Unsplash
Wie verhalte ich mich im Falle eines Gewitters?
Solltest du trotz einer seriösen Tourenplanung von einem Gewitter überrascht werden, so können nachfolgende Verhaltensregeln helfen, deine Situation zu verbessern.
Verlasse möglichst schnell besonders gefährdete Orte wie ausgesetzte Grate, Gipfel oder Felstürme.
Falls es dir nicht mehr möglich ist, einen sicheren Ort wie eine Berghütte oder eine Biwakschachtel mit Blitzableiter aufzusuchen, bist du auch in grossen Höhlen oder innerhalb eines gleichschenkligen Dreiecks unter Felswänden weitestgehend vor direktem Blitzeinschlag geschützt.
Um Schrittspannung zu vermeiden und möglichst keinen direkten Einschlag zu provozieren, kauerst du dich am besten auf einem Rucksack oder einem trockenen Seil mit eng angelehnten Knien zusammen
In absturzgefährdetem Gelände empfiehlt sich eine Selbstsicherung sowie das Tragen eines Helmes, zumal einen der Stromstoss eines Blitzes regelrecht wegschleudern kann.
Metallische Gegenstände wie Pickel, Steigeisen oder Karabiner ziehen Blitze zwar nicht an, sind aber gute Leiter. Halte sie darum vom Körper fern und lagere sie wenn möglich einige Meter abseits.
Moderne Sportuhren sind nicht nur hilfreich, wenn es darum geht, die Zeit im Griff zu haben. Features wie beispielsweise Höhenmesser oder ein Unwetter-Alarm können dabei helfen, Wetterveränderungen frühzeitig zu erkennen.
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