Wer den Winter durch nicht regelmässig in der Halle klettern geht oder gar den garstigen Temperaturen draussen am Fels trotzt, wird zwangsläufig spätestens zum Frühlingsbeginn die Kletterausrüstung aus dem Schrank kramen. Der blinde Griff zum eingelagerten Material ist aber ein denkbar schlechter: Das von Wind und Wetter geplagte Seil, der durchgetragene Klettergurt und die abgenutzten Expressen. Damit in der Vertikalen emporsteigen ist fahrlässig und mitunter lebensgefährlich.
Wer die Euphorie kurz zum Eigennutzen dämpft und sich die nötige Zeit nimmt, um die eigene Ausrüstung genau unter die Lupe zu nehmen, ist gut beraten. Denn die Pflege von sicherheitsrelevantem Material ist keine Hexerei, das Aufspüren von Defekten schon gar nicht. Mit wenigen Handgriffen verleiht ihr eurem Material ein längeres Leben und mit dem Auge fürs Detail erkennt ihr schnell, wenn ein Gegenstand das Zeitliche gesegnet hat und ersetzt werden muss.
Seil ersetzen: So erkennt ihr Schäden
Hersteller von Seilen geben in der Regel tabellarisch an, wann ein Seil durch natürlichen Gebrauch ersetzt werden soll. Logischerweise schlägt dabei eine regelmässigere Nutzung auf die Lebensdauer. Die aktuelle Meinung pendelt sich hierbei so ein, dass ein Seil bei optimaler Lagerung ohne Benutzung nach 10 bis 12 Jahren ersetzt werden muss. Eines, das wöchentlich verwendet wird, hat bereits nach einem Jahr den Zenit überschritten. Das Herstellungsjahr und andere Angaben findet ihr am Seilende auf der sogenannten CE-Kennzeichnung.
Es gibt hier durchaus weniger konservative Meinungen und es ist durchaus denkbar, dass ein Seil auch bei starker Beanspruchung, solange keine offensichtlichen Schäden vorhanden sind, weiterhin genutzt werden kann. Hier scheiden sich jedoch die Geister, schliesslich sind Seile ungünstige Beispiele, wenn es darum geht, ein Auge zuzudrücken. Wer bedenken hat, ersetzt alte und oft benutzte Exemplare – alleine schon wegen des psychologischen Faktors.
Ein Seil wird auf jeden Fall ersetzt, wenn es folgende Merkmale aufweist:
- Wenn es mit (Batterie-)Säure oder anderen aggressiven Flüssigkeiten in Kontakt kam.
- Wenn es eine offensichtliche Beschädigung des Mantels bis zum Kern aufweist.
- Wenn eine ertastbare Beschädigung respektive ein Bruch des Kerns besteht. Das Seil ist an diesen Stellen deutlich dünner.
- Wenn eine Schmelzbeschädigung sichtbar ist, erkennbar an Spuren am Mantel.
- Wenn es steif ist und kein optimales Handling mehr erlaubt.
- Wenn es mehrfach gekürzt wurde und für geplante Touren keinen realistischen Einsatz mehr bietet.
- Wenn es gebraucht ist und aus einer euch unbekannten Quelle stammt.
Diese Schäden entstehen, wenn ein Seil extrem stark strapaziert oder schlichtweg falsch gelagert wird. Schwere Stürze, zu schnelles Abseilen, Seil-auf-Seil-Reibung, Steinschläge und dergleichen setzen einem Seil arg zu und verlangen nicht nur eine saisonale, sondern eine sofortige Kontrolle vor dem nächsten Einsatz.
Diese Kontrolle funktioniert mit Auge und Hand. Üble Verletzungen am Seil sind offensichtlich. Wenn ihr ein Seil durch eure Hände laufen lasst, werdet ihr Brüche, Schnitte und Hitzeschäden spüren. Den Kern checkt ihr, indem ihr das Seil leicht gebogen durch eure Hände gleiten lässt. Weiche und unterbrochene Stellen fallen so schnell auf. Verfärbungen, ein pelziger Mantel und dergleichen erkennt ihr in der Regel sofort, wenn ihr genau hinschaut.
Ein Seil optimal lagern und pflegen
Nebst mechanischen respektive offensichtlichen Schäden kann aber auch ein intaktes Seil durch falsche Lagerung strapaziert werden. So sollte es generell an einem dunklen, trockenen und kühlen Ort gelagert werden. Am besten liegend und sauber ohne Kringel aufgenommen. Der Kofferraum des Autos ist wegen der grossen Temperaturschwankungen ein ungeeigneter Ort, die langfristige Exponiertheit an der Sonne ebenfalls, da UV-Strahlung den Alterungsprozess des Materials beschleunigt.
Seile könnt ihr übrigens ohne weiteres waschen. Bei starker Verschmutzung am besten mit lauwarmem Wasser und einem milden Waschmittel für synthetische Stoffe reinigen. Es darf sogar in die Waschmaschine, jedoch nur bei maximal 30 Grad im Schonwaschgang für Wolle ohne Schleudergang. Das nasse Seil trocknet ihr aus erwähnten UV-Gründen nicht in der Mittagshitze, sondern ihr legt es – das ist wichtig, bitte nicht hängen - an einem schattigen Platz offen für einige Tage aus.
Die Ratschläge rund ums Seil gelten übrigens auch für Reepschnüre und Schlingen. Kleiner, aber wichtiger Unterschied: Nach dynamischen Stürzen, wenn sie diese überhaupt überstehen, ist ein Ersatz nötig.
Highlights aus dem Seilsortiment von Bächli Bergsport:
Einfachseil: Edelrid Heron Dry 9.8
Halbseil: Beal Gully GD Unicore 7.3
Hyperstatische Reepschnur: Mammut Glacier Cord 6.0
Mängel am Klettergurt erkennen
Beim Klettergurt verhält es sich in Sachen Haltbarkeit und Pflege sehr ähnlich zum Seil. Dies aus dem Grund, weil beide aus synthetischen Fasern bestehen. Daher ist eingängig vor allem die Nutzungsfrequenz ein Thema. Ein Gurt der mehrmals pro Woche umgeschnallt wird, erfährt einen rascheren Verschleiss als einer, der nur sporadisch zum Einsatz kommt – ähnlich wie beim Seil eben. Obschon ein qualitativ hochwertiger Klettergurt aus Polyamid bis zu 10 Jahre seine Dienste erfüllt, sind es bei anderen Spezialfasern weniger. Ausschlaggebend ist die jeweilige Gebrauchsanweisung und Empfehlung des Herstellers. Ein intakter Klettergurt wird in Rente geschickt, wenn er seinen Zenit überschritten hat.
Das Alter allein ist indes eine schwammige Angelegenheit. Darüber hinaus spielt nämlich auch die Art und Weise eurer Kletterei eine entscheidende Rolle. Wenn ihr primär am Projektieren seid und tendenziell viel stürzt, nah am Haken klettert und somit hart gesichert seid, besteht eine Quasi-Dauerbelastung eures Gurtes. Die Verschleisserscheinungen treten früher ein. Oder aber auch, wenn eure favorisierten Routen in Rissen oder durch Kamine sind, in welchen der Gurt am Fels schrubbt, leidet die Qualität.
Das Hauptaugenmerk auf Abnutzung legt ihr dabei auf die Bein- und Anseilschlaufe. Leichte Spuren sind noch kein Grund zur Panik, wenn jedoch sicherheitsrelevante Stellen durchgescheuert sind, dünn werden und sich langsam auflösen, gehört der Klettergurt ins Recycling oder in den Abfall. Einige Hersteller arbeiten übrigens mit andersfarbigen Materialkernen – sobald diese sichtbar werden, müssen die Alarmglocken schrillen. Des Weiteren kontrolliert ihr auch alle Nähte. Sind diese offen, gehört der Gurt ersetzt.
Speziell am Klettergurt sind auch die Teile aus Metall. Nebst typischen Defekten wie Rissen geht es hier vor allem um die Abnutzung durch längeren Gebrauch. Wenn Schnallen mit der Zeit scharf werden und de facto als Messer fungieren, muss ein neuer Gurt her.
Übrigens gilt beim Klettergurt so wie beim Seil auch die direkte Inspektion nach einem groben Sturz oder anderweitigen externen Einflüssen. Schäden in Form von Abnutzungserscheinungen werden unvermeidlich mit der Zeit kommen, physische Kräfteeinwirkungen können einen neuen Gurt aber auch direkt in der Kletterroute unbrauchbar machen.
So pflegt ihr euren Klettergurt
Auch bei der Lagerung und Pflege gibt es einige Parallelen zum Seil: Kein Kontakt mit aggressiven Flüssigkeiten, meidet lange und direkte Sonneneinstrahlung, Feuchtigkeit und Schmutz. Nasse Klettergurte müsst ihr stets an einem kühlen, dunklen Ort trocknen, da sonst das Material aushärtet und es dadurch entscheidend an Tragkraft verliert. Zudem sollte ein Klettergurt immer einzeln verstaut werden. Schlingen, Exen oder gar Seile gehören an den Gurt, wenn ihr ihn tragt, nicht, wenn er im Schrank eingelagert ist.
Ebenso wie das Seil könnt ihr euren verschmutzten Gurt ohne Probleme waschen: Bei 30 Grad, Wollprogramm und ohne Schleudergang.
Highlights aus dem Klettergurtsortiment von Bächli Bergsport:
Performance: Petzl Aquila
Allround: Blue Ice Cuesta Adjust
Alpin: Black Diamond Couloir
Big Wall: Wild Country Syncro
Sicherungsgerät überprüfen: So geht’s
Ob Tuber oder Halbautomat, das Sicherungsgerät gehört im Triangel mit Seil und Gurt zu den elementaren Aspekten, um mitunter lebensgefährliche Situationen zu vermeiden. Daher gilt auch diesem Gerät ein besonderes Augenmerk. Zwei Dinge sind dabei relevant: Das Seil darf nicht beschädigt werden und die Mechanik muss einwandfrei funktionieren.
Mit der Zeit wird das Material an eurem Sicherungsgerät immer weiter abgenutzt. Hierbei handelt es sich nicht per se um die Wärme, die beim Seildurchlauf entsteht – diese schadet eher dem Seil – sondern um die Reibung am Sicherungsgerät und für sich. Diese Abnutzung ist von blossem Auge gut zu erkennen. Wie viel es verträgt, geben die entsprechenden Hersteller an. Hier gilt jedoch das allgemein gültige Credo: Wenn das Gerät noch einsatzfähig ist, ihr euch jedoch nicht wohl fühlt, dann ersetzt es.
Ein weiterer Punkt sind physische Schäden. Kontrolliert euer Sicherungsgerät auf scharfe Kanten und andere Materialdefekte. Bereits kleine Kratzer können an neuralgischen Stellen euer Seil empfindlich beschädigen, wenn es darüber läuft. Vorsicht ist zudem geboten, wenn euer Gerät auf den Boden fällt. Gerade bei Halbautomaten können dabei innere Schäden auftreten, die ihr wahrscheinlich gar nicht bemerkt, im Einsatz aber zum Versagen führen können. Hier gilt die Faustregel: Bei einem Sturz ab 5 Metern wird das Sicherungsgerät sowieso ersetzt, alles darunter ist eine persönliche Ermessensfrage.
Was klar sein dürfte: Handeln, wenn euer Gerät nicht einwandfrei funktioniert. Widerstände beim Benutzen und ähnliches sind triftige Gründe für eine Neuanschaffung.
Die Pflege eines Sicherungsgeräts ist pragmatisch: Kratzer und Stürze vermeiden, so simpel es auch klingen mag. Wo ihr selbst Hand anlegen könnt, ist bei der Reinigung. Säubert alle beweglichen Teile regelmässig, wenn es welche hat. Und denkt daran, die Instandhaltung des Sicherungsgeräts dient vornehmlich auch der Haltbarkeit eures Seils.
Highlights aus dem Seilgerätesortiment von Bächli Bergsport:
Tuber: DMM Pivot
Halbautomat: Petzl Grigri+
Schäden an Karabinern und Expressen ausmachen
Sie geniessen einen vielseitigen Einsatz und dienen als Verbindungsglied am Körper sowie am Fels: Karabiner. Und auch wenn Metall prinzipiell keine maximale Lebensdauer innehat, so leidet es mit der Zeit unter der Dauerbelastung beim Klettern. Zur Beurteilung kann ähnlich wie beim Sicherungsgerät vorgegangen werden, indem die Abnutzung des Materials begutachtet wird. Relevanteste Stelle ist sicherlich am Kontaktpunkt respektive dem Seildurchlauf. Öfters hinschauen lohnt sich vor allem bei Modellen aus Aluminium. Das Material ist zwar superleicht, aber nicht so strapazierfähig wie beispielsweise Edelstahl.
Durch die Reibung können überdies scharfe Kanten entstehen. Will heissen, wenn der Materialverlust zwar akzeptabel, die Gefahr eines Schnittes im Seil jedoch zu gross ist, gehört der Karabiner entsorgt.
Abgetragenes Metall ist offensichtlich. Weniger sind es Haarrisse, die entstehen können, wenn Karabiner auf den Boden fallen. Diese sind von Auge nicht erkennbar, können sich aber bei weiterer Belastung ausdehnen und zum Bruch des Karabiners führen. Wie bei den Sicherungsgeräten gilt die Faustregel: Ab einem Sturz von 5 und mehr Metern wird ein Karabiner ersetzt, auch wenn er optisch tadellos aussieht.
Wiederum offensichtlich sind Schnapper und Drehverschlüsse, die nicht richtig funktionieren oder gar Kleinteile, die fehlen. Gerade Federn und Nieten sind Schwachpunkte in der Karabiner-Konstruktion und geben am ehesten den Geist auf.
Vorsicht übrigens bei Expressen. Beachtet, dass hier nicht primär die Karabiner, sondern das Verbindungsstück aus synthetischen Fasern den schwächsten Teil bildet. Offene Nähte sind ein No-Go, skeptisch solltet ihr auch werden, wenn eure Expressen permanent in einer Wand draussen hängen, Wind und Wetter sowie UV-Strahlung ausgesetzt sind.
Achtung auch vor dem polysportiven Einsatz. Karabiner, die unter Dauerbelastung stehen – beispielsweise beim Slacklinen – gehören zur Zweitverwendung nicht in die Kletterroute.
Highlights aus dem Karabinersortiment von Bächli Bergsport:
Expressset: Mammut Sender Keylock 12cm 6-Pack
HMS-Karabiner: Climbing Technology Snappy Steel SG
Normalkarabiner: Wild Country Helium 3.0 Rack Pack
So hält ihr euren Kletterhelm in Schuss
Die Lebenserwartung eines unbeschädigten Helmes liegt bei rund 10 Jahren. Spätestens ab dann nimmt die Schutzleistung frappant ab. Das Plastik leidet unter der direkten noch Sonne mehr – wenn ihr sehr oft draussen klettert, macht euer Helm durch die Strahlung nach der Hälfte der Zeit bereits schlapp.
Kriegt ihr einen Stein ab oder erfahrt der Helm einen anderweitigen Aufprall, solltet ihr generell über eine Neuanschaffung nachdenken, geht der euer Kopfschutz zu Bruch, wird er in jedem Fall ersetzt. Oberflächliche, sichtbare Schäden sind übrigens das eine, innere Defekte jedoch das andere. Nicht immer sind es Dellen und Brüche, die einen Helm nutzlos machen. Daher Vorsicht vor falschem Sicherheitsempfinden.
Wer aufs Äusserliche schaut, muss auch auf die inneren Werte achten: Nicht nur die Schale, sondern auch der schützende Schaumstoff ist beim Helm relevant. Hat sich dieser gelöst, ist das ein Indiz einer Beschädigung durch äusserliche Einwirkungen oder eines Produktionsfehlers. So oder so gehört der Helm in einem solchen Fall ersetzt.
Weiter kontrolliert ihr sämtliche Riemen, Schnallen und Einstellungsmöglichkeiten. Funktionieren diese Elemente nicht tadellos, kann das fatal werden. Euer Helm sitzt nicht richtig, verrutscht und schützt euch dann zu wenig.
Die Pflege eures Kletterhelms ist indessen denkbar simpel. Den innenliegenden Schaumstoff könnt ihr mit lauwarmem Wasser waschen, bei stark verschwitzten Teilen nutzt ihr ein klein wenig Seife. Danach spült ihr das Ganze gründlich ab.
Ein Dauerthema sind Sticker auf dem Helm. Sind diese schädlich fürs Material? Tendenziell ja. Viele Helmschalen bestehen aus ABS-Kunststoff (Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer für chemisch Bewanderte), der zäh gegenüber Schlägen und witterungsbeständig ist – auch Polypropylen wird verwendet, das ähnliche Eigenschaften aufweist. Wie dem auch sei, diese Materialien sind beständig gegen Öle, Alkohol und Wasser; gegen Lösungsmittel, die sich in Lacken und Klebemitteln befinden, jedoch nicht. Im Extremfall kann ein Kleber einen Helm also tatsächlich zerstören. Manche Hersteller bieten jedoch unbedenkliche Klebepads an, auf denen Sticker platziert werden können. Nutzt diese, wenn ihr eurem Kopfschutz eine persönliche Note geben wollt.
Highlights aus dem Helmsortiment von Bächli Bergsport:
Hartschalenhelm: Salewa Vayu 2.0
Schaumstoffhelm: Edelrid Salathe Light
Hybridhelm: Black Diamond Vision
Fazit
Die essenzielle Kletterausrüstung rettet im wortwörtlichen Falle eines Falles euer Leben. Es ist daher unabdingbar, dieses regelmässig auf Abnutzungserscheinungen zu prüfen – nicht nur nach Sturzsituationen, sondern im Speziellen dann, wenn ihr daheim genügend Zeit habt und euer Material für die Saison in vertikalem Gelände hervorholt.
Es gibt offensichtliche und versteckte Mängel, die ihr erkennen müsst. Und auch wenn modernes Equipment für den Klettereinsatz enorm strapazierfähig ist, so gilt im Zweifelsfall die Entsorgung. Um eurer Ausrüstung ein möglichst langes Leben zu geben, ist eine regelmässige Pflege und eine sorgfältige Lagerung nötig. Achtet ihr auf diese Dinge, steht dem unbeschwerten Klettertrip nichts im Wege.
Das Klettersortiment bei Bächli Bergsport
Recyclingprogramm von Bächli Bergsport
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