Dieses Jahr könnte sich wiederholen, was wir im vergangenen Sommer schon erlebt haben: Es wird heiss in den Alpen und durch den schneearmen Winter auch sehr trocken. Schon 2022 drohte einigen SAC-Hütten die vorzeitige Schliessung wegen Wassermangel. Auch beim Wandern können wir uns längst nicht mehr darauf verlassen, dass frisches Quellwasser fröhlich aus dem Felsen sprudelt. Das hat auch Einfluss auf unsere Routinen: Wenn es nach Tobias Waltenberger geht, gehört ein Wasserfilter mittlerweile zur Grundausstattung beim Wandern und Trekking. Für den Abteilungsleiter Hartwaren in der Bächli-Filiale in Basel «gibt es kaum einen Grund, den Filter zu Hause liegen zu lassen», sagt er. Auf einfachen Tageswanderungen reicht es zumeist aus, ausreichend Flüssigkeit mitzunehmen. Je nach Dauer, Intensität und Wetter etwa eineinhalb bis drei Liter pro Person. Familienväter und natürlich auch Mütter freuen sich auch auf Tagestouren über Entlastung, weiss Bächli-Experte Waltenberger. Wenn er mit seiner Frau und den zwei Kindern unterwegs ist, kommen schnell mal acht Liter zusammen. Ein Wasserfilter erleichtert das Gepäck dann auch auf Tagestouren ungemein, selbst das schwerste Modell wiegt nur so viel wie ein halber Liter Wasser. «Da lohnt sich ein Filter», sagt er. Und wer eine längere Hüttentour in den Alpen unternimmt oder in unerschlossene Gegenden zum Trekking aufbricht, sollte einen Wasserfilter sowieso im Gepäck haben.
Mikroskopische Gefahr
Der beste Filter hilft nichts, wenn kein Wasser vorhanden ist. Eine gute Tourenplanung klärt schon vorab per Karte oder Wanderführer, wo mögliche Quellen und Gewässer auftreten. Im Zweifel kann auch ein Anruf beim Hüttenwirt oder im örtlichen Tourismusbüro Aufschluss über den Zustand der Seen und Bäche geben. Bei der Entnahme sind Fliessgewässer stehenden Gewässern vorzuziehen, und je weiter oben man sich an einem Wasserlauf befindet, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Tierkadaver das Wasser unterhalb verunreinigt. Denn auch wenn das Wasser augenscheinlich sauber aussieht, sollte man dennoch vorsichtig sein. Die Verunreinigungen, die uns wirklich gefährlich werden können, sieht man nur unter dem Mikroskop. Wasser kann mit Bakterien, Viren, Pilzen, Protozoen (Parasiten) kontaminiert sein. Hinzu kommen unappetitliche Schwebstoffe aus Rückständen wie Erde, Staub, Pflanzenresten, Kot und Algen.
Gegen diese Arten der Verunreinigung haben die Hersteller mittlerweile zuverlässige Produkte auf den Markt gebracht. Führend sind die Marken Katadyn und MSR. Beliebt sind mechanische Wasserfilter, bei denen das Wasser durch Filterkammern gedrückt und dadurch gereinigt wird. Das funktioniert entweder per Gravitation, durch manuellen Druck (Squeeze-Flasche) oder mittels einer eingebauten Handhebelpumpe. Grundsätzlich gilt: Je kleiner die Poren des Filtermaterials sind, desto besser ist das Reinigungsergebnis. Bei gleichbleibendem Druck nimmt dafür die Durchflussrate ab. Aber kann man wirklich aus jedem Tümpel und überall trinkbares Wasser filtern? «In unseren Breitengraden auf jeden Fall, weil die Filter zuverlässig Schwebeteilchen und Bakterien filtern », sagt der Bächli-Experte. Ein Filter mit einer Durchlässigkeit von 0,1 bis 0,3 Mikron ist für Alpentouren normal und völlig ausreichend. Wer aber zum Beispiel in tropischen Gebieten unterwegs ist, sollte darauf achten, dass der Filter auch Viren erfasst. Für diesen Zweck eignet sich zum Beispiel der Guardian von MSR. Er hat eine sehr geringe Durchlässigkeit von 0,02 Mikron und «nimmt alles raus, sogar Viren», erklärt Waltenberger.
Welches Filtermaterial?
Wer sich mit mechanischen Wasserfiltern beschäftigt, stösst bald auf die unterschiedlichen Filtermaterialien. Hohlfaserfilter, Glasfaserfilter und Keramikfilter sind die gebräuchlichsten, manche Modelle kombinieren auch verschiedene Filter. Dazu kommt im Trekkingbereich oft ein Aktivkohlefilter, der dabei hilft, den teils modrigen Geschmack zu neutralisieren. «Bei schnell fliessenden Gewässern schmeckt man das meistens nicht», sagt Waltenberger. Hohl- und Glasfaserfilter sind im Vergleich zu Keramikfiltern leichter und unempfindlicher gegen Stösse – einen Wasserfilter mit Keramikeinheit sollte man möglichst nicht fallen lassen. Wer länger unterwegs ist und teils nur aus stehenden Gewässern entnehmen kann, greift eher zu einem Keramikfilter: Sie setzen in partikelreichem Wasser weniger schnell zu, sind leichter zu reinigen und haben eine deutlich längere Filterkapazität.
Zum Vergleich: Für das Keramikmodell Pocket gibt Katadyn eine Filterkapazität von 50‘000 Litern an, für den Glasfaserfilter Hiker Pro dagegen 1000 Liter. Sowohl Keramik- als auch Faserfilter sind in der Regel austauschbar, auch Aktivkohle kann nachgefüllt bzw. getauscht werden. Praktisch ist in solchen Fällen auch ein Entnahmeschlauch mit Vorfilter und Schwimmer: So wird nur unverschlammtes Wasser von der Oberfläche entnommen. Für den Aufnahmebehälter haben einige Filter ein Gewinde zur Aufnahme von Standard-Weithalsflaschen.
Unkompliziert: Beim BeFree trinkt man direkt durch den integrierten Filterkopf. Hauchdünne Hohlfasern filtern das Wasser, während es das Mundstück passiert.
Modelle mit Handpumpe
Modelle mit Handpumpe erzeugen etwas mehr Druck und können daher das Wasser durch feinere Poren filtern.
Der leichte (1) Hiker Pro (233 g) von Katadyn hat einen Pumpstössel und kombiniert einen Hohlfaserfilter mit Aktivkohlegranulat. «Der ist von der Ausstattung einfach gehalten und ist mit 109 CHF relativ günstig», sagt Waltenberger, aber für den Jahresurlaub in den Alpen oder eine Trekkingtour in Skandinavien ausreichend. Der Vario verfügt über Glasfaser- und Aktivkohlefilter. Er ist mit 425 Gramm knapp doppelt so schwer, kann mit seinem Handhebel aber mehr Druck aufbauen. Zudem lässt sich hier optional eine (austauschbare) Keramikscheibe vorschalten, was sich bei verschmutztem Wasser empfiehlt. Ganz auf Keramikfilter setzen die Katadyn-Modelle Pocket (550 g) und Combi (580 g), beim Combi ist auch eine Aktivkohleeinheit dabei. Sie sind extrem ausdauernd und langlebig – Katadyn gibt auf den Pocket eine Garantie von 20 Jahren – und ist damit erste Wahl für lange Expeditionen in der Wildnis.
Modelle zum Squeezen
Einzelpersonen empfiehlt Waltenberger die (2) BeFree von Katadyn, eine ultraleichte, kompakte Trinkflasche mit integriertem Hohlfaserfilter im Mundstück. Die Softflask kann einfach unterwegs aufgefüllt werden, das Wasser wird direkt beim Trinken gefiltert. Bei 600 Milliliter Volumen wiegt das komplette System gerade einmal 59 Gramm. Je nach Wasserqualität reinigt der Filter etwa 1000 Liter. Eine ähnlich leichte Alternative ist der (3) Trailshot Microfilter (150 g) von MSR, den man mit einer kleinen Quetschpumpe bedient. Ganz auf Gravitation basiert der BeFree Gravity Filter von Katadyn (284 g). Zum Filtern füllt man den Zehn-Liter- Wassersack und hängt ihn über einen Auffangbehälter (zum Beispiel einen faltbaren Eimer) – eine gute Lösung vor allem für grosse Gruppen.
Kochen oder Chemie:
Filter-Alternativen
Wer keinen Wasserfilter, aber einen Kocher dabei hat, kann das Wasser auch einmal sprudelnd abkochen. Dadurch tötet man zumindest Pilze, Viren und Bakterien ab. Schwermetalle und Salze wie Arsen, Blei und Nitrat können aber nur durch grosse, ortsgebundene Filter entfernt werden. Zudem bleiben Schwebeteilchen übrig. Auch Chemie kann eine Alternative sein. In diesem Bereich hat sich vor allem Micropur von Katadyn einen Namen gemacht. Die Tropfen bzw. Tabletten dienen zur Konservierung von Trinkwasser, was mit Micropur bis zu sechs Monate lang möglich ist. Micropur Forte in Tablettenform kann auch bei Virenexposition eingesetzt werden. Man füllt eine Flasche mit Wasser, träufelt einige Tropfen Micropur Forte hinzu, lässt es zwei Stunden stehen – danach ist das Wasser trinkbar. Mit Micropur Antichlorin von Katadyn neutralisiert man den chlorigen Geschmack des Wassers. «Natürlich ersetzen die Tropfen bei der Wasseraufbereitung nicht den Filter», gibt Waltenberger zu bedenken, denn Schmutzpartikel und grobe Unreinheiten kann Micropur nicht beseitigen.
Eine Lösung für Reisen, Expeditionen
und grosse Gruppen sind Gravitationsfilter
mit viel Volumen.
Egal, für welches System man sich entscheidet: Bevor man mit dem neuen Wasserfilter auf grosse Tour geht, sollte man sich mit der Bedienungsanleitung auseinandersetzen. Bei der Pflege der Filter sollte man darauf achten, den Filter regelmässig zu säubern und ihn nach Gebrauch richtig trocknen zu lassen, um Schimmelbildung vorzubeugen. Wer auf lange Tour aufbricht, dem empfiehlt es sich zudem, wichtige Ersatzteile dabeizuhaben, um Probleme schnell beheben zu können. Eine Schwachstelle sind zum Beispiel Dichtungsringe. Wenn die Ringe zu trocken werden, sollte man diese nachfetten. Ein Probedurchlauf ist essenziell, damit man unterwegs keine bösen Überraschungen erlebt. Der Bächli-Experte beruhigt aber: «Die Gefahr, ungefiltertes Wasser zu trinken, besteht nicht». Wenn der Filter falsch zusammengebaut ist, funktioniert er einfach nicht. Tobias Waltenberger empfiehlt aber ganz klar, zur Beratung in eine Bächli- Filiale zu kommen. «Wir kennen uns aus und können unseren Kunden und Kundinnen den richtigen Filter empfehlen », sagt er, und selbstverständlich auch erklären, wie er funktioniert.
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