Standortfrage
Während man zum Sonnenuntergang meist noch umherspaziert
und dann (am besten gut aufgewärmt) in
den Schlafsack schlüpft, bleibt man für den Sonnenaufgang
gern noch in selbigem liegen. Ideal ist dann
ein freier Blick nach Osten – der verschafft auch früh
die ersehnte, wärmende und trocknende Morgensonne. Die
aussichtsreichsten Plätze sind oft auch besonders
windexponiert – der perfekte Platz ist meist ein
Kompromiss aus vielen Faktoren. Mit Karte, Webcams,
Satellitenbildern und Sonnenstand-Tools lässt
sich einiges ausschliessen, wirklich fündig wird man
aber erst vor Ort.
Mauerbau
Eine aus umliegenden Steinen errichtete
Schutzmauer mindert Windböen. Zugleich
dient sie als Begrenzung des Aktionsradius,
speziell in ausgesetztem Gelände. Gelegentlich
stösst man im Gebirge auf solche
Mauern oder Reste davon. Gut erhaltene
Mauern sind ein Indiz dafür, dass der Biwakplatz
gut gewählt ist.
Der Prinz auf der Erbse: Unterlagen
Ralphs Komplett-Setup weist fast so
viele Schichten auf wie im Märchen:
Eine Faltmatte aus geschlossenzelligem
Schaumstoff dient als Grundlage und
Bodenschutz. Darauf folgt eine Luftmatte
für Isolation und Schlafkomfort. So werden
auch Nächte auf Böden erträglich,
die sich nicht einebnen lassen. Den wärmebewahrenden
Schlafsack schützt ein
Biwaksack vor Wind und Niederschlag
(Tau!). Gute Biwaksäcke haben auch ein
Mückennetz.
Vorausschauende Wasserversorgung
Vorausschauender Umgang empfiehlt sich mit
dem Thema Wasser. Wer im Voraus nicht zweifelsfrei
klären kann, ob Schneefelder oder gar
Quellen in der Nähe verfügbar sind, deckt sich
bei der letzten Gelegenheit mit Trink-, Koch- und
etwas Waschwasser ein – durstig macht auch
ein geplantes Komfortbiwak wenig Freude. Für
grössere Mengen (4 bis 6 Liter) sind Wasserschläuche
eine gute Wahl. Wer's braucht: Für
die Katzenwäsche genügen auch zwei bis drei
Feuchttücher – die man wie alles andere natürlich
wieder mit ins Tal nimmt.
Nahrung
Gefriergetrocknete Fertigmahlzeiten sind leicht, nahrhaft und mangels Geschirr
entfällt der Abwasch. Tipp: Ein möglichst langer Löffel erleichtert das
Auskratzen der Tüten. Mancher Biwakfan schwört auf ein kleines Fläschchen
mit Olivenöl zum Aufpeppen der «Astronautennahrung». Wer kochtechnisch
aktiver werden will, als nur heisses Wasser aufzugiessen, kann den Aufstieg
ins Biwak nutzen und z.B. Couscous, Linsen oder andere Hülsenfrüchte in
kaltem Wasser quellen lassen. Nüsse oder kleinen Naschkram kann man gut
in wiederverschliessbaren Ziplocks transportieren.
Gimmicks und Gadgets
Eine Wärmflasche muss man nicht extra
mit auf den Berg schleppen: Es genügt,
das Teewasser für den nächsten
Morgen schon abends heiss mit in den
Schlafsack zu nehmen. Prinzipiell ist die
Skala an kleinen Helferlein nach oben
offen. Von faltbaren Bechern über aufblasbare
Kopfkissen und Powerbanks
bis hin zu isolierten Bierflaschen, kompakten
Kaffeekochern und ultraleichten
Pfeffermühlen: Für fast jeden denkbaren
Luxus gibt es heutzutage eine Lösung.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Kaum
etwas macht zufriedener, als mit wenig
gut auszukommen.
Tatortreiniger
Selbstverständlich hinterlässt man den
Biwakplatz so sauber, wie man ihn vorgefunden
hat.
Rücksicht auf Natur
und Umwelt
Verglichen mit anderen Alpenländern
ist das Biwakrecht in der Schweiz sehr
liberal. Damit das so bleibt, steht über
dem eigenen Genuss natürlich die
Rücksicht auf Natur und Umwelt. Biwaks
in Schutzgebieten sind tabu, es
gilt der Grundsatz «Leave no Trace».
Weitere Informationen zu Biwak- und Campingregeln findest du in diesem Blogbeitrag
Fotos: Urs Nett
Sehr spannender Beitrag. Mich würden noch die Artikel interessieren, von denen im Beitrag geredet wurde und die Ralph selbst nutzt.
Z.B. welchen Rucksack, Biwaksack, Faltmatte, Wasserschlauch, etc.
Ist es möglich, die Ausrüstung, welche Ralph für dieses Biwak genutzt hat, zu verlinken?
Danke und Gruss
Flo