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Brückenschlag in den Bergen

Fabian Reichle & Niklas Stauffacher, Mittwoch, 12. Mai 2021

Auffahrt, freier Tag. Während der Donnerstag als offizieller Feiertag gilt, lockt der Freitag als Brückentag für ein langes Wochenende. Und wie könnten wir einen Brückentag besser zelebrieren als mit dem namengebenden Element, von denen es in der Schweizer Alpenwelt die spektakulärsten Konstruktionen gibt: Brücken.

Es ist ein logisches Unterfangen: In einem zerklüfteten Land wie der Schweiz mit steilen Felswänden und tiefen Schluchten ergeben Brücken Sinn. Seit jeher verbinden sie Ortschaften miteinander, durch sie werden Stunden Marschzeit eingespart. Was früher primär Mittel zum Zweck war, ist heute touristisch wertvolle Architektur. Über die reine Notwendigkeit hinaus kann eine Brücke auch an und für sich Grund genug sein für eine Wanderung und ihr das entscheidende Highlight verleihen. Denken Sie beispielsweise an die einmalige Aussicht, die sich uns oftmals bietet, duzende Meter über einem Abgrund und doch stabil und sicher auf dem Holz- oder Stahlkonstrukt stehend. Eine Vogelperspektive, die uns als Menschen, die zu Fuss unterwegs ist, nur selten gegönnt ist. Und wer den Blick in die Tiefe nicht mag, geniesst die Rundumsicht, bevor der Wanderweg wieder zwischen Bäumen oder Felsen verschwindet.

Im Folgenden stellen wir Ihnen im Zeichen des Brückentages einige besondere Exemplare in der Bergwelt vor und hoffen, dass Sie den Rückentag nicht nur als Überbrückung zwischen Feiertag und Wochenende betrachten, sondern als einen geschenkten Wandertag geniessen. Vielleicht ja auf einer der folgenden Wanderungen? 

Charles Kuonen-Brücke

Der Superlativ zum Beginn. Die Charles Kuonen-Brücke ist Teil des Europawegs von Grächen nach Zermatt im Wallis. Allein das Panorama auf der Zweitagestour ist imposant: Matterhorn, Weisshorn, die Berner Alpen – allesamt sind sie im Blickfeld. Das Highlight ist jedoch die Hängebrücke in der Nähe von Randa. Knappe 500 Meter lang ist sie – Weltrekord.


Charles Kuonen-Brücke


Salbitbrücke

Lediglich 90 Meter lang ist die Salbitbrücke in den Urner Alpen am Salbitschijen. Dafür ist das Drumherum umso atemberaubender. Der Übergang über die «Stotzig Chäle» ist über einen Alpinwanderweg (T4) erreichbar. So geht es also über Geröllfelder, Steinblöcke und auch eine Leiter zur Hängebrücke. Wer es gemütlich nimmt, übernachtet in den SAC-Hütten Salbit oder Voralp. Brücken sind in der Region übrigens von grosser Bedeutung. Man denke nur an Suworow, der mit seinem Heer gegen die Franzosen bei der Teufelsbrücke kämpfte.


Salbitbrücke


Klettersteig Jägihorn

Darf es etwas schwindelerregender sein? Dann ist der Klettersteig Jägihorn bei Saas-Grund genau das Richtige für Sie. Der Steig allein ist wunderschön geschraubt, mit vielen natürlichen Klettereien. Stets im Schwierigkeitsgrad K3 mit einigen kurzen K4-Stellen. Das Highlight ist jedoch die Variante kurz vor dem Gipfel. Hier geht es über eine Hängebrücke, die es wirklich in sich hat. Wacklig, primitiv und pulstreibend – aber stets sicher. Wer dieses Abenteuer wagen möchte, muss sich jedoch noch etwas gedulden, bis der letzte Schnee geschmolzen ist und der Klettersteig begehbar wird. 


Brücke im Jägihorn-Klettersteig


Salginatobelbrücke

Etwas ruhiger wird es bei der Salginatobelbrücke bei Schiers im Bündner Prättigau. Moment, eine Betonbrücke, über die Autos fahren? Ja genau. Denn die 1930 fertiggestellte Brücke ist ein absolutes Architektur-Highlight und gilt als Meisterleistung der Ingenieurskunst. Sie trägt etliche Auszeichnungen, unter anderem den Titel «World Monument». Kommt hinzu, dass sie perfekt mit der wunderschönen Umgebung des Prättigaus verschmilzt. Wandern kommt hier auch nicht zu kurz. Wie wäre es beispielsweise mit einer Tour von Schiers durchs wilde Schraubachtobel nach Schuders mit Rückweg über die Salginatobelbrücke?


Salginatobelbrücke


Ponte dei Salti

Es war der Medienrummel schlechthin vor einigen Jahren. Einige Junge aus Mailand entdeckten das Verzascatal, den ganzen Sommer durch war das beschauliche Idyll im Tessin überfüllt. Wir können es niemandem übelnehmen, das Verzascatal ist wunderschön. Das Juwel ist der kleine Ort Lavertezzo mit der historischen Brücke Ponte dei Salti. Aus Stein gebaut führt sie über die türkisschimmernde Verzasca. Die Brücke besuchen Sie am besten zu Fuss, denn das ganze Tal ist ein Wanderparadies.


Ponte dei Salti


Klettersteig Kandersteg-Allmenalp

Es muss nicht immer architektonisch spektakulär sein. Manchmal tun es auch einfach drei Stahlseile. So zu finden im Klettersteig auf die Allmenalp ausgehend von Kandersteg im Kanton Bern. Die Brücke ist kurz und nur Teil von vielen interessanten Elementen im Steig, aber genau das macht sie so interessant: Wann sind Sie das letzte Mal so unbeschwert auf einem Seil über einen Abgrund balanciert?


Brücke im Klettersteig Kandersteg-Allmenalp


Triftbrücke

Die Triftbrücke führt über den gleichnamigen Gletscher im Gadmertal. Obschon die Brücke fantastisch gelegen ist, ist ein fader Beigeschmack nicht von der Hand zu weisen. Früher war dieser Übergang über das Eis des Gletschers möglich. Wer auf der Brücke steht und sieht, wo sich die Gletscherzunge mittlerweile befindet, wird sich unweigerlich des Rückgangs der Eisgiganten bewusst.


Triftbrücke


Klettern am Pont de Pérolles

Seit beinahe 20 Jahren bietet die Pérollesbrücke nahe Freiburg eine ganz besondere Gelegenheit der urbanen Kletterei: An den Pfeilern der 75 Meter hohen Brücke wurden Routen in den Schwierigkeitsgraden 5b-7c+ eingerichtet. Das ganze Jahr über zugänglich und vor Regen geschützt bietet der Pont de Pérolles eine ganz neue Art, eine Brücke zu entdecken – von unten her vertikal emporsteigend.


Pont de Pérolles


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