Was verstehen wir unter Anfänger-Steig? Das ist natürlich subjektiv. Berggänger mit Klettererfahrung werden sich schneller am Stahlseil wohlfühlen als solche, die noch nie in der Vertikalen unterwegs waren. Als Obergrenze setzen wir für die folgende Liste dennoch die Schwierigkeitsstufe K3. Alles darüber wäre vermessen und fürs erste Herantasten verantwortungslos. Bevor man euphorisch in eine Wand einsteigt, ist es unumgänglich, sich mit den Regeln und Sicherheitsmassnahmen in Klettersteigen auseinanderzusetzen. Eine entsprechende Übersicht gibt es auf unserem Blog.
Material bereit? Kletterregeln eingeprägt? Dann steht euch eurem ersten Abenteuer auf dem eisernen Weg durch die nächste Felswand nichts im Wege. Viel Spass.
Klettersteig Eggstöcke, Braunwald
Foto: braunwald.ch
Der Klassiker für all diejenigen, die Klettersteig-Luft schnuppern und eine Top-Aussicht geniessen möchten. Die Route führt über die Leiteregg und die drei Eggstöcke, wobei der letzte Aufstieg kurz und heftig ist (K5). Dieser Teil muss jedoch nicht begangen werden, vorher kann via Strickleitern abgestiegen werden. Der Klettersteig ist schön elegant der Wand entlang gebaut, maximal K3. Die Gipfel sind schnell erreicht, wo gemütliches Grat- und Brückenlaufen angesagt ist. Und auch der Zustieg ist komfortabel: Mit dem Sessellift geht’s von Braunwald zum Berggasthaus Gumen. Hier gibt es Mietmaterial und einen gemütlichen Weg zum nahegelegenen Einstieg.
Infos zum Klettersteig
- Ort: Braunwald, GL. Über die Eggstöcke.
- Schwierigkeitsgrad: K2, kurze Stellen K3 (Schlussvariante K5).
- Dauer im Steig: Über die ersten zwei Eggstöcke etwa 4,5h.
- Ausgangspunkt: Wanderweg ab Berggasthaus Gumen (erreichbar via Sessellift).
- Weitere Infos: klettersteige.ch und offizielle Tourismusseite Braunwald.
Diavolo-Klettersteig, Andermatt
Foto: andermatt-sedrun-disentis.ch
Auf den Spuren von Suworow. Bei der Teufelsbrücke in der Schöllenenschlucht, wo der russische General einst die französischen Truppen bekämpfte, ist heute der Einstieg zu einem spannenden Klettersteig. Rund einen Kilometer lang und grösstenteils auf Grasbändern und Platten verlaufend, ist die Route nicht allzu sehr auslaugend. Auch der Schwierigkeitsgrad, der sich zwischen K2 und K3 einpendelt, ist für Beginner angenehm zu meistern. Spektakulär ist vor allem die Aussicht in die wilde Schlucht. Idealer Ausgangspunkt ist Andermatt, von dessen Bahnhof es in rund 20 Minuten Gehdistanz losgeht.
Infos zum Klettersteig
- Ort: Andermatt, UR. Über der Schöllenenschlucht.
- Schwierigkeitsgrad: K2, kurze Stellen K3.
- Dauer im Steig: Etwa 2,5h
- Ausgangspunkt: Von Andermatt zum Suworow-Denkmal bei der Teufelsbrücke.
- Weitere Infos: Webseite Andermatt Sedrun Disentis
Brunnistöckli, Engelberg
Foto: Engelberg-Titlis Tourismus
Höllensprosse und Teufelsschlund – nur keine Angst von den einschüchternden Namen der Elemente im Klettersteig, er ist eigentlich ganz harmlos. Das Brunnistöckli bei der Brunnihütte SAC ist für alle machbar, auch für Familien. In K2-Manier geht es rund 200 Meter in die Höhe, die Hängebrücken sind dabei ein besonders tolles Erlebnis. Ambitionierte Kletterer steigen in den Zittergrat ein, eine K4-Variante, die ebenfalls auf demselben Gipfel endet.
Infos zum Klettersteig
- Ort: Engelberg, OW. Auf das Brunnistöckli.
- Schwierigkeitsgrad: K2
- Dauer im Steig: Etwa 45min
- Ausgangspunkt: Via Wanderweg ab der Brunni Bergstation (erreichbar via Seilbahn und Sessellift).
- Weitere Infos: Tourismus Engelberg.
Tälli-Klettersteig, Gadmen
Ein wahres Urgestein. Der Tälli-Klettersteig war der erste seiner Art in der Schweiz. Auf etwa 600 Metern führt er durch die Gadmerfluh beim Sustenpass. Nie zu steil, dafür oft durch die Wand querend ist der Klettersteig trotz K3-Schwierigkeit relativ einfach zu meistern. Relativ daher, weil Zu- und Abstieg nicht ganz simpel und vor allem lang sind. Wer sich die lange Tour von rund sechs Stunden zutraut, wird dafür mit einer unbeschreiblichen Aussicht vom Gipfel und der vielleicht besten Rösti des Landes auf der Tällihütte belohnt.
Infos zum Klettersteig
- Ort: Gadmen, BE. Via der Gadmerflue auf den Tällistock
- Schwierigkeitsgrad: K3
- Dauer im Steig: Etwa 2,5h (Achtung: Zu- und Abstieg etwa 3,5h)
- Ausgangspunkt: Via Wanderweg ab der Tällihütte (erreichbar via Seilbahn).
- Weitere Infos: Webseite Grimselwelt und SAC Tourenführer.
Eiger-Rotstock-Klettersteig, Grindelwald / Wengen
Hier gibt es eine kleine Prise der legendären Eiger Nordwand. Am rechten Ausläufer des massiven Felsmonuments liegt der Rotstock-Klettersteig. Während etwas weiter drüben die Profialpinisten durch die Wand kraxeln, geht es hier gemütlicher zu und her. 260 Meter hoch, K2-Schwierigkeit, bestens gesichert. Der Zustieg erfolgt ab der Station Eigergletscher.
Infos zum Klettersteig
- Ort: Grindelwald / Wengen, BE. Auf den Rotstock, Ausläufer der Eiger Nordwand.
- Schwierigkeitsgrad: K2
- Dauer im Steig: Etwa 1,25h
- Ausgangspunkt: Ab der Bahnstation Eigergletscher über den Eiger-Trail zum Einstieg.
- Weitere Infos: SAC Tourenführer
Krokodil-Klettersteig, Göschenen
Foto: SAC, Andreas Banholzer / Toni Fullin
Hier wird viel mit dem Fels gearbeitet, daher fühlt sich der Krokodil-Steig am Berseeschijen Vorbau wohl so natürlich an. Start ist bei der Bergseehütte. Etwas knackig ist die Route, sie bewegt sich im K3-Bereich. Wer wissen will, wie es zum Bau des Steigs kam, liest am besten unser Interview mit Toni Fullin, dem Erbauer.
Infos zum Klettersteig
- Ort: Göschenen, UR. Auf den Bergseeschijen Vorbau.
- Schwierigkeitsgrad: K3
- Dauer im Steig: Etwa 2,5h (Achtung: Abstieg T4, Zustieg zur Hütte ca. 2,75h)
- Ausgangspunkt: Auf einem Wanderweg ab der Bergseehütte.
- Weitere Infos: SAC Tourenführer
Ausflug: Darf es ein bisschen mehr sein?
Einmal von der Klettersteig-Faszination gepackt, lässt sie einen kaum mehr los. Logisch, dass nach den ersten Erfahrungen die höheren, luftigeren und knackigeren Steige locken. Auch dafür bietet die Schweiz eine Fülle an verschiedenen Routen. Einige Highlights sind die folgenden:
- Jägihorn, K3 – K5: Wunderschön technischer Steig im Antlitz der Mischabelkette. Viele natürliche Elemente und eine Alternativroute mit einer schwindelerregenden Hängebrücke.
- Fürenwand, K4 – K5: Sportliche Herausforderung über fast 800 Meter bei Engelberg. Fast ausschliesslich senkrechtes Gelände mit einer super-exponierten Stickleiter am Schluss.
- Moléson, K4 – K5: Verspielte Route mit mehreren Varianten über den Nordostpfeiler des Moléson im Greyerzerland. Hier lohnt sich vor allem die unbeschreibliche Aussicht.
- Sulzfluh, K4: Herrlich abgeschieden im Prättigau, Graubünden. Schöne Routenführung mit anspruchsvollen Passagen. Hier wird auch der Zu- und Abstieg richtig alpin.
- Kandersteg–Allmenalp, K4: Einer der kreativsten Klettersteige der Schweiz. Wendelleitern, Nepalstege und zwei Tyrolienne führen entlang und über tosende Wasserfälle.
- Daubenhorn, K5 – K6: Das Monster. Beinahe 1'200 Höhenmeter, teilweise enorm exponiert und mit richtig schwierigen Passagen. Der mit Abstand anspruchsvollste Klettersteig der Schweiz – aber mitunter auch einer der lohnenswertesten. Wir haben ihn übrigens für euch getestet. Den Tourenbericht lest ihr auf unserem Blog.
Weitere Infos
Schön und hilfreich wäre, einen Link zu eben diesem Blog zu haben!
Danke!
Stimmt, diesen Blogbeitrag wollten wir eigentlich verlinken - ging wohl in der Hitze des Gefechts unter. Danke für den Hinweis, wir haben dies nun nachgeholt. Ansonsten finden Sie den Link auch hier: https://www.baechli-bergsport.ch/Blog/Sicher-durch-Klettersteige-De.htm
freundliche Grüsse
Fabian Reichle