Eindrücke von einer Tour, die nur für erfahrene und ambitionierte Alpinisten machbar ist (Fotos: Nicolas Hojac).
Nicolas Hojac und Adrian Zurbrügg sind sehr erfahrene Alpinisten, die im Bereich des Speedbergsteigens bereits
etliche gemeinsame Projekte absolviert haben. Mit diesem Projekt wollten sie herausfinden,
was in einem einzigen Push ohne Schlaf möglich ist.
Für die Überschreitung der zehn Gipfel von Grindelwald bis auf die Fafleralp im Lötschental
benötigten die beiden Berner 37 Stunden und 5 Minuten. Für andere Bergsteiger wäre dies ein
9- bis 10-tägiges Unterfangen. Der erste Teil der Tour von Eiger, Mönch und Jungfrau ist den beiden Alpinisten bestens bekannt, da sie im Sommer 2022 dort bereits einen neuen Speedrekord
aufgestellt hatten. Doch dieses Mal musste dies in der Nacht bei absoluter Dunkelheit vollbracht
werden, was deutlich schwieriger ist und mehr Zeit beansprucht.
Die gekletterte Linie über die Skyline des Berner Panoramas (Breithorn fehlt auf der Aufnahme).
Hojac und Zurbrügg starteten am 29. Juli
um 14:55 Uhr in Grindelwald Grund, damit sie bei Sonnenaufgang auf dem Gipfel der Jungfrau stehen und im ersten Tageslicht in den abenteuerlichen zweiten Teil der Überschreitung starten
konnten.
Beim zweiten Teil der Überschreitung hat es Abschnitte die nur äusserst selten begangen werden
und dementsprechend auch Abenteuergelände sind. Verwechtete Grate, offene Bergschrunde,
aufgeweichter Schnee und teilweise brüchige Felsen erschweren das Vorwärtskommen. Der
Routenverlauf ist nicht immer offensichtlich und verlangt den beiden alles ab.
Die Müdigkeit war neben der Hitze des
Tages ihr grösster Feind, dazu kommt noch die Belastung der Höhe. Über 30 Stunden im Absturzgelände
unterwegs zu sein, ist mental eine grosse Herausforderung. Lediglich im Jungfraujoch
und auf dem Mittaghorn gab es eine Pause von rund 20-30 Minuten. Ansonsten waren sie
nonstop unterwegs.
Besonders herausfordernd: Bergsteigen im Dunkeln (Fotos: Nicolas Hojac).
Diese hochalpine Überschreitung ist vermutlich die längste ihrer Art, die so in den Alpen in einem
Push je gemacht wurde. Vergleicht man die Zahlen mit der bekannten Spaghetti-Tour bei Zermatt,
wo man 18 4000er-Gipfel in einem Stück überschreiten kann, kommt man lediglich auf 30 Kilometer
und 4400 Höhenmeter. Auch eine Patrouille de Glacier, die im Winter auf Skier gemacht
wird, kommt nur auf 4400 Höhenmeter und 58 Kilometer. Lediglich die Überschreitung des kompletten
Wettersteingrates kommt auf 70 Kilometer und 7000 Höhenmeter. Diese ist mit dem
höchsten Punkt auf der Zugspitze (2962m) jedoch deutlich tiefer.
Es war nicht der erste Versuch von Hojac und Zurbrügg dieses Projekt zu absolvieren. Bereits
im Sommer 2023 haben sie einen Versuch gestartet und mussten nach dem Mönch abbrechen.
Die Nullgrad-Grenze war damals auf über 5000m und der Schnee ist in der Nacht nicht mehr
gefroren. Auch dieses Mal war es mit einer Nullgrad-Grenze von 4700m ziemlich warm, doch der
teilweise starke Wind liess die Grate abkühlen und den Schnee gefrieren.
Das Vorankommen im gefrorenen Schnee war für diese Tour entscheidend (Foto: Nicolas Hojac).
Unterwegs hatten sich die beiden jeweils in den Hütten wie Ostegg und Mittellegi verpflegt. Im
Jungfraujoch hatten sie zuvor ein Depot eingerichtet und auf dem Mittaghorn war ein Support-Team, dass ihnen Wasser und Nahrung für die restlichen 13 Stunden brachte. Nochmals in die
Nacht zu kommen war nicht ganz einfach, da die mentale Ermüdung nochmals zusätzlich getriggert
wird. Nach einem langen Abstieg vom letzten Gipfel erreichen Hojac und Zurbrügg die Fafleralp
am frühen Morgen des 31. Julis um 4:00 Uhr.
Das Projekt war ein absoluter Grenzgang mit ungewissem Ausgang, wobei es immer wieder
Abbruchmöglichkeiten gegeben hätte. Dass am Ende alles geklappt hat, ist nicht selbstverständlich.
Trotz der sportlichen Leistung war ihr oberstes Ziel gesund wieder zurückzukommen.
Fakten
- Distanz: 65.03 km
- Höhenmeter: 7029 m
- Anzahl Gipfel: 10
- Benötigte Zeit: 37:05:33
- Stil: Supported
- Verbrauchte Kalorien: 19572 kcal
Mehr über Athletinnen und Athleten bei Bächli erfährst du auf unserer Webseite.
Zu diesem Beitrag sind noch keine Kommentare vorhanden.
Kommentar schreiben