1. Kältere Tage, wärmere Bekleidung
So banal es klingen mag: Im Herbst sinken die Temperaturen. Zu Hause fällt das vielleicht noch nicht arg ins Gewicht, in den Bergen musst du jedoch unter Umständen ab einer Höhe von 1000 Metern mit Schnee rechnen – auch wenn es im Tal noch angenehm warm ist. Das heisst, dass du bei der Planung nicht nur die Tagestemperatur beachten solltest, sondern auch die Schneefallgrenze. Wärmende Kleidung gehört auf jeden Fall in deinen Rucksack.
Schicht um Schicht geht's in den Herbst - tagsüber ist es oft noch sehr warm, abends dann überraschend kalt.
Der Clou ist, nicht zu viel und nicht zu wenig einzupacken. Höchstwahrscheinlich kannst du deine dicken Fäustlinge, deine Wollmütze und deine Daunenjacke daheim lassen. Ideal sind dünne Unterziehhandschuhe, leichte Stirnbänder oder ein zweites Midlayer, die dir Wärme geben. Auch Hybridjacken sind ein praktisches Zwischending, wenn es darum geht, wechselhafte Temperaturen auszugleichen. Denk auch an deine Füsse; die dünnen Wandersocken tauschst du am besten gleich gegen dickere. Eine interessante und zugängliche Formel bietet Falke: Die TK-Klassifizierung deren Modelle gibt nicht nur Aufschluss über die Polsterung, sondern auch über die Isolationsfähigkeiten.
Grödel und Stöcke helfen auf rutschigen oder überfrorenen Untergründen.
Wenn du schon bei deinen Füssen bist: Was dein Schuhwerk betrifft, so sind allenfalls Grödel eine praktische Hilfe, die für mehr Sicherheit sorgen. Sie tragen gewichtsmässig kaum auf und erleichtern das Gehen auf schnee- und eisreichen Passagen ungemein. Für mehr Halt sorgen selbstverständlich auch Stöcke; ein praktisches Accessoire. Achte darauf, dass du mit breiten Tellern im Schnee sorgenfreier unterwegs bist, da du mit deinen Gehhilfen nicht einsinkst.
2. Kürzere Tage, mehr Licht – im Gepäck
Die Herbstsonne hüllt die alpine Umgebung in ein goldenes Licht, allerdings scheint sie nicht mehr so lange wie in den Sommermonaten. Zum Vergleich: Mitte Oktober ist es bereits rund 4,5 Stunden weniger lang hell als Mitte Juli. Nimm daher unbedingt eine Stirnlampe mit – auch wenn du nur eine kurze Wanderung planst. Du weisst schliesslich nie, ob Unvorhergesehenes zu einer Zeitverzögerung führen könnte. Du brauchst wahrscheinlich kein High-End-Modell, wenn du das Licht nur für Notfälle mitführst - ein kleines, leichtes Modell wie dieses reicht dafür völlig.
Die Stirnlampe sollte im Herbst ein essenzieller Tourenbegleiter sein, da die Tage bereits viel kürzer sind.
Allerdings kannst du dir die kurzen Tage auch zunutze machen. Warum nicht im Dunklen starten oder in die Dämmerung wandern? Die Morgen- und Abendsonne ist gerade im Herbst prächtig, wenn die Sonnenstrahlen flach über den Horizont scheinen und die Umgebung in ein spektakuläres Farbenspiel hüllen. In diesem Fall solltest du in eine Stirnlampe investieren, die mehr Leuchtkraft hat, allenfalls mit adaptivem Licht arbeitet und dir dadurch mehr Sicherheit gibt.
3. Anderes Wetter, andere Routenwahl
Was dem Sommer die Gewitter sind, sind dem Herbst die Stürme: Auch wenn Wälder mit ihren bunt gefärbten Blättern locken, solltest du bei windigen Verhältnissen Gebiete mit Altholzbestand meiden. Denn dort können herunterfallende Äste zur ernsthaften Gefahr werden. Was ebenfalls runterfällt, ist Laub. Das klingt vorerst harmlos, kann aber mitunter zur Rutschpartie werden und heikle Gehpassagen so überdecken, dass du kaum erkennst, was sich darunter verbirgt. Daher ist speziell bei vielen Blättern am Boden Vorsicht geboten, darunter verbergen sich gerne Steine, auf denen man umknicken kann.
Unter einem dichten Blätterteppich können sich Stolperfallen wie Steine und Wurzeln verbergen.
In Hinblick auf die Himmelsrichtung planst du generell lieber auf der Südseite. Einerseits sind dort die Chancen auf den erwähnten Schnee kleiner und sowieso bleibt es trockener. Nichts Mühsameres, als wenn du permanent durch matschiges Gelände waten und über rutschige Steine balancieren musst.
Achtung auch, wenn du dich in höhere Lagen begibst und auf Gletschern unterwegs bist. Obschon du in diesem Falle selbstverständlich für eine Hochtour gerüstet sein musst, ist vor allem das Bewusstsein ausgeaperter Gletscher wichtig. Meist sind diese im Herbst voller offener Spalten – und der Schein trügt, da eben oft ein Hauch von Schnee draufliegt und falsche Sicherheit verspricht.
Der erste Schnee kann solche Spalten bereits wieder überdecken, daher ist man besser auf Südseiten unterwegs - dort schmilzt er schneller wieder ab.
Trotz aller möglichen Gefahren bietet der Herbst auch Möglichkeiten, die im Sommer nicht gegeben sind. Offensichtlich sind Touren in niederen Lagen, die schlichtweg temperaturmässig erträglicher werden. Aber auch die sich zurückziehende Vegetation eröffnet plötzlich neue Routenoptionen. Das zugewachsene Couloir, das im Juli noch undurchsteigbar war, ist nun plötzlich befreit und lädt zur kreativen Kraxelei ein. Oder der typische Ausflugsberg, der in der Ferienzeit überrennt wurde, ist nun dein alleiniger Spielplatz.
4. Keine Saison, keine Infrastruktur
Hütten, Restaurants, Bergbahnen – ihre Saison ist im Herbst grösstenteils vorbei. Informiere dich vorher, was noch offen hat. Wenn du vor verschlossenen Türen an der Gondelstation stehst und stattdessen den Abstieg zu Fuss gehen musst, ist das nicht nur ärgerlich, sondern je nach Erschöpfungsgrad auch gefährlich. Geschlossenen Restaurants und Hütten kommst du entgegen, indem du mehr oder effizienteren Proviant einpackst. Ein energiereicher Mix mit reichlich Kohlenhydraten ist empfehlenswert – Nüsse, Dörrfrüchte, Riegel und dergleichen brauchen wenig Platz, sind leicht und tragen kaum auf.
Besser etwas mehr zum Essen packen - oft sind Hütten schon geschlossen.
Die Vorbereitung gilt übrigens auch für Getränke: Viele natürliche Quellen in den Bergen versiegen im Herbst und führen erst ab dem Frühling wieder Wasser. Du wirst deine Flasche demnach weniger oft unterwegs füllen können.
Falls du einen Unterschlupf für die Nacht suchst und eigentlich auf Hütten gepokert hast, dann lass dir den Spass nicht verderben. Wie wäre es mit einer herbstlichen Zeltnacht in der Natur? Mit entsprechender Ausrüstung und einigen praktischen Tricks wirst du einen wohlig-warmen Schlaf finden. Beachte dabei bitte, dass die Regeln fürs Wildcampieren das ganze Jahr über gelten.
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