Angefangen hat es mit einem Gespräch während der Arbeit in Basel. Ramon kam mit der Idee, von Engelberg nach Montreux zu laufen. Begeistert von dem Vorhaben wurden die Worte gleich in Taten umgesetzt und so ging es wenige Tage später bereits los. Während Ramon bereits zwei Tage und 90 Kilometer in den Beinen hatte, stiess Josua aufgrund vorheriger Termine erst in Mürren dazu. Von dort aus sollte es gemeinsam weitergehen.
Der grösste Teil der grundlegenden Planung drehte sich um folgende Frage: Was darf mit und was nicht. So viel wie nötig, so wenig und leicht wie möglich. Bei einer schnellen Tagestour ist das Gewicht A und O. Die Wegplanung an und für sich stellte keine Herausforderung dar, da die via Alpina bestens ausgeschildert ist. Worüber wir uns jedoch Gedanken machen mussten: Welche Etappen legen wir zusammen und was erwartet uns grob in Bezug auf Höhen- und Kilometern? Jegliche Planung wird, wie man es halt kennt, dennoch von diversen Überraschungen gekreuzt. So gab es beispielsweise einen kleinen Wanderer-Stau auf den Treppen zum Hohtürli und teilweise haben wir uns in den Distanzen dann doch etwas vertan.
Aufwand und Ertrag
Sportlich wird es, wenn man um 18 Uhr in Kandersteg ankommt, sich überlegt, weiterzugehen und dann nochmals 1200 Höhenmeter und 15 Kilometer dazu nimmt. In Kandersteg dachten wir, es seien nur noch 700 Höhenmeter und ein paar wenige Kilometer bis zum nächsten Ort. So kann man sich täuschen. Schlussendlich überquerten wir jedoch den Bunderchrinde-Pass mit wunderbarer Sicht auf Adelboden mit Stirnlampe und Jacke. Ein ebenso schönes Erlebnis ist das Schlafen unter freiem Himmel ohne Zelt und Biwak, die blutroten Alpen beim letzten Tageslicht.
Von skandinavischer Tundra über den Balkan nach Kanada. Häufig fielen uns Landschaften ins Auge, die wir als solche nicht sofort der Schweiz zugerechnet hätten. Hier wird mal wieder deutlich, dass man auch regional sehr weit fernab des Alltags sein kann. So wild und einsam wie in Skandinavien & Co wird’s dennoch nie, da praktisch alle zehn Kilometer Wähen und diverse Heissgetränke in Berghütten locken. Dennoch, wir sind überwältigt von der Schönheit der Natur und unterhalten uns unterwegs über Gott und die Welt.
Apropos Essen: Ein Credo, das wir uns setzten, war, dass unsere Verpflegung nicht nur stupide Nahrungsaufnahme werden sollte. Wir wollten es jedes Mal zelebrieren. Konkret hiess das, sich auf die Pfirsichwähe in der SAC-Hütte freuen, den Espresso am Zielort nicht links liegen lassen und das gute alte und vor allem obligatorische Trek-n-Eat am Abend geniessen.
Vorzeitiger Abschluss
Zu einem guten Trip gehört leider auch das Aufgeben. Irgendwann haben wir realisiert, dass wir es nicht bis Montreux schaffen würden. Obwohl es im Plan lag, bis nach Montreux zu wandern, wurde schlussendlich Gstaad draus. Es ist wichtig, auch mal «kurz vor dem Gipfel» umzukehren und über seinem eigenen Stolz zu stehen. Letztendlich ist der Weg das Ziel. Obwohl wir es nicht ganz geschafft haben, sind wir an einigen Erfahrungen und vor allem Erlebnissen reicher. So sind wir dann von Gstaad wieder mit dem Zug heim. Und nach 10’000 Höhenmetern und 170 Kilometern war es definitiv erlaubt, die Füsse hochzulegen und ein kühles Bierchen zu geniessen.
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