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«Mit einem normalen Rucksack würde ich nie auf Trailruns»

Fabian Reichle, Donnerstag, 12. Mai 2022

Wenn Ramon Gut sich nicht gerade um die stellvertretende Leitung unserer Filiale in Basel kümmert, ist er höchstwahrscheinlich auf Trails unterwegs. Der ambitionierte Läufer tritt regelmässig an Wettkämpfen an und sammelt jährlich etliche Kilometer und Höhenmeter im bergigen Gelände. So erstaunt es wenig, dass er seine Ausrüstung für rasante Trailruns durch all die Erfahrung perfektioniert hat. Wir trafen ihn zum Interview und sprachen über die Wichtigkeit von Regenjacken, Schuhe mit wenig Profil und bunte Sonnenbrillen.

Welche Trailrunning-Ausrüstung gehört zu deinem Standard?

In erster Linie natürlich Schuhe mit Profil und Laufkleidung – das dürfte logisch sein. Wenn ich in den Bergen unterwegs bin, dann trage ich einen Trailrunning-Rucksack, in dem ich etwas zu Trinken mitführe. Zudem gehört immer Verbandsmaterial und eine Rettungsdecke zu meiner Basisausrüstung. Und ganz wichtig: Eine Regenjacke. Auch wenn ich sie nicht brauche, ist sie allein schon als Füllmaterial im Rucksack praktisch. Dieser fühlt sich dann schlichtweg besser an.

Empfiehlst du ein spezifisches Trailrunning-Modell oder reicht zu Beginn auch ein normaler Rucksack?

Ganz klar von Anfang an ein Trailrunning-Rucksack. Der Komfortgewinn ist immens. Ich würde niemals mit einem normalen Rucksack laufen gehen, da er sich viel zu fest bewegt. Komplexer wird es beim Volumen. Das ist echt schwierig, denn eigentlich ist es sinnvoll, vom kleinen bis grossen Rucksackmodell auswählen zu können – je nach Länge und Gegebenheiten des vorgesehenen Laufes.

Kannst du uns etwas mehr darüber sagen, wie du deine Getränke mitführst?

Ich trage vorne am Rucksack zwei flexible Halbliterflaschen, die mit Wasserfiltern versehen sind. Das passt für mich. Wenn die Flaschen leer sind, fülle ich sie einfach wieder auf. In den Bergen lässt sich fast immer eine Quelle, Bachläufe oder gar Schnee, den man schmelzen kann, finden. Mit Camelbags kann persönlich wenig anfangen, da sie für mich während des Laufens zu umständlich sind.

Wie sieht es mit deiner Ernährung aus?

Da gibt es bei mir grosse Unterschiede zwischen normalem Training und Wettkämpfen. Beim Training nehme ich meistens ein paar Riegel mit, manchmal sogar ein Sandwich. Auf was ich halt gerade Lust habe. Aber auf jeden Fall nichts Künstliches. Nur weil man rennt, hat man ja keinen Stress. Man kann gut und gerne anhalten und in aller Ruhe etwas essen. An Wettkämpfen sieht es anders aus. Da habe ich, sofern diese nicht länger als fünf Stunden dauern, oft nur Gels dabei. Und zwar ausschliesslich eine Sorte, die ich gut vertrage.

Du hast eine Regenjacke erwähnt. Die nützt gegen Niederschlag. Was trägst du gegen Kälte?

Das Minimum gegen Kälte ist ein trockenes Reserve-Shirt. Das ist vor allem dann wichtig, wenn man Stopps einlegt. Ansonsten packe ich bei tiefen Temperaturen eine Kappe und Handschuhe ein. Die wiegen fast nichts und sind effizient. Letztendlich kommt es immer drauf an, wie hoch ich unterwegs ist. Manchmal nehme ich eine dünne Daunenjacke mit und ersetze die Rettungsdecke mit einem Notbiwaksack. Ansonsten habe ich nicht viel mehr dabei.


Du bist sehr puristisch unterwegs. Ist das dein Wettkampf-Gen?

Möglich. Aber es ist so oder so angenehmer, wenn man nicht mit mehreren Kilos auf dem Rücken läuft.

Welche Bekleidungstipps gibst du, wenn jemand mit dem Trailrunning beginnen möchte?

Ein guter Tipp, den ich allen ans Herzen legen kann, kommt von einer Wettkampf-Regel: Man sollte stets genügend trockene Kleidung dabeihaben, mit der man sich so anziehen kann, dass keine Haut mehr zu sehen ist. Sprich, lange Hosen oder Beinlinge respektive dasselbe für den Oberkörper mit Shirt oder Armlingen. Diese sind übrigens sehr praktisch, da sie während des Laufens an- und ausgezogen werden können.

Ohne Laufschuhe geht nichts – worauf achtest du dabei?

Daraus mache ich keine grosse Wissenschaft. Es gibt Wettkämpfer*innen, die vor dem Lauf etliche verschiedene Schuhe anschauen und sich überlegen, welcher der passendste ist. So bin ich nicht. Für mich muss ein Schuh primär leicht sein. Auch darf er gerne ein flaches Profil haben. Konkret laufe ich meistens den Salomon Sense 4, damit komme ich auf fast jedem Terrain klar. Wenn es sehr schlammig wird oder im Gelände viele Altschneefelder liegen, dann weiche ich allenfalls auf ein Modell mit etwas mehr Profil aus – beispielsweise den Speedcross 5, ebenfalls von Salomon.

Was für Schuhe empfiehlst du Einsteiger*innen?

Für Anfängerinnen und Anfänger empfehle ich einen gut gedämpften Schuh, der genug Stabilität mit sich bringt. Auch sollte er nicht allzu leicht sein. In unserem Sortiment haben wir viele Schuhe, die für längere Strecken konzipiert sind. Diese Modelle sind grösstenteils massentauglich. Ein gutes Beispiel ist der Jackal von La Sportiva. Der ist relativ flach und hält eine ganze Weile. Zudem fühlt er sich sehr angenehm an.


Nutzt du eine Sportuhr oder andere technische Helfer?

Ja, ich nutze eine Sportuhr - die Garmin Forerunner 945. Darüber hinaus trage ich immer einen Pulsgurt und an meinem Fuss hängt ein Wattmesser. Den Pulsgurt brauche ich, um meinen Herzfrequenzbereich während des Laufes einzuhalten. Da achte ich schon sehr genau drauf. Die restlichen Daten sind mir persönlich nicht so wichtig, sondern für meinen Coach, der diese analysiert und mein Training optimiert.

Braucht es fürs Trailrunning zwingend eine Sportuhr?

Praktisch ist es schon. Allerdings kommt es letzten Endes darauf an, ob man all die Daten wirklich braucht und ob man wirklich Freude daran hat. Andererseits haben Sportuhren ja auch andere Funktionen wie beispielsweise die GPS-Navigation. Diese nutze ich selbst sehr oft. Wenn ich eine Region nicht kenne, plane ich meine Route am Computer und lade sie auf die Uhr hoch. Das ist schon praktisch.

Wie sieht es bei dir mir sonstigen «Gadgets» aus?

Seit einiger Zeit nutze ich vermehrt Stöcke. Bergauf bringt das wirklich was. Wenn ich sie mitnehme, dann jedoch nur mit einem Köcher, den ich am Rucksack montiere. So können die Stöcke schnell und effizient weggesteckt werden, wenn man sie nicht mehr benötigt.

Ansonsten bin ich Fan von Baseballcaps. Von denen habe ich jede Menge in allen möglichen Farben. Sie müssen zum jeweiligen Shirt passen, das ich trage. Das ist eine Macke von mir. Sowieso: Auf den Trails darf man stilvoll unterwegs sein. Im Vergleich zu Strassenläufer*innen ist es bei Trailrunnern schon eher so, dass sie mehr darauf achten, ein abgeglichenes, buntes Outfit zu tragen. So fällt es mir zumindest auf.

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