Offene Stellen

Newsletter

DE | FR | IT
  1. Erlebnis
  2.  > 
  3. Blog

Turnen-Touren

Hannes Ebding, Mittwoch, 06. Januar 2021

Der Turnen ist ein Berg im Diemtigtal. Obschon seine grossen und berühmten Nachbarn des Berner Oberlandes quasi ums Eck locken, braucht sich der etwas über 2000 Meter hohe Berg keinesfalls verstecken. Besonders für Skitouren ist er eine echte Perle. Hannes aus unsere Filiale in Basel hat die Felle aufgezogen und den Turnen getestet.

Bewegung an der frischen Luft ist ausdrücklich erlaubt. Ein Glück. Denn Corona hält uns ansonsten leider gut in Schach. Dabei denke ich mir; Bewegung an der frischen Luft sollte nicht nur erlaubt sein, nein es sollte geradezu gefördert werden. Denn wer rastet, rostet. Und nicht nur Gelenke, Muskeln und unsere Kondition rosten in bewegungsarmen Zeiten. Nein, auch die natürlich beste Abwehr gegen den Virus fährt gemeinsam mit ihnen runter – unser Immunsystem. Deswegen: Raus aus den Federn und ab an die frische Luft.

Von diesem Gedanken getrieben planen meine Freundin und ich eine kleine Aufwärm-Skitour im gemütlich schönen Diemtigtal – denn wo könnte die Luft frischer und der Platz für Bewegung weiträumiger sein als in den Alpen? Jedenfalls nicht in der dicht gedrängten Stadt während des Weihnachts-Wahnsinns.

Das Diemtigtal bietet allerlei schöne Touren mit nicht allzu hoher Schwierigkeit und entsprechend niedriger Lawinengefahr. Und das ist bei unserer Planung von grosser Wichtigkeit, hat es doch soviel geschneit wie in kaum einem Dezember der letzten zehn Jahre. Die Zentralschweiz und Graubünden haben bis zu der fünffachen Menge an Schnee abbekommen wie in den Jahren zuvor.

Trotz allem hat das Diemtigtal nicht ganz so viel Schnee abbekommen. Aber immer noch genug für den Turnen. Mit seinen knapp 2080 m und den herrlich offenen Südhängen wollte ich schon seit dem ersten Anblick vor einigen Jahren unbedingt mal auf diesen Berg touren.

Und so machen wir uns am dritten Advent auf den Weg in den Menniggrund, um uns von dort aus mit den Brettern unter den Füssen eine extra grosse Portion Bewegung an der frischen Luft zu gönnen.


Vom Parkplatz an der Strasse, nachdem wir unten im Tal ein Ticket für 5 Franken gelöst hatten, ging es direkt los. Wir sind zwar nicht die Einzigen, die etwas für ihr Immunsystem tun, aber immerhin können wir genug Abstand halten. Und so geht es Schritt für Schritt den Hang hinauf. Die Spuren sind teilweise nicht optimal angelegt und hier und da verlassen wir die vorgegebene Linie, um mit ein paar Schritten und einer Spitzkehre mehr, dafür aber weniger Mühen und einem besseren Gefühl ebendort hinzugelangen, wo auch schon unsere Vorreiter – also eben Vortourengänger – hin wollten: Nämlich bergauf, dem weiten offenen Blick, dem Gipfel entgegen.

Leider ist es sehr wolkenverhangen und wie wir so durchs dichte Nebelmeer irren, wissen wir manchmal gar nicht so recht, wie und wo es weiter geht. Die Spuren und die Skitourenkarte geben uns zwar einen Weg beziehungsweise eine ungefähre Position vor, aber dennoch ist es mühsam, durch den schweren, teils nassen Schnee weiter bergauf zu kommen. Es ist ziemlich warm und die Luftfeuchtigkeit ist extrem. Schemenhaft erkennen wir erste Abfahrer durch die dichten Wolken. Unsere Motivation bekommt dadurch noch einen weiteren Dämpfer, denn Abfahrtsgenuss sieht anders aus.

Doch trotz dieser ungeahnt schlechten Bedingungen setzen wir unseren Weg weiter fort. Wir haben noch immer ein wenig Schwung aus der Vorfreude übrig, haben noch Bewegungsdrang, rufen uns mantraartig "Bewegung an der frischen Luft tut gut" in Erinnerung und stellen uns vor, dass wir durch die erdrückenden Wolken über das Nebelmeer hinaussteigen und weit durch die klare Luft in die Ferne blicken werden, um dort kühle, frisch-saubere Luft tief in unsere Lungen bis in unser Herz einatmen zu können.


Und so geht es langsam aber stetig an die letzten von insgesamt knapp 850 Höhenmetern. Und tatsächlich, der Schnee wird zunächst trockener, dann immer pulvriger. Die Wolken geben Raum für ein schüchternes Blau, das schon kurze Zeit später allgegenwärtig die Sicht auf all die schönen Gipfel um uns herum frei gibt. Im Osten, wo Eiger, Mönch und Jungfrau über der nahezu perfekt gleichmässigen Niesenkette thronen. Im Norden schaffen es nur Stockhorn und Gantrisch, sich einen Platz an der Sonne zu erhaschen. Im Westen die spitzen Zacken der Gastlosen und Richtung Süden der für mich perfekte Toblerone-Berg – der Altels. Endlich sehen wir wieder klar. Wir sehen strahlende Gesichter, die sich für die Abfahrt parat machen, sehen nächste Ziele und lassen den undurchsichtigen Nebel unter uns. Fühlen uns bewegt von der Bewegung und erfrischt von der Frische. Wir fühlen uns belohnt für die Strapazen des Aufstieges und bezahlt für das Durchhaltevermögen; auch dann weiter zu gehen, wenn man gar nicht sieht, wohin es eigentlich geht.

Und wir fühlen uns kalt. Denn hier oben weht ein eisiger Wind. Und so machen wir uns so schnell es geht fertig für die Abfahrt. Begleitet von der Sonne ziehen wir sanfte Schwünge durch die obersten Hänge. Quälen uns mit brennenden Oberschenkeln durch die schweren Schneemassen und fetzen unter fast schon frühlingshaften Bedingungen die letzten Meter in den Menniggrund. Es reicht sogar noch für eine kleine Rast auf einem Bänkchen in absoluter Windstille und Sonne im Gesicht. Die Flut des Nebelmeeres im Aufstieg ist nahezu vollständig weg und hat ein zauberhaftes Bild aus Wolkenfetzen und der zackigen Silhouette der Berge vor uns hinterlassen.

Und in dieser herrlichen Ruhe auf diesem Bänkchen hören wir auch die oft leisen, da meist sanften und gutmütigen Stimmen in uns ­– ja, Skitouren ist nicht nur einfach irgendein Sport, der sich diese Tage zum Trend entwickelt. Es ist viel mehr. Es ist eine Philosophie. Es lehrt uns den Umgang mit Situationen und Bedingungen, welche wir nicht beeinflussen können. Es lehrt uns, zu beobachten und eigene Schlüsse zu ziehen. Die vorgegebene Spur zu verlassen oder ihr zu folgen. So, wie es mal mehr oder mal weniger sinnvoll ist. Diemtigtal – wir kommen dich hoffentlich schon bald wieder besuchen.

Weitere Beiträge

Wegweiser Lauteraarhorn - Auf die lange Tour

Das Lauteraarhorn gilt als abgelegenster Viertausender der Schweizer Alpen. Allein der Zustieg ins Aarbiwak dauert einen Tag. Wer gar stracks vom Gipfel bis zur Grimselpassstrasse zurückkehrt, erlebt vielleicht die längste Tour des Lebens. Mit Eindrücken, so tief, als hätte sie während Tagen durch die Wildnis geführt.

Profialpinist Roger Schäli bezwingt zum 50. Mal den Eiger

Roger Schäli gehört seit Jahren zu den besten Allround-Alpinisten der Welt. Nun ist dem Sörenberger gelungen, was seinem szenenbekannten Übernamen «Mister Eiger» alle Ehre erweist: Roger Schäli hat zum 50. Mal seinen Lieblingsberg – den Eiger – durchstiegen.

Mein erster 4000er

In Zusammenarbeit mit Mammut hatte Bächli Bergsport zwei begeisterte Bergsportlerinnen gesucht, die auf einer gemeinsamen Tour den Mönch als ihren ersten 4000er-Gipfel besteigen wollten – und fand in Tina Schmelzer und Nadia Kägi zwei äusserst motivierte Gewinnerinnen. Anfang Juli 2019 fand die Tour auf den 4107 m.ü.M. hohen Berg in den Berner Alpen statt, geführt durch Konrad Rösti, Bergführer der Mammut Alpine School, und Caro North, Mammut Pro Athletin und Bergführer-Aspirantin.

Erstbegehung in der Westwand am Rotbrätt der Jungfrau durch Roger Schaeli und Stephan Siegrist gelungen

Die beiden schweizer Alpinisten Stephan Siegrist und Roger Schaeli konnten im Juni 2019 mit „Silberrücken“ eine neue Route durch die Rotbrätt Westwand an der Jungfrau als erste Kletterer erfolgreich begehen.

Charmant und mit Leidenschaft: Drei fabelhafte Berghotels in Graubünden, im Berner Oberland und im Tessin

Ganz charmant, aber nur knapp ein Dutzend Zimmer – für einen Betriebswirtschaftler rentieren sich solche Hotels kaum. Doch mit klarem Fokus, einer nachhaltigen Vision und jeder Menge Engagement sind selbst kleine Häuser erfolgreich. Wir stellen Ihnen drei fabelhafte Unterkünfte im Bündner und im Berner Oberland sowie im Tessin vor.

Als Wettbewerbsgewinner mit Mammut und Bächli Bergsport auf den Eiger

Wenn das nicht mal ein Preis ist: Anlässlich des Launchs der neuen Mammut Eiger Extreme-Kollektion verlosten Mammut und Bächli Bergsport eine der schönsten Grattouren der Schweiz: Gewinner Tobias Möckli durfte mit Bergführer Markus Wey den Eiger via Mittellegigrat besteigen. Spitzenalpinist Nicolas Hojac dokumentierte die Tour als Fotograf.

Die schönsten Wanderungen im Lauterbrunnental

Lötscher gaben ihr den Namen. Das Quellgebiet der weissen Lütschine ist durch den Taleinschnitt selbst von Norden nicht einsehbar. Wer hinter den Vorhang steiler Felsklippen im Lauterbrunnental schaut, staunt über einen wilden Gebirgskessel. Die besten Wanderungen und schönsten Berghäuser im hinteren Lauterbrunnental.

Ski & Fly zwischen Mönch und Eiger

Die perfekte Kombination: In den Gedanken des ehemaligen Gleitschirm-Weltcupsiegers Kari Eisenhut stand diese seit Langem fest – eine Skitour im Hochgebirge, gekrönt von einem Gleitschirmflug zurück ins Tal. Vorbei an mächtigen Felswänden und über wilde Gletscherbrüche. Zwischen Mönch und Eiger fanden er und seine Mitstreiter die passende Flugroute.

Passende Inhalte

Kommentare

Zu diesem Beitrag sind noch keine Kommentare vorhanden.

Kommentar schreiben