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Ski & Fly zwischen Mönch und Eiger

Bruno Petroni, Mittwoch, 21. März 2018

Die perfekte Kombination: In den Gedanken des ehemaligen Gleitschirm-Weltcupsiegers Kari Eisenhut stand diese seit Langem fest – eine Skitour im Hochgebirge, gekrönt von einem Gleitschirmflug zurück ins Tal. Vorbei an mächtigen Felswänden und über wilde Gletscherbrüche. Zwischen Mönch und Eiger fanden er und seine Mitstreiter die passende Flugroute.

Das Jungfraujoch, 3460 Meter über Meer: Die höchstgelegene Bahnstation Europas ist mit rund einer Million Besuchern jährlich ein wahrer Touristenmagnet. Doch meist ist es nur ein flüchtiger Aufenthalt: Die Leute drängen hinaus auf die Aussichtsterrasse Sphinx, ein paar Schritte über den Gletscher, dazu zahllose Selfies vor Schnee, Berg und Eis. Die sechs Männer lässt der Rummel kalt. Sie kleben am Stollenausgang ihre Steigfelle auf die Skier und ziehen abseits des Trampelpfads zur Mönchsjochhütte ihre eigene Spur unter die mächtige Südwand des Mönchs. Für Kari Eisenhut stand schon bei der Planung fest: Ohne Hilfe wird es schwierig, sicher zwischen Gletscher, Felsabbrüchen und Seracs zu navigieren. Und die Bergführer der Bergschule Bergpunkt, Michael Wicky, Stefan Naef und Martin Sägesser, mussten nicht zwei Mal gebeten werden, um für das Projekt mit den Inhabern der Chill Out Gleitschirmflugschule, Kari Eisenhut und Beni Kälin, sowie Lucien Caviezel zuerst an den Berg und dann in die Luft zu gehen. An der Mönchsjochhütte, an der für die meisten Touristen der Gletscherausflug zu Ende ist, kommt das Sextett erst so richtig in Fahrt. Der mit 15 km/h vom Ewigschneefeld hinaufwehende Ostwind lädt regelrecht zu einem kurzen Testflug in Bodennähe ein. Bald stehen die drei 40 m2 grossen Gleitschirme unterhalb der Mönchsjochhütte auf dem Grätli, um zu einem kurzen Erkundungsflug zu starten. Zum Sonnenuntergang belohnen sich die sechs in der steilen Nordflanke des Trugbergs mit einer Tiefschneefahrt.


Bergauf per Ski entlang der mächtigen Südwand des Mönchs. Und hinab segeln die sechs elegant im Tandemschirm.

GLETSCHERSCHWUND AM EISMEER
«Hier oben ist dieses Jahr noch kein Gleitschirm gestartet », sagt Mönchsjoch-Hüttenwart Christian Almer, der von dem Vorhaben begeistert ist. Vom Mönchsjoch führt die legendäre Eismeer-Abfahrt zum Unteren Grindelwaldgletscher und bis nach Grindelwald hinab. Die Route galt schon immer als lang und schwierig, der Gletscherschwund sorgt dafür, dass die 2500-Höhenmeter- Abfahrt seit 20 Jahren nicht mehr befahren werden kann. Daher Karis Idee: «Das nicht fahrbare Stück ab dem Zäsenberg mit dem Gleitschirm überbrücken, den oberen Teil jedoch mit dem Ski abfahren.» Auch das Obere Eismeer hatte es im Bereich der Gletscherabbrüche schon immer in sich: «1983, als 18-Jähriger, konnte ich dort gerade so vorbeisteigen, über die Schlüsselstelle musste ich auf dem Bauch robben», erinnert sich Bergführer Michael.

«Zuerst wartet eine anspruchsvolle Abfahrt über das Obere Eismeer. Wer hier wegrutscht, landet ziemlich sicher in einer der Spalten.»

GROSSE SPALTEN UND (K)EIN AUSWEG
Der andere Morgen, 4:30 Uhr: Noch bevor es dämmert sind die sechs auf den Beinen. Eine kurze Abfahrt, danach ein steiler Aufstieg mit Steigeisen. Bei Sonnenaufgang stehen sie auf dem namenlosen Mönchsjoch (3561 m). Unweit der Berglihütte wartet die anspruchsvolle Abfahrt über das Obere Eismeer. Der Schnee hartgefroren, ein Ausrutscher würde sicher in einer der offenen Gletscherspalten enden. Je weiter sie abfahren, desto breiter und tiefer öffnen sich die Spalten. Nach einer fragilen Schneebrücke ist Schluss. «Wir sehen nicht, ob wir hinunterkommen oder ob eine Spalte den Weg definitiv versperrt», sagt Michael Wicky. Rückzug! 150 Höhenmeter wieder hinauf, die Gleitschirme am Rücken. Der Herzschlag steigt, der Schweiss läuft.

Auf knapp 3300 Metern finden die Piloten einen idealen Startplatz. Leichter Abwind und eine kurze Strecke bis zum nächsten Spalt erhöhen zwar die Spannung. Aber nach einem perfekten Skistart stehen die drei Schirme in der Luft und gleiten am Oberen Challiband entlang. Begleitet von einer leichten Thermik lassen sie die hochalpine Gletscherwelt – und ein eisiges Abenteuer hinter sich.

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