***
MEDELINA, CURAGLIA
SANFTE VISION IM VAL MEDEL
Bringt Leben ins Val Medel: Das Hotel
Medelina bereichert auch mit kulturellen
Veranstaltungen das Dorfleben.
Ankommenden Gästen erscheint Curaglia als erstaunlich
intaktes Bündner Oberländer Bergdorf: mit Dorfladen
und drei Hotels – fast ein Luxus für den kleinen Ort an der
Passstrasse zum Lukmanier. Hier hält heute kaum mehr
jemand, es gibt kaum eine «touristische Infrastruktur».
Doch der Schein trügt: In den vergangenen 50 Jahren hat
die Gemeinde mehr als die Hälfte ihrer Einwohner verloren,
derzeit leben noch 386 Menschen im Ort, im vergangenen
Jahr musste die Schule geschlossen werden. Doch es gibt
zum Glück eine Gegenbewegung, angetrieben von einem
guten Dutzend «Auswärtiger», die zum Beispiel eine Käserei
installierten, um die Milch aus der althergebrachten Ziegenhaltung
wieder im Ort verwerten zu können. Rico Tuor
aus Disentis gilt hier fast als Einheimischer. Und das half
ihm, um für die Umnutzung des aufgegebenen Alten- und
Pflegeheims zu einem Hotel Investoren zu gewinnen. Mit
seiner Partnerin Livia Werder eröffnete er vor gut zwei
Jahren die Medelina.
Das Haus liegt am oberen Rand von Curaglia mit Ausblick
auf das Dorf, das Val Medel, einem Seitental der Surselva,
und die umliegenden Gipfel. Der einheimische Architekt
Conrad Pally hat ihm ein neues Gesicht gegeben. Massivholz
aus hiesiger Arve, Lärche und Fichte verleiht eine
charmant behagliche und helle Ambiance, in der sich die
Gäste sofort wohlfühlen. Eine Besonderheit sind die
Flechtdecke und die puristischen Stühle von Schreinermeister
Robert Bundi aus Surrein. Diese fanden so guten
Anklang, dass sie hier nun auch verkauft werden. Es gibt
15 Hotelzimmer, jedes einem anderen lokalen Handwerk,
Kultur- oder Naturthema des Val Medel gewidmet.
Im Restaurant «Marenda» stellt Aluis Albin das Abendmenü
vor. Dann folgen die Rechauds – alle Speisen
werden in Schüsseln serviert. Auf den Tisch kommen
selbstverständlich vor allem Produkte aus der Region.
Nach dem Essen locken weder Ausgang noch TV, dafür
«Egliada», die Bibliothek. Sie bietet Einsichten in die
vielfältige Geschichte der Region um das Val Medel und
Anregungen für zahlreiche Unternehmungen. Im Bildungs-
und Kulturraum «Arcun» gibt es Seminare, Kurse
und Retraiten, aber auch öffentliche Veranstaltungen.
Denn Rico Tuor tritt in der Medelina mit dem Anspruch
an, mit kulturellen Anlässen auch das Dorfleben zu
bereichern.
Seit der letztjährigen Wahl zum Gemeindepräsidenten
fehlt ihm nun zwar etwas die Zeit dafür, doch sein Anliegen
ist dadurch nur noch gewachsen. Er will so die
abgeschiedene Talschaft aus ihrer Isolation holen. Es
sei sein persönlicher Beitrag im Kleinen, was der Region
im Grossen verwehrt blieb: 2016 schmetterte nämlich
das Stimmvolk in den Gemeinden hüben und drüben
des Lukmaniers die Schaffung des Parc Adula ab. Zur
grossen Enttäuschung von Tuor, der im Projektteam
als Regionalentwickler tätig war. Denn auch drei Jahre
später ist Rico Tuor von der Vision des sanften Tourismus
und vom nötigen Wandel überzeugt: «Immer mehr
Touristen suchen genau solche Orte. Und die Landschaft
des Val Medel erzählt unzählige Geschichten der bäuerlichen
Kultur – vom Bergackerbau, von den historischen
Verkehrswegen und vom traditionellen Handwerk. Wir
müssen lernen, unsere Kultur in Wert zu setzen, ohne
daraus Folklore zu machen.»
Info:
Das Medelina am Rande des Gebiets Lukmanier-Greina-Sumvitg ist ein idealer Ausgangspunkt für alpine Berg- und Skitouren. Wer nicht ganz so hoch hinaus will, kann im Sommer mit Geissherz.ch ein Trekking mit Packziegen machen oder ein Lamatrekking zur Versorgung der befreundeten Medelserhütte. Bei Hudelwetter kann selber Frischkäse hergestellt oder das Waldkino in der Academia Vivian besucht werden (ein Mehrzwecksaal oberhalb des Dorfes, der in einer vom Orkan Vivian verursachten Waldschneise errichtet wurde). Winters bieten sich mehrere Schneeschuhrouten im Ort oder Langlauftouren in der Surselva an.
medelina.ch
***
CASA MARTINELLI, MAGGIA
DAS BESTE AUS BEIDEN WELTEN
Altes Zollhaus mit modernem Anbau: Zentral einsam
liegt die Casa Martinelli am Dorfausgang von Maggia.
Im Jahr 2008 wollte Monika Gmür ihrem Leben nochmals
eine Wende geben: Sie verliess das sichere Heim am Zürichsee
und klapperte das ganze Tessin ab, um ein Haus für
ein kleines Hotel oder eine Pension zu finden. Nach langem
Suchen verliebte sie sich in ein Zollhaus aus dem 17. Jahrhundert:
die Casa Martinelli, ein solitärer Bau zwischen Brücke
und Kirche am Dorfausgang von Maggia in Traumlage.
Allerdings gehörte das Haus den Ordensschwestern von Don
Guanella, die normalerweise keine Liegenschaften veräussern.
Da es aber schon seit 20 Jahren leer stand, machten
sie für Monika Gmür eine Ausnahme. Jedoch brauchte es
noch den weiteren Glücksfall, dass ihr ein Baumeister den
Kontakt zu Luigi Snozzi vermittelte, der an diesem Objekt
ebenfalls Gefallen fand. Nach einer ersten Planung war klar,
dass diese Casa, so stattlich sie erschien, zu klein war für
ein Hotel. Der berühmte Tessiner Architekt entwarf einen
puristischen Annex als Kontrast. Nach vier Jahren Bauzeit
und Sanierung war die neue Casa Martinelli parat: Mit acht
grosszügigen Zimmern im Neubau und zwei Einzelzimmern
im Altbau, in dem sich auch der stimmungsvolle Frühstücksraum
und die Bibliothek befinden. Im Gewölbekeller darf man
sich jederzeit mit Tranksame und Maggia-Spezialitäten bedienen
– und sich daran im grosszügigen Garten delektieren.
Zu Beginn musste Monika Gmür allerdings erfahren, dass
auch mit den reputierten Namen Martinelli (ein eingesessenes
Maggia-Geschlecht) und Snozzi das Geschäft nicht von alleine läuft. «Erst als ich das Etikett ‹Boutique-Hotel›
beifügte, hat es Klick gemacht», berichtet die Hotelchefin.
Gewiss profitiere sie auch noch von einem anderen Namen,
gesteht Monika Gmür: Ihr Vater war der bekannte Autor
Hans Gmür. Und selbst bringt sie ein breites Kontaktnetz
aus der Deutschschweiz mit. Doch die Promis kommen
heute aus dem Maggiatal, respektive aus der ganzen Welt:
Denn sie beherbergt seit Jahren die Stars des «Vallemaggia
Magic Blues» Festivals, wie Joan Armatrading,
Nazareth, Status Quo oder dieses Jahr Philipp Fankhauser
und Ten Years After. Auch der kulturaffine Bundesrat Alain
Berset logierte hier schon auf dem Weg zu einem Auftritt.
Geschätzt wird die ruhige Unterkunft auch von Gästen des
Locarno Film Festivals, die sich nach dem mondänen
Trubel ins Maggiatal zurückziehen können. «Die zentrale
Lage mitten im Maggiatal bietet eben die Annehmlichkeit,
die Natur und die Berge geniessen zu können, und zur
Abwechslung doch schnell in Ascona oder Locarno zu sein,
um einem der Festivals beizuwohnen», sagt die charmante
Gastgeberin. So haben sie eben «The best of both worlds»!
Info:
Direkt von Maggia aus kann man einen Rundgang durch die Dörfer Moghegno und Lodano, den Auenwald entlang der Maggia und über zwei moderne Hängebrücken machen. In Maggia selber und weiter hinten im Tal
wandern (Canyoning light). Im Val Bavona und im Val Lavizzara, den hinteren Ästen des Valle Maggia, sowie um die beiden Stauseen Robièi und Sambuco gibt es anspruchsvolle Wanderungen.
casa-martinelli.ch
***
LE PETIT RELAIS, SAANENMÖSER
ZWEI-STERNE-LUXUS
Mehr als zwei Sterne: Das Petit Relais ist eine familienfreundliche
Unterkunft für Biker und Wanderer.
Der Name ist ja neckisch: Er ist zum einen eine Anspielung
auf all die Relais und Grand Hotels, die sich im
Saanenland in seltener Dichte finden. Le Petit Relais will
aber genau einen Kontrapunkt dazu setzen: Als einziges
«Nur-2-Sterne-Hotel» weit und breit ist es besonders
exklusiv. Saanenland Tourismus ist froh, dank diesem Haus
in dieser Kategorie überhaupt eine Unterkunft anbieten
zu können, und zudem noch eine sehr empfehlenswerte.
Gerade preisbewusste Familien und junge Paare lockt es
an, nur wenige «Sterngucker» hält es ab …
Der einfache Stil und die französische Bezeichnung liegen
quasi in der Familie: Die Eltern von Solveig Lanz Kernen führten
den Betrieb rund 35 Jahre als «Ferienkolonie Le Refuge».
Immerhin steckt hinter der Bezeichnung noch eine weitere
Idee: «Weil das Hotel just am höchsten Punkt der Nationalen
Velolandroute 9 liegt, soll es für die Radler auch eine Relaisstation
im hergebrachten Sinne sein – ein Etappenhalt», sagt
Solveig, die selbst aktive Bikerin ist. Auch wenn die Velotourer
noch nicht dominieren, das Le Petit Relais ist ein zertifiziertes Bikehotel mit der nötigen Infrastruktur – und einem
Whirlpool, um die müden Beine zu entspannen.
Doch das 2-Sterne-Hotel funktioniert nur dank seines
schlanken Betriebs: Thomas Kernen und seine Frau Solveig
schmeissen das ganze Hotel mit elf Zimmern quasi alleine,
Aushilfen werden nur hinzugezogen, falls Not am Mann
ist. Einen einzigen Abstrich gibt es beim Service: Auch beim
Abendmenü gilt Selbstbedienung. Nach den Salaten gibt es
ein Buffet mit grossen Töpfen auf heissen Platten, an dem
sich die Gäste frei bedienen können. An der Qualität soll’s
deswegen keinesfalls fehlen – Köchin Solveig bereitet alle
Speisen frisch und sehr kreativ zu. Und die Gastfreundschaft
der Besitzer ist sowieso überdurchschnittlich. «Dieser
unkomplizierte Verköstigungsstil wird vor allem von Familien
ausserordentlich geschätzt», erzählen die beiden. «Abgesehen
davon, dass er preiswert ist, kann jeder so viel schöpfen,
wie er mag.» Gut aufgehoben fühlen sich Familien aber auch
dank der geräumigen Familienzimmer, der in die Lounge
integrierten Spielecke und dem kleinen Spielplatz. Zudem
sorgt Hotelierssohn Janne dafür, dass es den kleinen Gästen
nie an einem Spielgefährten fehlt!
Info:
Direkt von Maggia aus kann man einen Rundgang durch die Dörfer Moghegno und Lodano, den Auenwald entlang der Maggia und über zwei moderne Hängebrücken machen. In Maggia selber und weiter hinten im Tal
wandern (Canyoning light). Im Val Bavona und im Val Lavizzara, den hinteren Ästen des Valle Maggia, sowie um die beiden Stauseen Robièi und Sambuco gibt es anspruchsvolle Wanderungen.
Info:
Die Gastgeber sind versierte Biker und helfen gern Routentipps weiter. Zudem gibt es an der nahen Hornfluh einen Klettergarten sowie einen kurzen Klettersteig der Kategorie S1. Rund um Saanenmöser gibt es zahlreiche Bike- und Wandertouren, für Familen besonder spannend sind die Geocaching-Touren rund um Saanenmöser.
Zu diesem Beitrag sind noch keine Kommentare vorhanden.
Kommentar schreiben