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Tourentipp: Eisklettern im Averstal in Graubünden

Daniel Silbernagel, bergpunkt, Montag, 03. Februar 2025

Eisklettern ist vergänglich, und doch wachsen die glitzernden Eisskulpturen jeden Winter an ähnlichen Orten. Im Laufe des Winters, wenn die Bedingungen günstig sind, bilden sich freihängende Eiszapfen, Säulen, gefrorene Wasserfälle und Wandabschnitte, die mit einer Eisschicht überzogen sind. Dann steigt die Vorfreude auf das Eis- und Mixedklettern.

Damit das Eisklettern nicht nur mit Spass, sondern auch mit einer angemessenen Portion Sicherheit verbunden ist, lohnt sich eine solide Grundausbildung, bei der neben Wissen und Können auch die nötige Erfahrung gesammelt werden kann.

Eis ist nicht gleich Eis und so gibt es neben der Temperatur der Eisoberfläche z. B. auch die Verbindung zwischen Eis und Fels zu beachten. Ein bläulicher Farbstich des Eises deutet auf gut verbundenes, kompaktes Eis hin. Hingegen ist bei nassem Fels in unmittelbarer Nähe des Eisfalls Vorsicht geboten. 

Daneben sollte auch ein Augenmerk auf die Lawinengefahr im Zustieg und vor allem im Einzugsgebiet oberhalb der Eisfälle gelegt werden. Im Averstal hat es von der Anfängerstufe bis zum schönsten Eisfall der der Alpen – Thron, 250 m Steileis – alles.

Reise / Ausgangspunkt

Von Chur nach Andeer. Ab dort fährt ein Postauto ins Averstal (Fahrplan unregelmässig). Kommt man von Süden, steigt man in Andeer, Roflaschlucht dazu. Je nach Eisfall/Klettergebiet werden die Haltestellen: A. Ferrera, Ausserferrera (1300 m); B. Ferrera, Innerferrera (1479 m); C. Ferrera, Abzw. Val digl Uors (1553 m); D. Avers, Campsut (1678 m); E. Avers, Lezibrücke (1843 m); F. Avers, Cresta (1960 m) oder G. Avers, Pürt (1921 m) gewählt. Fahrplan: www.sbb.ch

Das Eisklettergebiet D. Campsut bietet sich für Kurse an. Dementsprechend oft wird hier auch geklettert. Hier die Hauptwand mit vielen Routen. Vorsicht: oberhalb hängen oft Zapfen, die auch mal runterfallen können! Foto: © Archiv Denys Thommen, bergpunkt-Bergführer

Eisklettergebiete / Linien

Die Eisklettergebiete im Averstal teilen sich in mehrere Hauptsektoren auf:

A. Ausserferrera (1200–1600 m): Ausrichtung: Ost-/NE; Beste Zeit: Januar-Februar; Abstieg: Abseilen über die Routen. Ca. 10 Linien mit 50–500m, I–IV/3+ bis 6-/5M
B. Innerferrera/Starlera (1680 m): Ausrichtung: Süd-West; Beste Zeit: Ende Dezember-Anfang März; Abstieg: Abseilen über die Routen. Ca. 6 Linien mit 30–200m, I–III/3- bis 5
C. Unterem Fat/Thron (1720 m): Ausrichtung: West; Beste Zeit: Ende Januar-Mitte Februar; Abstieg: Abseilen über die Routen. 1 Linie: Thron 250m, IV/5+ Gefahren: Mitte Februar scheint nachmittags im oberen Teil die Sonne in den Wasserfall. Nach Neuschneefällen herrscht Lawinengefahr aus dem Bereich des Berges über dem Thron.

König der Eisfälle: Der Thron (Eisfall rechts) ist und bleibt ein Extremklassiker.

D. Campsut (1678 m): Ausrichtung: West-Süd; Beste Zeit: Ende Dezember-Mitte März; Abstieg: Abseilen über die Routen. Viele kurze Stufen und Eisfälle. Ca. 30 Linien mit 10–60m, II–III/2 bis 6/5M Gefahren: Teils Eisschlaggefahr von Zapfen die abbrechen!
E. Val Madris (1800 m): Ausrichtung: West; Beste Zeit: Dezember-März; Abstieg: Abseilen über die Routen. Ein paar Linien mit 40–120m, II–IV/5 bis 5+ (auch Mix vorhanden) Gefahren: Lawinengefahr beachten
F. Brückenfall/Cresta (1840 m): Ausrichtung: Süd-SW; Beste Zeit: Januar; Abstieg: Abseilen über die Routen. Ca. 5 Linien mit 45–120m, I–III/3 bis 6- Gefahren: Sonneneinstrahlung beachten
G. Pürt/Trogstuck (1880 m): Ausrichtung: SW; Beste Zeit: Mitte Dezember-Ende Januar; Abstieg: Abseilen über die Routen. 2–3 Linien mit 10–20m, I–II/4 bis 5

Links: D. Campsut. Rechts: F. Brückenfall. Hier wird direkt an der Brücke zu den Einstiegen abgeseilt. Fotos: © Archiv Denys Thommen, bergpunkt-Bergführer
 

Unterkunft, Restaurants

Im Averstal gibt es einige Möglichkeiten zum Übernachten. Neben Hotels finden sich auch B&B, Ferienwohnungen oder private Zimmer (gemeindeavers.ch, Gästeinformation Viamala, Infostelle Avers: Montag, Mittwoch und Freitag 08.30 – 11.30, Tel. +41 81 667 11 67).
Eine Auswahl: Gasthaus Alpenrose Innerferrera (alpenroseferrera.ch), Gasthaus Walserstuba (walserstubaavers. ch), Capetta, Hotel & Restaurant (hotel-capetta.com), Hotel Avers (hotel-avers.com), Hotel - Hotel Bergalga (bergalga.ch/restaurant), Gasthaus Alpenrose Juf (gasthaus-alpenrose-juf.com).

Anforderungen / Verhältnisse 

Eisklettern braucht Erfahrung, Wissen und Können. Für deinen Einstieg ins Reich der Eiszapfen lohnt es sich, in einem Kurs eine solide Basis zu erwerben! Wichtig für Tourenplanung zum Eisklettern sind z. B. Temperatur an der Eisoberfläche. Die Temperatur an der Eisoberfläche bei günstigen Bedingungen sind deutlich tiefer als die Lufttemperatur. Der Haupttreiber dieser Abkühlung ist die Abstrahlung. Diese wird durch tiefe Luftfeuchtigkeit, wolkenlosen Himmel, grossen Öffnungswinkel zum Himmel und möglichst wenig Wind begünstigt. 

Ein guter Artikel mit Tipps dazu findet sich auf LACRUX.

Material / Landeskarten

Eiskletterausrüstung:
– Steigeisen
– steigeisenfeste Bergschuhe
– Eisgeräte (zwei Stück)
– Halbseile (zwei Stück, imprägniert)
– Klettergurt
– Express-Sets
– Karabiner (Schrauber, HMS)
– Sicherungsgerät / Abseilgerät
– Eisschrauben in verschiedenen Längen
– Evtl. Hooker zum Eissanduhren fädeln
– Bandschlingen, Reepschnur
– Kletterhelm (ggf. mit Visier)
– Kletterrucksack
– Mehrere Handschuhe zum Wechseln

Karten:
Als Übersicht Karten 1255 Splügenpass, 1256 Bivio, 1275 Campodolcino, 1276 Val Bregaglia oder auf map.geo.admin.ch. App mit Offlinekarten (z. B. White Risk, Swisstopo). Eiskletterausrüstung und Beratung gibt es bei Bächli Bergsport in Chur.

Eiskletterführer / Literatur

Steep Frozen: Eis- und Mixedklettern, Peter von Känel, Filidor
Hot Ice, Cold Rock, Urs Odermatt, The Edition

Schwierigkeitsbewertung 

Die Schwierigkeit wird mit der Ernsthaftigkeit oder Gesamtbewertung WI-Skala (WI steht dabei für Water Ice, Grad I–VII), der technischen Bewertung (Grad 1–7) sowie dem Zusatz «M» steht für Mixed Climbing bewertet. In diesem Link wird Weiteres erläutert.

Beachtet: Eisklettern findet an gefrorenen Wasserfällen statt. D.h. nicht jeden Winter bilden sich die gleichen Eisformationen bzw. gleich dickes Eis. Die Schwierigkeitsbewertung ist somit eine «durchschnittliche» Bewertung und dient als Orientierung bei üblichen Bedingungen in normalen Wintern.

Wildruhezonen 

Wildruhezonen und Wildschutzgebiete auch beim Eisklettern beachten: wildruhezonen.ch

Ausbildung / Touren 

Bergpunkt-Kurse zum Thema Eis/Mix und Winterbergsteigen: bergpunkt.ch


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