Der Wetterbericht war nicht ganz lupenrein, es hätte möglicherweise Schnee über Nacht fallen können, was die geplante Tour zur Mausefalle machen würde. Somit beschlossen wir, die Normalroute über den NW-Grat zu wählen. Wir bereuten den Entscheid auf keinen Fall.
Schon der Aufstieg zur Cabane de Moiry war ein Genuss. Der Blick auf die Abbrüche des Glacier du Moiry war atemberaubend, vom Speisesaal aus gar überwältigend. Die zarten Pastellfarben des Stausees und die grünen Bergwiesen kontrastieren perfekt zur hiesigen Wildnis. Am Nachmittag vor der eigentlichen Tour nahmen wir die Kletterrouten nahe der Hütte in Angriff. Routen in den Schwierigkeitsgraden zwischen 3 und 6b+ standen zur Auswahl. Die letzte Seillänge der 6b+ Route war ein voller Genuss. Wir waren auf dem Gipfel derart in eine Plauderei über diese Seillänge vertieft, dass wir uns von der nahenden Wetterwand nicht vertreiben liessen. So seilten wir in bester Stimmung in vollen Regen ab.
Turmgrat
Am nächsten Morgen starteten wir als einzige Seilschaft Richtung Grand Cornier. Das Wetter besserte sich nach und nach, und so stiegen wir den Gletscher, der mit seinen vielen Bächen von der Wärme der letzten Tage gezeichnet war, hoch. Der Einstieg zum Grat war noch vereist, sodass wir den ersten Aufschwung über ein steiles mit hartem Eis überzogenes Firnfeld umgehen und höher oben einsteigen mussten. Von da weg ging es dann über soliden Fels und dem Grat mit seinen vielen Türmen und diversen interessanten Kletterstellen Richtung Gipfel. Nach ungefähr viereinhalb Stunden Aufstieg erreichten wir unser Ziel.
Der Blick auf die nahe Dent Blanche Nordflanke und die Zermatter 4000er ist absolut beeindruckend. Viele Erinnerungen an vergangene Touren wurden uns wieder präsent. Auch wenn der Grand Cornier die magische 4000er-Grenze nicht erreicht, so ist das Gipfelgefühl erhabener als auf manchem Berg oberhalb dieser Marke. Alleine auf dem Gipfel, umgeben von einem wunderschönen Kranz von Bergen und weit weg vom Rummel genossen wir die Gipfelruhe. Bald ging es wieder zurück über all die Türme. Der Abstieg vollzog sich kaum schneller als der Aufstieg und erforderte unsere volle Konzentration.
In der Hütte noch schnell ein Cola und dann zurück nach Hause. Es war ein würdiger Gipfel als Abschluss unserer Tourenwoche.
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