Was für ein Wandel: Noch vor 20 Jahren trugen auf Schweizer Skipisten nur rund 20 Prozent der Ski- und Snowboardfahrer einen Helm. Heute liegt die Quote nach Angaben der Beratungsstelle für Unfallverhütung bei über 90 Prozent. Zwar gibt es für den Skitourensport keine vergleichbaren Zahlen, doch dürfte auch hier die Helmquote in den letzten Jahren spürbar gestiegen sein.
Gleich vorab: Einen Idealhelm für beide Disziplinen gibt es nicht. «Reine Skihelme sind begrenzt für Skitouren geeignet. Es gibt jedoch grosse Unterschiede, was Gewicht, Belüftung, Zertifizierung und Packmass angeht», weiss Produktmanagerin und Bächli-Expertin Päivi Litmanen. Denn im Gegensatz zum Alpinskifahren muss der Helm auf Tour natürlich auch hochgetragen werden – womit das Eigengewicht ins Spiel kommt. Im Bächli-Sortiment finden sich daher Helme in einer recht breiten Gewichtsspanne, vom 300 Gramm leichten Skitourenhelm DNA von Dynafit bis hin zum 620 Gramm schweren, «klassischen» Skihelm Igniter 2VI MIPS von Sweet Protection.
1 Strap: Das Brillenband besteht aus
elastischem Material und kann
in der Länge dem Kopf- und
Helmumfang angepasst werden.
Fixierpunkte am Hinterkopf
des Helmes verhindern ein
Verrutschen.
2 Helm: Neben Belüftung und
Tragekomfort ist bei
Skihelmen die Passform
entscheidend. Ob der
Helm zum eigenen Kopf
passt, probiert man
am besten vor Ort in
einer Filiale.
3 Earpads: Schützen die Ohren
im Falle eines Sturzes
und wärmen bei kalten
Temperaturen. Sind die
Polster abnehmbar, lässt
sich der Helm einfach an
warme Frühjahrstemperaturen
anpassen.
4 Brille: Schützt die Augen vor
Sonne, Schnee und
Fahrtwind. Für eine optimale
Sicht ist die Wahl
des richtigen Glases
entscheidend. Wird die
Brille zusammen mit
einem Helm getragen,
müssen beide miteinander
kompatibel sein.
Aufbau: Schlagkräftiger Schutz
Aktuelle Helme sind entweder als Hartschalen- oder als In-Mold-Helme konstruiert. Erstere haben eine Aussenschale aus Kunststoffen wie ABS oder Polycarbonat, während eine davon getrennte Schicht innen für die Dämpfung der Stossenergie sorgt. Bei In-Mold-Helmen ist die Aussenschicht meist etwas dünner und direkt mit der Innenschale aus EPS-Hartschaum (Styropor) fest verbunden. Beim Aufschlag verformt sich die Innenschale und absorbiert so die einwirkenden Kräfte.
Eine dritte Kategorie stellen sogenannte Hybridhelme dar, die beide Bauweisen und deren Vorteile verbinden sollen: die Stabilität und Belüftungsmöglichkeiten der Hartschale und das geringe Gewicht der In-Mold-Konstruktion. «Oft ist der obere Teil des Helms mit der Hartschale ausgebildet und auf der Seite kommt die In-Mold-Bauweise zum Zug», erklärt Litmanen den Aufbau eines Hybridhelms. Ganz gleich, wie sie konstruiert sind: Die Sicherheitsnorm EN 1077 müssen alle Helme erfüllen.
Eine Neuerung der letzten Jahre im Helmbereich ist das sogenannte MIPS – kurz für Multi-Directional Impact Protection System. Da bei Stürzen neben linearen Schlag- und Stosskräften auch drehende Rotationskräfte auf den Kopf wirken können, ist in MIPS-Helmen noch eine Zwischenschicht eingearbeitet. Sie funktioniert wie eine Gleitlagerung und erlaubt der Helmschale auch unter voller Last ein Ausweichen von 10 bis 15 Millimetern in alle Richtungen. «Dadurch können Kräfte, welche den Kopf verdrehen, reduziert werden», so Litmanen. Die MIPS-Technologie fällt nur mit 25 bis 45 Gramm ins Gewicht.
Der passende Helm
Die richtige Helmgrösse wählt man ausgehend vom eigenen Kopfumfang in Zentimetern. Den kann man mit einem Massband und einem Spiegel leicht selbst ermitteln – gemessen wird rund 2,5 Zentimeter oberhalb der Augenbrauen. Die allermeisten Modelle sind in mehreren Grössen verfügbar. Gut so, denn die Passform eines Helms ist fast so individuell wie die eines Wanderschuhs. «Der Helm muss eng genug sitzen, dass er nicht wackelt – er darf aber nirgends drücken», so Litmanen.
Einige Hersteller legen ihren Helmen Klebepads und -polster zum Ausgleich bei, und zur Feineinstellung und Fixierung des Helms hat sich das Drehrad am Hinterkopf nahezu bei allen Herstellern durchgesetzt. Trotzdem ist die Wahl des richtigen Modells entscheidend. «Nicht jeder Helm passt auf jeden Kopf», weiss Litmanen, und empfiehlt deshalb ein Ausprobieren und Probetragen in einer der Bächli-Filialen.
Helm: Tenet Mips - Giro
Unterschiede bestehen auch in der Ausstattung: Praktisch sind etwa Polsterungen, die sich zum Waschen (oder bei warmen Temperaturen) entfernen lassen. Und wer seinen Helm auch im Aufstieg trägt – was nicht nur im stein- oder eisschlaggefährdeten Gelände situationsbedingt durchaus Sinn machen kann –, freut sich über eine gute Belüftung des Helms. Bei einigen Modellen lassen sich die Belüftungsschlitze über Schieber schliessen, was an kalten Tagen die Isolationsleistung verbessert.
Auch ein Magnetverschluss am Kinnriemen kann einigen Frust vermeiden: «Ein Magnetverschluss bietet zur klassischen Steckschnalle den Vorteil, dass sich dieser leichter schliessen lässt, da er sich praktisch selber findet», so Litmanen. Besonders mit dicken Handschuhen erleichtert das die Handhabung. Auch wer spezielle Zusatzfeatures benötigt, wird heutzutage fündig: Halterungen für Helmkameras, speziell geformte Ohrpolster, die die Verwendung von Ohrstöpseln zulassen, oder gar vollintegrierte Kommunikationssysteme samt Kopfhörer, Mikro und Smartphone-Kopplung sind keine Zukunftsmusik mehr.
Hochalpin: Mehrfachzertifizierung
«Da bei Skitouren die gesamte Ausrüstung selber hochgetragen wird, ist auch auf das Gewicht des Helmes zu achten», weiss Litmanen. Auch ein besonders kleines Packmass beim Verstauen im Rucksack ist von Vorteil. Bewährt haben sich hier Helmnetze, mit denen der Kopfschutz aussen an den Rucksack gespannt werden kann. Spezielle Skitourenhelme verzichten aus Gewichtsgründen meist auf eine üppige Polsterung – stattdessen wählt man die Passform so, dass eine Mütze oder ein Stirnband unter den Helm gezogen werden kann.
Während reine Alpinskihelme den meisten Bergsportlern zu schwer sein dürften, ist die Verwendung von Skitourenhelmen beim Bergsteigen besser möglich. Wer das plant, sollte zu einem zweifachzertifizierten Helm greifen, der neben der Sicherheitsnorm für Skihelme auch nach der EN 12492, also der Norm für Helme zum Bergsteigen, zertifiziert ist. «Wer frühmorgens vor dem Sonnenaufgang auf Skitour startet, ist auf die Stirnlampe angewiesen», weiss Litmanen. Dieser Einsatzbereich sollte beim Helmkauf mitbedacht werden.
Insbesondere die mehrfachzertifizierten Helme, wie beispielsweise der Couloir Mountain von Scott oder der 3Tech Alpi Honeycomb von Movement, haben spezielle Halterungen, damit die Stirnlampe auf dem Helm nicht verrutscht. Manche Helme sind zusätzlich sogar nach EN 1078 als Fahrradhelm zertifiziert und verfügen über einen beim Mountainbiken üblichen Visor (z. B. «TLT» von Dynafit) – da bleibt bei der Frühjahrsskitour mit Bike-Zustieg kein Wunsch mehr offen.
Der richtige Durchblick
Wer einen Skihelm trägt, besitzt in aller Regel auch eine Skibrille – denn ohne Augenschutz sind Skiabfahrten schon bei geringem Tempo erheblich spassbefreit. Aufgrund der Vielzahl an verfügbaren Helm- und Brillenmodellen sind längst nicht alle Produkte miteinander kompatibel. Selbst dann nicht, wenn sie von derselben Marke stammen. «Die Brille darf nicht zu breit oder zu hoch für den Helm sein. Dieser darf die Brille nicht auf die Nase drücken oder umgekehrt die Brille den Helm in den Nacken schieben», erklärt Päivi Litmanen. Im Idealfall bringt man daher den eigenen Helm bzw. die eigene Brille mit in die Filiale, wenn ein Kauf ansteht.
Gleichzeitig müsse die Skibrille natürlich auch zum Gesicht passen – von kindgerechten Grössen bis zu besonders schmalen und breiten Varianten ist die Auswahl gross. Auch für Brillenträger gibt es spezielle OTG-Modelle (over the glasses), die einen grösseren Abstand zum Glas haben und somit über der Korrekturbrille getragen werden können. Ein passendes Modell deckt die Augenpartie vollständig ab und drückt nirgends, auch nicht auf der Nase.
Gegen das einstmals gefürchtete Beschlagen der Skibrille und den folgenden «Blindflug» führen die Hersteller Innovationen wie Anti- Fog-Beschichtungen, Doppelscheiben und besonders luftdurchlässige Schaumstoffpolster ins Feld. Auch die Wölbung des Glases spielt hier übrigens eine Rolle: Sphärische, also in horizontaler und vertikaler Richtung gewölbte Brillen bilden einen grösseren Innenraum, was mehr Luftzirkulation erlaubt. Ein weiterer Vorteil dieser Gläser ist die bessere Rundumsicht. Zylindrische Gläser, die nur horizontal gewölbt sind, sind hingegen meist etwas günstiger.
Brille: Cyrius Reactiv 1-3 High Contrast - Julbo
Ein wichtiges Kriterium für den Kauf einer Skibrille ist die Lichtdurchlässigkeit. Wie viel hindurchgelassen wird, gibt der Lichttransmissionsgrad oder auch VLT-Wert an. Bei Skibrillen findet man – ebenso wie bei Sonnenbrillen – meist nicht den genauen Wert, sondern eine Abstufung in fünf Kategorien von 0 bis 4. Zur Kategorie 0 zählen Brillen mit Klarsichtscheiben, etwa für Nachtskitouren. Gläser der Kategorie 1 und 2 sind für schlechtes bis wechselhaftes Wetter zu empfehlen, Kategorie 3 bei sonnigem Wetter. Gläser der Kategorie 4 kommen bei sehr hellen Bedingungen, wie etwa auf dem Gletscher, zum Einsatz.
Wer nun verschiedene Lichtsituationen mit einer Brille abdecken will, hat zwei Optionen: Entweder wählt man ein Modell mit Wechselgläsern oder man entscheidet sich für photochromatische Gläser. Sie besitzen lichtempfindliche Moleküle und reagieren so auf unterschiedliche Lichtverhältnisse. Bei hellem Sonnenschein verdunkeln sie sich und werden lichtundurchlässiger, bei wenig Licht werden sie wieder durchlässiger. Gängig sind Skibrillen, die die Kategorien 1-3 oder 2-4 abdecken.
Die Farbe des Brillenglases hat mit der Lichtdurchlässigkeit übrigens nichts zu tun. «Bestimmte Farbtönungen können beispielsweise Kontraste bei schwierigen Sichtverhältnissen verbessern, dies ist jedoch nicht zu verwechseln, wie eine Brille von aussen aussieht», betont Litmanen. Polarisierende Gläser reduzieren störende Reflektionen und Spiegelungen, etwa auf Wasser oder Eis. Sie sind auch etwas kontrastreicher, wodurch man das Gelände etwas besser lesen kann. Alle bei Bächli erhältlichen Skibrillen sind natürlich gegen UV-Licht geschützt.
Wie der Helm wird auch die Skibrille auf Skitour selten durchgängig getragen. Sind die Bedingungen nicht ganz unwirtlich, ist im Aufstieg die Sonnenbrille die bessere Wahl. «Beim Transport der Skibrille sollte man das Glas immer schützen, beispielsweise mit einer Gogglesoc», rät Litmanen. Zum Reinigen der Brille verwendet man am besten nur ein spezielles Putztuch oder Mikrofasertuch und Wasser. Ist das Glas bereits stark verkratzt oder hat die Anti- Fog-Beschichtung ihre Wirkung verloren, sollte über eine Neuanschaffung nachgedacht werden. Bei Helmen empfehlen Hersteller übrigens einen maximalen Gebrauchszeitraum von etwa fünf Jahren – nach einem Sturz sollte er aber umgehend getauscht werden.
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