Offene Stellen

Newsletter

DE | FR | IT
  1. Erlebnis
  2.  > 
  3. Blog

Lebensrettende Plättchen

Fabian Reichle, Donnerstag, 01. Dezember 2022

Kennt ihr dieses kleine, eingenähte Plättchen in eurer Winterausrüstung? Falls nicht, dann schaut genauer hin, höchstwahrscheinlich findet ihr irgendwo an eurer Jacke oder Hose eine kleine Erhebung, beschriftet mit «Recco». Dahinter verbirgt sich ein kleiner Reflektor – wir zeigen euch, was es damit auf sich hat.

Alles fängt mit einer tragischen Geschichte an: Der Schwede Magnus Grandheld verliert 1973 bei einem Lawinenunglück einen Freund. Hunde und Sondierung dauern zu lange, er setzt sich zum Ziel, eine schnellere Suchmethode zu entwickeln. Die Idee der Recco-Technologie ist geboren.

Grandhelds Idee ist so simpel wie genial. Bergsportler sollen einen Reflektor auf sich tragen, Suchende können mit einem Detektor Lawinenverschüttete und Vermisste orten. 1983 wird das erste System eingeführt, die Firma Recco ist geboren.


Ergänzung statt Konkurrenz

Der Gedanke, mit elektronischen Hilfsmitteln Lawinenverschüttete aufzuspüren, war damals kein neuer. Bereits 1974 kam mit dem Barryvox von Mammut das erste LVS auf den Markt. Hier kommt ein wichtiger Punkt ins Spiel. Das Recco-System ist gegenüber einem LVS primitiv und die Detektoren sind ausschliesslich im Besitz von offiziellen Bergrettern. Warum soll eine bereits damals überholte Technologie, die nur von Profis genutzt werden kann, Sicherheit bieten? Die Frage hört man immer wieder, Unkenrufe gegenüber Recco sind nicht selten. Zu Unrecht, denn das System hat durchaus seine Vorteile.


Vorneweg muss verstanden werden, dass Recco nie als Ersatz oder gar Konkurrent zum LVS entwickelt wurde. Die Vision dahinter war stets, eine ergänzende Technologie anzubieten, die zusammen mit der gängigen Lawinenausrüstung einen weiteren Sicherheitsfaktor mit sich bringt. Doch nicht nur das Quasi-Anhängsel zum Standardequipment steht bei Recco im Vordergrund. Es gibt nämlich einige triftige Gründe, die kleinen Reflektoren mit sich zu führen.


Simpel – Sommer wie Winter

Ein Vorteil liegt in der Schlichtheit von Recco. Der Reflektor ist nicht grösser als ein Pflaster, wiegt nur wenige Gramm und braucht keine Batterien. Er muss also nicht angeschaltet werden, verliert nie an Signalstärke und benötigt keine Wartung. Da er zudem in der persönlichen Ausrüstung fest integriert ist, kann er unmöglich vergessen werden und die Chance, ihn bei einem Unfall zu verlieren ist verschwindend klein. Die Reflektoren sind übrigens auch separat erhältlich und können an Rucksack, Helm oder Gurt angebracht werden. Wer also Kleidung ohne integrierten Reflektor besitzt, kann sich in unserem Onlineshop aufrüsten.

Ein weiterer Faktor ist der Suchradius. Moderne Recco-Detektoren werden unter anderem an Helikoptern montiert. Das erlaubt einen immensen Suchkegel, der schnell abgeflogen werden kann. Gerade in alpinen Regionen, die zu Fuss schwer zugänglich sind, ist das ein Vorteil. Wobei wir beim eigentlichen Einsatzgrund angelangt wären: Dem Unfall selbst.


Ein LVS kann Leben retten. Was jedoch, wenn Verschüttete und Suchende kein LVS auf sich tragen? Wir reden hierbei nicht von bewussten Tourengängern, sondern von Opfern, die anderweitig in Lawinen geraten. Das kann sogar auf präparieren Pisten passieren, wie es in den letzten Jahren leider mehrfach vorkam. In solchen Fällen ist Recco das einzige Werkzeug, um aufspürbar zu sein.

Andere Jahreszeiten bergen ebenfalls Gefahren. Die meisten Unfälle in den Bergen passieren in den Sommermonaten – auch hier kann es entscheidend sein, in unübersichtlichem Gelände schnell gefunden zu werden.

Die Gründe sind einleuchtend, Recco ist weder eine überholte Technologie noch ein unnützes System. Es macht Sinn, beim Kauf von Bergsport-Ausrüstung auf das kleine Plättchen zu achten, denn es kann Leben retten.

Weitere Beiträge

Wasserdicht und atmungsaktiv? Was hinter der neuen ePE-Membran von Gore Fabrics steckt

Gut sieben Jahre nach der Ankündigung eines PFC-freien Laminats bringt Gore Fabrics seine neue ePE-Membran auf den Markt. Was steckt hinter der Neuentwicklung?

Besser biwakieren: Praktische Tipps für das Übernachten in den Bergen

Ungeplante Biwaks können der Horror sein. Umgekehrt sind geplante Biwaks nicht automatisch ein Traum – aber mit ein paar Tipps steigen die Chancen. Unser Filialleiter und erfahrener Alpinist Ralph Strahberger zeigt, worauf es beim Biwakieren ankommt.

Auf Schritt und Tritt: Was du über Wanderschuhe wissen solltest

Bei kaum einem Bergsportartikel ist die Auswahl so gross wie bei Wanderschuhen. Zur richtigen Kaufentscheidung gehören nicht nur die Passform, sondern auch das geplante Einsatzgebiet und eine ehrliche Einschätzung der eigenen Trittsicherheit.

Gut verbunden: Karabiner und Haken

Als verbindendes Element sind Karabiner im Bergsport unverzichtbar: Sie sind die entscheidende Schnittstelle zwischen Mensch, Berg und Seil. Welcher Aufwand hinter ihrer Produktion steckt und wo welche Karabinerform zum Einsatz kommt, klären wir in unserer Rubrik Expert.

«Das Erfinden steckt in unserer DNA.» – Paul Petzl im Interview

Paul Petzl ist Eigentümer und Mitbegründer des französischen Bergsportpioniers Petzl. Ein seltenes Gespräch über Aufbau und Übergabe eines Familienunternehmens – und was Paranoia und Reizwäsche damit zu tun haben.

Das Bett zum Mitnehmen – Drei Tipps für kalte Sommernächte

Wer abseits von Hütten im Gebirge nächtigt, ist auch im Sommer auf gut isolierende Ausrüstung angewiesen. Wenn diese auch noch klein verpackbar und leicht ist, steigert das den Spassfaktor ganz erheblich. Drei Tipps.

An einem Strang – Sicherungsgeräte beim Klettern

Grosse Stürze federleicht abfangen: An der (Weiter-)Entwicklung von Sicherungsgeräten arbeiten Produktingenieure seit rund drei Generationen. Dank ihrer Innovationen ist unser Sport nicht nur angenehmer, sondern vor allem sicherer geworden.

Ultraleichtes Klettermaterial: Produkte, Tipps und Grenzen

Hochtechnische Materialien und ausgeklügelte Produktionsverfahren erlauben immer leichtere Bergsportausrüstung. Auch bei Seilen, Klettergurten und Sicherungsgeräten purzeln die Pfunde. Was das fürs Klettern bedeutet, wo die Vorteile von ultraleichtem Material liegen und wo es an seine Limits kommt, zeigt dieser Beitrag.

Passende Inhalte

Kommentare

Zu diesem Beitrag sind noch keine Kommentare vorhanden.

Kommentar schreiben