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Kletterhelm zum Ski fahren? 5 wichtige Fakten zu Helmen

Fabian Reichle, Donnerstag, 25. Januar 2024

Kluge Köpfe schützen sich. Eine abgedroschene Aussage, die an Wahrheitsgehalt jedoch nichts einbüsst. Ein Helm schützt vor kritischen Kopfverletzungen – gerade im Bergsport. Doch Helm ist nicht gleich Helm. Je nach Sportart ist es wichtig, ein passendes Modell zu tragen. Wir stellen dir 5 wichtige Fakten in unserem Blogbeitrag vor.

Dass du für deine Skitour in deine Skischuhe steigst und du für die Bergtour die Wanderschuhe schnürst, dürfte offensichtlich sein. Auch in Sachen Bekleidung oder Rucksack sind entsprechende Typen meist logisch. Und wie schützt du deinen Kopf bei deinen Bergabenteuern? Hast du ein und denselben Helm für alle Disziplinen auf? Das ist nicht optimal – zumindest in den meisten Fällen.

Diese Modelle sehen von aussen alle eher gleich aus, aber es gibt entscheidende Unterschiede.


Es gibt Helme für den Klettersport, für Skitouren, fürs alpine Skifahren und für vieles mehr. Stell dir folgende zwei Szenarien vor: ein Arbeiter auf einer Baustelle und eine Velofahrerin auf einem Singletrail. Ersterer schützt seinen Kopf in erster Linie vor herabfallenden Gegenständen; letztere hat einen Helm auf, falls sie vom Bike fällt und gegen einen Wurzelstock prallt. Bergsporthelme funktionieren nach demselben Prinzip: Sie müssen unterschiedliche Arten von Kräfteeinwirkungen standhalten.


1. Der Kletterhelm schützt primär vor Steinschlag

Wenn du in der Vertikalen unterwegs bist oder Hochtouren dein Ding sind, wirst du einen Kletterhelm benötigen. Dieser schützt dich vor Steinschlag. Etwas konkreter bedeutet das, dass er nach der europäischen Norm EN 12492 zertifiziert sein muss.

Dies wiederum stellt sicher, dass der Helm die Belastung eines aus zwei Metern Höhe herabfallenden Fünf-Kilogramm-Gewichtes stand- halten muss. Ebenso darf er von einer drei Kilogramm schweren Spitze aus einem Meter Höhe nicht durchdrungen werden. Weiters muss die Haltekraft des Kinnbandes bei über 50 Kilogramm liegen, damit der Helm bei einem allfälligen Sturz nicht vom Kopf gerissen wird. Vielleicht wirst du auch der Normierung UIAA 106 begegnen, die Helme ebenfalls auf ihre Sicherheit prüft – sogar noch etwas strenger als die europäische Norm. Jedoch ist die UIAA-Norm von den Herstellern freiwillig zu erfüllen.


Ein Kletterhelm schützt dich vor herabfallenden Steinen und anderen Gegenständen.


Bei einem Kletterhelm steht der Tragekomfort im Vordergrund. Das Bewegungsspektrum deines Kopfes ist gerade in technischem Gelände relevant, dabei sollte dich der Helm nicht stören. Wichtig ist auch, dass das Ganze fest auf deinem Kopf sitzt. Die Passform wählst du so, dass der Helm nicht wackelt und sich vor allem nicht nach hinten abstreifen lässt. In der Regel sind moderne Modelle so konstruiert, dass du sie deinem Kopfumfang entsprechend justieren kannst.


2. Verschiedene Bauarten von Helmen

  1. Moderne Hartschalenhelme
    Diese Modelle zeichnen sich durch eine dicke und robuste Schale aus einem stabilen Kunststoff aus, die sich über den gesamten Helm zieht. Das verwendete Material besteht aus einem stabilen Kunststofftyp. Schutz bietet primär eine Bänderkonstruktion im Inneren des Helmes sowie eine Einlage aus einem energieabsorbierenden Material wie EPS oder EPP. Ein Beispiel für einen solchen Helm ist der Black Diamond Half Dome.

  2. InMold-Helme
    Bei dieser Bauweise wird eine dünne Schale – meistens aus dem Kunststoff Polycarbonat – geformt, in welcher ein Hartschaum eingeschweisst wird. So entsteht eine robuste und komplette Verbindung zwischen dem dämpfenden Schaum und der Schale. Ein Beispiel für einen solchen Helm ist der Petzl Meteora.

  3. Hybridhelme
    Hierbei handelt es sich um eine Mischung aus InMold- und Hartschale. Hybridhelme nutzen die Vorteile beider Technologien an ver- schiedenen Stellen. Hybridhelme sind besonders robust und das Gewicht hält sich in einem guten Rahmen. Ein Beispiel für einen solchen Helm ist der Mammut Wall Rider MIPS.

Bei diesen drei Helm-Typen sieht man deutlich die Unterschiede in der Konstruktion.


3. Der Skihelm schützt primär bei Stürzen

Was im alpinen Skisport mittlerweile gang und gäbe ist – nach Angaben der Beratungsstelle für Unfallverhütung tragen über 90 Prozent aller Skifahrerinnen und Skifahrer einen Helm – hat beim Skitourengehen weiterhin Potenzial. Dabei gibt es keinen Grund, abseits der Pisten auf einen Helm zu verzichten. Denn auch hier lauern Gefahren.


Alpine Skihelme haben wie eingangs beschrieben hauptsächlich den Faktor Sturz inne. So muss er im Gegensatz zum Kletterhelm einen direkten Aufprall des Kopfes abfangen können. Alpinski-Helme werden nach der Norm DIN EN 1077 geprüft. Diese orientiert sich an anderen Faktoren als diejenigen Normierungen für den klassischen Bergsport (aber auch hier gibt es Hybridmodelle). 

Für Skitouren sollte idealerweise ein Helm gewählt werden, der sowohl der Norm für Alpin-Skihelme (EN 1077) wie auch der für Kletterhelme (EN 12492) entspricht, falls z.B. eine Gipfelbesteigung in den Skischuhen geplant ist oder man in einem Gebiet unterwegs ist, in dem Steinschlag eine Rolle spielt – mehr dazu im nächsten Abschnitt.


4. Mehrfachzertifizierte Helme – einer für vieles

Hier kommen wir zurück zum Artikelbeginn: Ja, es gibt Helme, die für mehrere Bergsportdisziplinen (und darüber hinaus) genutzt werden dürfen. Sogenannte mehrfachzertifizierte Helme erfüllen beispielsweise den Aufprallschutz, der fürs Skitourengehen relevant ist, sind aber zusätzlich nach EN 12492 normiert. Das heisst, sie schützen auch vor Steinschlag. Das ist gerade auf technischen Skihochtouren praktisch. 

An dieser Stelle: Du wirst beim Inspizieren eines Helmes nebst der Normnummer auch eine CE-Kennzeichnung vorfinden. Diese bedeutet „Conformité Européenne“, zu Deutsch „europäische Konformität“ und gewährleistet, dass ein Produkt innerhalb dem europäischen Wirtschaftsraum ohne Einschränkung gehandelt werden kann. In diesem Falle: Der Helm ist wirklich geprüft und sicher.

Einige kannst du sogar zusätzlich zum Velofahren nutzen – diese sind nach der Norm EN 1078 zertifiziert. Ein Beispiel für einen solchen Helm ist der TLT von Dynafit. Ob nun einer für vieles oder spezifische Modelle je nach Einsatzzweck: Beides kann Vor-und Nachteile haben. Spezifische Modelle für einzelne Sportarten warten meist mit speziellen Features auf oder sind besonders leicht, während ein Helm für verschiedene Sportarten universeller ist und weniger Platz im Schrank benötigt.

Mehrfach zertifizierte Helme erkennt man an den verschiedenen EN Normen. EN 1077 für Ski- und Snowboardfahrende, EN 12492 für Kletternde, EN 1078 für Radfahrende.

Vielleicht fragst du dich dennoch, warum du nicht einfach deinen Alpinski-Helm mit auf Tour nehmen kannst? Vorneweg: Natürlich kannst du das, irgendein Helm ist letzten Endes noch immer besser als gar keiner. Jedoch spielt hier der Komfort eine massgebende Rolle. Ein spezifischer Skitourenhelm ist leichter – Topmodelle für Skitourenrennen bringen gerade einmal 300 Gramm auf die Waage, sind atmungsaktiver und platzsparender. Dahingegen ist der Schutzfaktor nicht ganz auf dem hohen Niveau eines Alpinski-Helmes.


5. Zusatzfunktionen am Helm für mehr Komfort

Wenn du einen passenden Helm gefunden hast, dann achte auch auf Details: Wenn du beispielsweise beim Sichern eine Sicherungsbrille trägst, sollte der Helm nichts ins Blickfeld ragen. Trägst du langes Haar, dass du beim Klettern gerne zusammenbindest? Es gibt Helme, die extra dafür eine Aussparung haben.

Einige Helm-Modelle haben zusätzliche Features wie eine Aussparung für den Zopf oder eine Stirnlampen-Halterung.

Skitourenhelme verfügen dagegen meist über eine Stirnlampenhalterung, diese ist gerade für frühe Starts bei Dunkelheit unabdingbar. Am besten bringst du deine Ausrüstung, die du mit auf Tour nimmst (Brille, Stirnlampe..), mit ins Geschäft und probierst verschiedene Modelle aus.

Übrigens: In diesem Blogbeitrag erfährst du alles zu den Helmneuheiten 2024!


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Kommentare

Danilo | 14.03.2024 18:45
Ihr schreibt zum CE-Label: "In diesem Falle: Der Helm ist wirklich geprüft und sicher."

Die Conformité Européenne ist jedoch eine Selbstdeklaration und garantiert im Gegensatz zu EN keinerlei Tests oder Prüfungen!
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