Das Wichtigste zuerst: Alle Sonnenbrillen, die bei Bächli Bergsport erhältlich sind, schützen die empfindliche Hornhaut unserer Augen zu 100 Prozent vor UV-A, UV-B und UV-C-Strahlung – jenem energiereichsten Teil der optischen Strahlung zwischen einer Wellenlänge von 100 bis 400 Nanometern. Denn leider ist der Mensch von Natur aus nicht für schneereiche Umgebungen gemacht, in denen Reflexionen von Wasser, Eis und Schnee und die zunehmende Höhe die Strahlung zusätzlich verstärken. Schon die Inuit sägten schmale Sehschlitze in Tierknochen, um sich damit vor Schneeblindheit zu schützen. Heute bestehen Sonnenbrillen für den alpinen Einsatz nicht mehr aus Knochen, ja nicht einmal mehr aus Glas. Scheiben aus Polycarbonat haben das einst dominierende Mineralglas weitgehend abgelöst. Zwar ist Kunststoff empfindlicher gegen Kratzer und wegen der grösseren Streuung optisch nicht ganz so herausragend klar wie Mineralglas. Das deutlich geringere Gewicht und die Bruchsicherheit machen diese Mankos jedoch wieder wett.
Stufenlos geschützt
Die wichtigste Entscheidung beim Kauf einer Sonnenbrille ist die Wahl der richtigen Schutzkategorie. Dankenswerterweise können Kunden hier besonders gut zwischen verschiedenen Herstellern vergleichen, denn in Europa schreibt die Norm ISO 12312-1:2013 eine verbindliche Klassifizierung in fünf Stufen vor (siehe Tabelle). Ausschlaggebend ist der sogenannte «Lichttransmissionsgrad», also wie viel sichtbares Licht prozentual durch die Scheiben dringt. Die Spannweite reicht dabei von «ganz leicht getönt» (Stufe 0) bis «sehr dunkel getönt» (Stufe 4). Die Antwort auf die Frage nach der richtigen Schutzkategorie liegt im geplanten Einsatzzweck. Die «hellen» Kategorien 0 und 1 beschränken sich auf den Einsatz zur Abend- und Nachtzeit, wenn etwa bei schnellen Sportarten wie Trailrunning, Biken oder Skitouren ein Schutz gegen Fahrtwind erforderlich ist. Die Stufen 2 und 3, also «mittelstarke und dunkle Tönungen», sind die Allrounder für einen typischen Wander-, Kletter- oder sonstigen Tourentag am Berg. Brillen der Stufe 4 sind für Einsätze in den besonders strahlungsintensiven Gletscherregionen vorbehalten. Mit nur noch 3 bis 8 Prozent Lichttransmission sind sie sogar so dunkel, dass sie beim Autofahren verboten sind.
Für alle, die sich ungern festlegen wollen, gibt es ein Zauberwort: «photochromatische», also selbsttönende Gläser. Schon 1962 wurde diese Technik für Mineralgläser erfunden, inzwischen lässt sie sich auch in Polycarbonat-Scheiben anwenden. Solche selbsttönenden Gläser haben dank eingearbeiteter Moleküle die Fähigkeit, über mehrere Schutzstufen hinweg aufzuhellen oder nachzudunkeln. «Das ist einfach genial», meint auch Päivi Litmanen, die bei Bächli Berg-sport für den Einkauf von Sonnenbrillen zuständig ist. Zwar gibt es (noch) keine Gläser, die von 0 bis 4 alle Schutzstufen abdecken. Aber schon heute ist der Traum von «einer für alles» greifbar nah. «Photochromatische Brillen, die einen Bereich von Stufe 2 bis 4 abdecken, sind bei uns der absolute Bestseller», so Litmanen. Kein Wunder: Mit ihnen können Wanderer alle Touren und sogar gelegentliche Ausflüge bis ins Hochgebirge unternehmen. Und: Die Verwandlungskünstler passen sich automatisch an schlechtere Lichtverhältnisse an, wenn etwa auf Skitour ein Schattenhang befahren wird oder Bewölkung plötzlich die Sonne verdeckt. Inzwischen liest sich das wachsende Angebot photochromatischer Sonnenbrillen so breit wie die Ergebnisliste vom letzten Super-League-Spieltag: 1-3, 2-4, 2-3, 0-1. Die Technologien der führenden und bei Bächli erhältlichen Hersteller Julbo («Reactive»), Evil Eye («Vario») und Gloryfy («Transformer») unterscheiden sich dabei nur im Detail. Preisunterschiede ergeben sich vor allem dann, wenn die photochromatischen Moleküle nur als dünne Lackschicht aufgetragen oder – als langlebigere und teurere Lösung – in die gesamte Kunststoffmasse eingearbeitet werden.
Apropos Ergebnis: Das klassische Remis, also Brillen mit einer fixen Kategorie, gibt es natürlich auch. Sie sind weniger aufwendig in der Herstellung und damit preiswerter. Und wen es nicht ins Hochgebirge zieht, der findet in einer gut sitzenden «3er»-Brille einen treuen Begleiter für viele Bergtouren. Zumal man beachten muss, dass die Selbsttönung nicht im Handumdrehen erfolgt. «Photochromatische Gläser reagieren innerhalb von 10 bis 30 Sekunden», erklärt Päivi Litmanen. Rasche Licht-Schatten-Wechsel bei Highspeed-Abfahrten kann also keine Brille ausgleichen. Auch die Umgebungstemperatur beeinflusst den Wandel: Je wärmer es ist, desto länger dauert die Anpassung der Tönung. «Auf Wander- oder Bergtouren merkt man kaum, wie sich die Brille verändert», schildert Litmanen. «Aber sie tut es. So hat man hat den ganzen Tag über die richtige Tönung. Für Bergtouren ist das perfekt.»
Mehr Sein als Schein
Ein weiterer Faktor für die Sicherheit sind polarisierende Gläser. Sie reduzieren von Wasser, Eis oder Schnee gebündelte Lichtreflexe und sorgen dafür, dass man weniger geblendet wird. Polarisierende Brillen sind bei allen Sportarten auf dem Wasser sehr angenehm, aber auch im Gletscherbereich vorteilhaft. Doch Achtung: Das Ablesen von Displays kann durch polarisierende Brillen deutlich erschwert sein, wie Litmanen erklärt: «Zwar wird das Problem mit den modernen, kontraststarken Smartphone-Displays etwas geringer. Aber es besteht weiterhin und tritt z.B. auch mit manchen LVS-Geräten auf.» Kunden sollten hier also im Zweifel im Laden ausprobieren, ob sie mit dieser Beeinträchtigung klarkommen. Übrigens: Die derzeit schwer angesagten verspiegelten Scheiben haben nichts mit der Polarisation zu tun. «Verspiegelte Gläser sind, zumindest bei Lifestyle-Brillen, eigentlich nur eine Frage des Geschmacks. Für Gletscherbrillen sind sie aber empfehlenswert, da sie noch etwas mehr Strahlung blockieren», so Litmanen. Umgekehrt verhält es sich mit eingefärbten Scheiben: Ob diese orange, braun, grau oder gelb sind, ist keineswegs nur Spielerei. «Eine graue Grundtönung gibt Farben sehr naturgetreu wieder, gelb und orange verstärken dagegen Kontraste und sind bei schlechter Sicht empfehlenswert», erklärt Litmanen. Welche Tönung welchen Effekt erzeugt, erlebt man am besten beim Vergleichstest im Laden. Überhaupt lohne sich bei Sonnenbrillen ein Ladenbesuch unbedingt: «Es gibt einfach zu viele verschiedene Modelle und Passformen», sagt Litmanen. «Und selbst eine Grössenangabe wie S, M oder L verrät mir nicht zwingend, ob die Brille auch zu meinem Gesicht passt.» Dabei ist eine perfekte Passform nicht nur Grundvoraussetzung für hohen Tragekomfort, sondern auch ein Sicherheitsmerkmal. Denn gerade auf Gletschern sollten die Augen möglichst rundum umschlossen sein, weil Schnee und Eis das Licht von allen Seiten reflektieren. Hier ist eine Vollrahmen-Brille Pflicht. Manche Hersteller bieten sogar zusätzliche seitliche Abdeckungen für ihre Gletscherbrillen an. Im Sportbereich, etwa beim Trailrunning, Langlauf oder beim Biken, geht der Trend klar zu Halbrahmen- oder gar rahmenlosen Brillen. Sie bieten eine hervorragende Rundumsicht, sind etwas leichter und auch etwas besser belüftet, was das lästige Beschlagen der Scheiben mindert. «Aber auch Vollrahmen-Brillen sind heute meist so gut belüftet und mit Anti-Fog-Beschichtungen ausgestattet, dass Beschlagen selten ein Problem ist», so Litmanen. «Ausser natürlich, man trägt eine Maske.»
Gleichwohl beschränken sich die R&D-Abteilungen der Hersteller mit ihren Forschungen nicht auf photochromatische Eigenschaften. So bieten die Firmen Julbo und Evil Eye auch optische Verglasungen mit der gewünschten Sehstärke für ihre Brillen an – oder alternativ auch kleine Bügel bzw. «Clip-Ins», mittels derer sich geschliffene Gläser in den Brillen fixieren lassen. Gloryfy hat mit seinem hochflexiblen, als «unzerbrechlich» beworbenen Rahmenmaterial die passende Lösung für alle, die wenig zimperlich mit ihrer Sonnenbrille umgehen. Und selbst die vernetzte Cyborg-Brille ist keine Zukunftsmusik mehr: Via Bluetooth zaubert die ab April bei Bächli erhältliche EVAD-1 von Julbo Daten wie Geschwindigkeit, Höhenmeter oder Puls auf das in die Sonnenbrille integrierte Head-up-Display. «Sicher keine Brille für jedermann», findet Litmanen, «aber gut und spannend für Sportverrückte, Gear-Freaks oder diejenigen, die für die Patrouille des Glaciers trainieren.»
Zu diesem Beitrag sind noch keine Kommentare vorhanden.
Kommentar schreiben