Trinken muss man, ob man sich nun
viel oder wenig bewegt. Das ist zwar
eine Binsen- und Lebenswahrheit.
Aber sie gilt natürlich umso mehr, je intensiver
– und schweisstreibender – man sich bewegt.
Denn nur wenn der Flüssigkeitshaushalt
stimmt, bleibt man leistungsfähig und
vermeidet Kreislaufprobleme. Und hat dann
auch mehr Spass an der sportlichen Tätigkeit.
Trinkflaschen gehören deshalb für jede
(Outdoor-)Sporttätigkeit zur Grundausstattung.
Doch wieso packt man eigentlich nicht einfach
eine billige Plastikflasche in den Rucksack?
Die sind leicht, stabil, dicht und lassen
sich immer wieder auffüllen. Ich selbst habe
das auch schon verschiedentlich so gehandhabt
und möchte dazu die Meinung von Fabian
Reber hören, dem Abteilungsleiter für
das Thema «Trinkflaschen» in der Berner
Filiale von Bächli Bergsport. Er führt dagegen
Argumente ins Feld wie Nachhaltigkeit,
Strapazierfähigkeit und Robustheit.
Ich denke, dass auch noch Gefühle mit eine
Rolle spielen. Der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier,
das am liebsten mit seinem
Rucksack, seinen eingetragenen Schuhen,
seinen bewährten Hosen, seinem roten
Sackmesser und so weiter unterwegs ist. Und
dazu gehört auch die Flasche. Die darf dann
ruhig ein bisschen Spuren der Zeit (und des
«Kampfes») aufweisen, darf abgenützt und
sogar etwas zerbeult sein von den vielen
Bergabenteuern, darf ein bisschen nach
Staub, Schweiss und durchfrorenen Nächten
«riechen».
Ob es sich dabei um eine altbewährte Sigg
handelt, den Schweizer Klassiker aus Aluminium,
der seit 1908 für Tradition, Präzision
und Qualität steht, inzwischen jedoch auch
nach China «ausgewandert» ist, eine Camel-
Bak, GSI Outdoors, Klean Kanteen, Nalgene,
Platypus, Tatonka, Thermos, Rubytec, Source,
Stanley oder was auch immer, ist dabei wohl
zweitrangig. Tatsächlich hat man auch auf
dem Trinkflaschenbazar längst die Qual der
Wahl. Es gibt solche aus Aluminium, Edelstahl,
Kunststoff hart oder soft, in fast allen
Grössen bis zwei Liter, mit und ohne Isolation,
Filter oder Werbebotschaft, schlanker
oder dicker, mit mehr oder weniger komfortablem
(Schraub-)Verschluss von eng bis
rohrweit und zum Drehen, Drücken und/
oder Sichern, mit Handschuhen und sogar
einhändig bedienbar, mit aufschraubbarem
Schlauchanschluss. Und nicht zu vergessen
der berühmte Flachmann für den fröhlichverbindenden
(Gipfel-)Schluck aus der
Pulle. Speziell erwähnenswert ist ein ungemein
praktischer, ultraleichter Trinkbeutel
mit integriertem Hohlfaserfilter, der Protozoen
und Bakterien entfernt und äusserst
einfach zu reinigen ist (BeFree von Katadyn).
Und auch eine Flasche, die sich von
selber füllen soll, indem sie mittels Kondensation
Feuchtigkeit aus der Luft filtert. Entwickelt
wurde dieses sich noch im Jugendstadium
befindende Produkt namens Fontus
von den Wiener Industriedesign- und
Elektrotechnik-Studenten Kristof Retezàr
und Bojan Masirevic zunächst einmal fürs
Fahrrad. Man glaubt es kaum, aber sogar bei
einem so simplen Produkt wie einer Trinkflasche
lohnen sich ein paar Überlegungen,
damit aus dem trocken-realistischen Kauf
ganz schnell eine unzertrennliche Tourenbegleiterin wird.
Das Trinkflaschen-Abc
F wie Flachmann
In diesen gehört Alkohol,
ganz klar. Doch greift das scharfe Zeugs
nicht das Metall an? Tatsächlich sollen alkoholische
Getränke nicht mehr als drei Tage
im Flachmann verbleiben, da sie die Innenfläche
angreifen können (was unbekömmlich
ist), ist im Beiblatt eines Produktes
nachzulesen. Dasselbe gilt auch für säurehaltige
Fruchtsäfte und -liköre. Die Lösung
ist einfach: Austrinken! Dann gut spülen.
G wie Glamping
Aus «Glamour and
Camping». Die Umschreibung für Komfort
im Outdoor-Bereich ist wie so vieles aus den
USA zu uns herübergeschwappt und hat
auch beim Thema «Trinkflaschen» typische
Vertreter. Stanley ist so eine übrigens richtig
coole Marke mit robusten, dauerhaften Produkten,
bei denen weniger das Gewicht als
vielmehr das Design die Hauptrolle spielt.
I wie Isolationsflasche
Oder Thermosflasche.
Mit einer doppelten Wand konstruiert,
hält sie den Inhalt dank Glaszwischenschicht
bis 24 Stunden kalt oder bis 18 Stunden
warm, je nach Modell und Qualität.
Obwohl robust gebaut, sollte man eine solche
Flasche trotzdem nicht hart fallen lassen,
denn dabei kann die Innenschicht in
Brüche gehen. Darauf schauen, dass ein Becher
mit auf die Tour kommt, ob nun aufgeschraubt
oder separat, denn kochend heisser
Tee direkt ab Flaschenhals macht keinen
Spass.
K wie Kalte Jahreszeit
Für Touren im
Winter packe ich immer zwei Flaschen in
den Rucksack: eine Thermosflasche mit einem
heissen Getränk und – vor allem auf
Frühlingsskitouren – zusätzlich eine normale
Trinkflasche mit einem kühlen Getränk.
Das heisse lässt sich dann bei Bedarf noch
mit Schnee «strecken».
L wie Liebling
Der absolute Klassiker im
Bergsport sei die Nalgene-Kunststoffflasche,
weiss Fabian Reber (sie ist auch sein
Liebling). Die ist sehr robust, besitzt eine
grosse Öffnung, ist also tipptopp zu reinigen
und kann mit einem Wasserfilter gekoppelt
oder mit einem Trinkaufsatz ergänzt werden.
P wie Pinch Hold Mug
Zwar nur ein Gag
zum Trinkthema... Das ist eine Tasse ohne
Henkel, die an kletterähnlichen Griffen gehalten
wird und so gleichzeitig als Fingerkraft-
Trainingsgerät wirkt. Witzig.
R wie Reinigen
Nach dem Kauf – wie
auch nach jedem Gebrauch – sollte die Flasche
sauber ausgespült werden, damit nichts
ansetzt (was bei Schwarztee schnell einmal
der Fall ist). Praktisch alle im Markt erhältlichen
Flaschen sind spülmaschinenfest. Natürlich
geht das bei denen mit grossem Verschluss
besser als bei jenen mit kleinem. Im
Handel sind spezielle Reinigungssets und
-tabletten erhältlich.
S wie (Trink-)System
Diese sogenannten
Soft Bags, die sehr platzsparend sind, wählen
Outdoorsportler/-innen, welche auf der
Tour laufend einen Schluck trinken möchten.
Es gibt sie in vielen Varianten und Grössen,
mit oder ohne Filtersystem und sogar
mit mehreren Kammern für verschiedene
Flüssigkeiten (z. B. Wasser und ein isotonisches
Getränk). Inzwischen gibt es sogar
Schläuche mit Drehverschlüssen, die auf
normale Flaschenhälse passen (z. B. von
Source, das Set beinhaltet verschiedene
Grössen). Eine clevere Variante für Flaschen,
die in der Rucksack-Aussentasche mitgeführt
werden.
T wie Transport
Auch wenn die Flasche
als dicht gilt, sollte sie im Rucksack immer
aufrecht transportiert werden (man weiss ja
nie, ob sich ein Deckel nicht doch auf welch
obskure Art auch immer löst). Übrigens passen
schlanke Flaschen besser in die Rucksack-
Aussentasche als bauchige.
V wie Verschluss
Darauf schauen, dass
dieser dicht ist, vor allem wenn als Inhalt
Blöterliwasser mitgeführt wird (sonst «lebt»
die teure Kamera im Rucksack neben der
Flasche nicht mehr lange). Dichtungen bestehen
aus Silikon mit Weichmacher. Da
sich dieser mit der Zeit zersetzt (und so Reste
ins Getränk gelangen können), sollte man
diese gelegentlich ersetzen. Ein gesicherter
Verschluss macht Sinn, wenn das (abschüssige)
Gelände zum Verschwinden des Deckels
«einlädt» (also ganz sicher auf Gipfel- und
Klettertouren).
W wie Weithalsflasche
Flaschen mit einer
grossen Öffnung sind sehr praktisch,
weil sich darin nicht nur Getränke, sondern
auch alles Mögliche wie Suppen, Pürees usw.
sicher transportieren lassen.
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