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So finden Sie die richtige Skibindung

Christian Penning, Freitag, 10. November 2017

Kaum ein Ausrüstungsteil für Skitouren hat sich in den vergangenen Jahren so rasant entwickelt wie die Bindung. Aber aufgepasst! Nicht jede Bindung harmoniert mit jedem Skischuh und jedem Ski. Die Bächli-Tourenexperten verraten, welche Produkte zusammenpassen.

Ja, früher war manches leichter. Zum Beispiel die Wahl der Tourenbindung. Zwei, drei relevante Modelle standen zur Auswahl, das war’s. Aber war früher auch alles besser? Sicher nicht. Jedenfalls nicht, was die Skitourenbindungen betrifft. Der Skitouren-Boom hat auch den Innovationsgeist in der Branche neu geweckt – mit vielen Vorteilen für Tourengeher. Je nach persönlichen Vorlieben gibt es mittlerweile für jeden Einsatzbereich massgeschneiderte Modelle. Mal liegt der Schwerpunkt auf minimalem Gewicht, mal auf perfekter Kraftübertragung. Und auch in puncto Sicherheit und Komfort können die aktuellen Bindungsmodelle eine Menge bieten. Tourenbindung ist längst nicht mehr gleich Tourenbindung, die Unterschiede sind teils enorm. Gut, wenn man bei der Wahl Experten wie die Tourenspezialisten von Bächli Bergsport an der Seite hat, die sich damit auskennen.

Klassische Rahmenbindungen ähneln in der Bauweise Alpinbindungen. Bindungskopf und Fersenautomat sind auf einen Rahmen aufgesetzt, der vorne durch ein Gelenk mit dem Ski verbunden ist. Für Aufstiege lässt sich der Rahmen samt Bindungselementen hinten entriegeln und in der Gehbewegung mit der Ferse hochklappen. Rahmenbindungen sind heute weitgehend ausgereift. Sie besitzen alle eine von den Alpinbindungen bekannte, normierte Sicherheitsauslösung.

Anders als bei Rahmenbindungen sind bei Pin-Bindungen Vorder- und Hinterbacken nicht miteinander verbunden. Der Skischuh wird an der Sohle vorne seitlich durch zwei Pins fixiert. Das erlaubt am Vorderbacken eine sehr stabile und steife Verbindung zum Ski. Am Hinterbacken befinden sich zwei Metallstifte, die in ein in der Schuhsohle integriertes Metall-Insert geklickt werden. Die Sicherheitsauslösung bei einem Sturz erfolgt bei Pin-Bindungen klassischer Bauart in erster Linie über den Hinterbacken. Der Vorderbacken löst dann indirekt aus, wenn er durch eine seitliche Drehbewegung belastet wird. Mittlerweile gibt es allerdings auch Pin-Bindungen mit Sicherheitsauslö- sung wie die Fritschi Diamir Vipec 12 oder die Dynafit TLT Radical 2 ST.

Rahmenbindungen –
unkompliziert und sicher

«Waren bis vor etwa vier Jahren Rahmenbindungen wie die Fritschi Diamir Eagle noch Standard, hat sich das Bild mittlerweile komplett gedreht», hat Matthias Schmid beobachtet. Der Produktmanager bei Bächli Bergsport ordert mittlerweile Jahr für Jahr mehr Pin-Bindungen. «Was nicht heisst, dass wir unsere Kunden zu den LeichtbauBindungen drängen wollen», merkt er an. Denn auch wenn ihr Anteil abnimmt, haben Rahmenbindungen immer noch ihre Berechtigung. «Gerade für Skifahrer, die mit dem gleichen Ski mal auf der Piste fahren, mal auf Tour gehen und eine Bindung mit guter Kraftübertragung suchen, sind Rahmenbindungen eine gute Wahl», weiss Schmid. Auch Senioren, die eventuell koordinativ nicht mehr ganz so fit sind, wüssten sie wegen des unkomplizierten Einstiegs zu schätzen. Und nicht zuletzt sind Rahmenbindungen auch für Freerider, die einen aggressiven Fahrstil bevorzugen und auch mal grössere Sprünge machen, nach wie vor die erste Wahl. Denn beim Freeriden zählen nicht nur die puren Z-Werte. Entscheidend ist auch die dynamische Energieaufnahme der Bindung. Und da haben die massiveren Bindungsbacken von Rahmenbindungen mit stärkeren Federn die Nase vorne. Diese Konstruktionsweise verhindert, dass die Bindung bei harten Landungen oder in heftigen Kompressionen aufspringt.

Pin-Bindungen –
Leichtgewichte mit verbesserter Funktion

Die Grundidee der Pin-Bindung ist ein möglichst leichtes Bindungssystem für Skitouren. Um das zu erreichen, wurden ursprünglich bewusst Kompromisse bei der Sicherheitsauslösung und beim Bedienungskomfort eingegangen. Doch mittlerweile haben die Pin-Bindungen zumindest im mittleren und gehobenen Gewichtssegment in puncto einfacher Handhabung, Sicherheit und Komfort aufgeholt und bieten für viele klassische Freizeittourer einen guten Kompromiss aus attraktivem Gewicht und solider Funktion. Also alles in Butter? Nicht ganz. Denn längst nicht jede Tourenbindung ist mit jedem Tourenschuh kompatibel.

Welche Bindung passt zu welchem Schuh?

In der Tat ist eine sorgfältige Abstimmung von Ski, Skischuh und Bindung für eine zuverlässige Funktion enorm wichtig. Vergleichsweise einfach ist die Lage bei Rahmenbindungen. Sie sind generell sowohl mit Alpinskischuhen (glatte Alpin-Normsohle) als auch mit Tourenschuhen (profilierte Tourensohle) kompatibel. Wer allerdings in einer Rahmenbindung abwechselnd Alpinschuhe ohne und Tourenschuhe mit Profilsohle verwendet, sollte die Bindung jeweils neu einstellen lassen. Denn wegen der unterschiedlichen Höhe der Sohle (Anpressdruck) und Reibung kann es zu massiv abweichenden Auslösewerten kommen. Ausserdem gibt es Tourenschuhe mit einem verkürzten Sohlensteg für Pin-Bindungen (zum Beispiel Dynafit TLT 5, TLT 6, TLT 7), bei denen eine einwandfreie Funktion in Rahmenbindungen nicht gewährleistet ist. Etwas unübersichtlicher ist die Lage bei Tourenschuhen für Pin-Bindungen. Der Grund: Es gibt keine klare Schuhnorm für Pin-Systeme. Und so ist Pin-Schuh nicht gleich Pin-Schuh. Unterschiede bestehen vor allem in folgenden Punkten: Dicke der Schuhsohle, Sprengung (leichte Biegung) der Sohle, Geometrie von Schuhspitze und Fersenbereich sowie Form und Abstand der Inserts, in die die Pins einrasten. Die Inserts für die Pins und ihr Abstand an der Schuhsohle sind nicht bei allen Schuhmarken und -modellen exakt gleich. Die Abweichungen betragen zwar nur wenige Millimeter, doch die Auswirkungen können erheblich sein. Rasten zum Beispiel die Pins nur minimal weniger tief ein oder ist ihr Abstand etwas grösser, als vom Bindungshersteller vorgesehen, befindet sich die Bindung dadurch bereits im normalen Abfahrtsmodus in leicht geöffnetem Zustand. So kann es zu Fehlauslösungen kommen. Dank langjähriger Erfahrungen in der Praxis und bei der Montage können die Bächli-Experten auf einen grossen Erfahrungs-Pool zurückgreifen und so Fehlkäufe vermeiden helfen.

Der Pin-Kompromiss:
Gewicht und Sicherheit

Pin-Bindungen mit eingeschränkter Sicherheitsauslösung wecken bei manchen Skitourengehern Skepsis. Natürlich bieten solche Bindungen nicht die maximalen Sicherheitsfunktionen einer Rahmenbindung. Eingeschränkte Sicherheitsauslösung bedeutet allerdings nicht: keine Sicherheit und keine Auslösung im Fall von Stürzen. Sondern eben nur eine eingeschränkte Funktion. Gerade Tourer, die bergauf schnell sein wollen und denen es auf minimales Gewicht ankommt, gehen diesen Kompromiss bewusst ein. Entscheidet man sich für eine solche Bindung, sollte man sich darüber im Klaren sein, dass man nicht mit der maximalen Sicherheit rechnen kann. «Die sicherste Bindung ist noch immer nicht die leichteste», fasst Matthias Schmid zusammen.

Je nach Konstruktion gibt es auch deutlich spürbare Unterschiede in der Kraftübertragung unterschiedlicher Pin-Systeme. Massstäbe hat da die Marker Kingpin gesetzt. Das Hybridmodell aus breit abgestütztem PinVorderbacken und einem Alpin-Hinterbacken erlaubt ein präzises Aufkanten wie mit einer Alpinbindung. Die Diamir Vipec erreicht diese Performance nicht ganz, bietet dafür aber eine per Z-Wert definierte Sicherheitsauslösung mit einem seitlich beweglichen Schlitten am Vorderbacken. Je breiter der Ski und je höher damit die Hebelkräfte, desto mehr verwinden sich herkömmlich konstru - ierte Pin-Hinterbauten wegen der geringen Abstützungsbreite des Skischuhs an der Bindung. Darunter leidet letztendlich die Kraftübertragung. In der Praxis ist das im weichen Schnee weniger von Bedeutung als bei harten, harschigen Bedingungen.

Und noch aus einem weiteren Grund ist die Abstimmung der Bindung auf die Ski wich - tig. Pin-Bindungen wurden ursprünglich für eher schmale, wenig steife und leichte Ski konstruiert. Solche Skimodelle nehmen die bei Stürzen auftretenden Kräfte zu einem grossen Teil auf, indem sie sich durchbie - gen. Die Energie wird durch Verformung abgebaut. Je steifer und schwerer ein Ski konstruiert ist, desto wichtiger wird deshalb eine zuverlässige, im Idealfall definierte Sicherheitsauslösung vorne und hinten.

Die entscheidenden Teile
im Bindungs-Puzzle

Letztendlich gehören neben Bindung, Ski und Schuh auch die individuelle Fitness, das Körpergewicht, der Fahrstil und die ge - planten Vorhaben als wichtige Teile zu dem Puzzle-Spiel rund um Tourenbindungen. Erst sie ergeben ein rundes Bild. Deshalb ist es wichtig, sich vor dem Bindungskauf folgende Fragen möglichst detailliert und klar zu beantworten: Was sind meine Ziele als Tourengeher? Was ist mir dabei wich - tig? Wo bin ich zu Kompromissen bereit? Will ich meine Tourenausrüstung auch auf der Piste einsetzen? Und bin ich bereit, für eine möglichst leichte Ausrüstung Abstri - che bei den Auslösefunktionen hinzuneh - men? Der Schlüssel, so Mattias Schmid, «ist die überlegte Abstimmung von Bin - dung, Ski und Schuh – denn das System ist nur so gut wie das schwächste Glied der Kette.» Und damit bei diesem Puzzle auch alle Teile stimmig zueinanderpassen, hel - fen die Bächli-Experten mit ihrer Erfah - rung gerne weiter.

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