Der März ist der Übergangsmonat vom Hochwinter hin zum Frühling. Während im Flachland oft die ersten Blumen blühen, kann es etwas weiter oben in den Bergen noch richtig winterlich sein. Und genau diese Kombination aus Winter und Frühling machen den Reiz der Skihochtouren – also längeren Skitouren über Gletscher mit Gipfelaufstiegen zu Fuss und Steigeisen an den Füssen – aus.
Noch ist es still um die Rotondohütte. Während die ersten Hüttengäste aufstehen, ist das Hüttenteam schon lange auf den Socken um das Frühstück vorzubereiten.
Dazu gehört auch am Nachmittag bei milden Temperaturen vor der Hütte bei Bier und Kuchen zu sitzen und das gemütliche Zusammensein in der Gruppe. Je kräftiger die Sonne auf die Terrasse einwirkt (und auf jene die darauf sitzen) und je mehr «Hüttencafé» die Tourenfahrer:innen geniessen, umso grösser werden die bestiegenen Gipfel, die Hänge steiler, die Abfahrten überhängender...
Bis am Morgen in der Früh, wo für die nächste Tour gestartet wird, hat sich der Übermut meist wieder gelegt und so starten wir im ruhigen Morgenlicht auf eine weitere Skihochtour. Der März ist ideal für Skihochtouren in den mittleren Lagen, dort wo die Gletscher noch zahm sind und der bis anhin gefallene Schnee die Spalten gut überdeckt sowie die Temperaturen beigetragen haben, eine stabile Schneedecke zu hinterlassen. Die Region zwischen dem Val Bedretto und dem Urseren ist wie geschaffen für erste Skihochtouren. Eine spannende, dreitägige Kombination mit einem Hauch Bergsteigen stelle ich hier vor. Daniel, bergpunkt
Zeit aufzustehen! Wenig später ist der Gipfelgrat des Witenwasserenstocks bereits ganz in der Sonne.
Tag 1: Lang hoch weit – über den Gotthardpass zur Rotondohütte
Die Tour startet mit einem langen Tag, der viel Ausdauer und routiniertes Handling verlangt. Insgesamt müssen die Felle 5× montiert werden. Um früh starten zu können, lohnt sich entweder sehr früh nach Andermatt anzureisen, oder dort zu übernachten. Die Tour ist bei stabiler Schneedecke, gut gesetztem Pulverschnee oder/und Sulz ideal.
- Route: Gemsstock (2962 m) - Gafallenlücke (2820 m) - Sunnig Lücke (2585 m) - Gotthardpass - Pizzo Lucendro (2963 m) - Rotondohütte (2573 m)
- Aufstieg: 1800 Hm; Abfahrt: 2200 Hm
- Distanz: 15.4 km
- Dauer der Tour: 7–9 h
- Schlüsselstelle: Länge der Tour
Tag 2: Abwechslungsreiche Route vom Urseren ins Val Bedretto
Für die Gipfelbesteigungen (Klettern im 2, kurz 3. Grad) benötigt es meist
Steigeisen, sowie evtl. eine Seilsicherung. Als Wintergipfel kann der Witenwasserenstock-Ostgipfel P. 3025 bestiegen werden, dann entfällt dort die Kletterei. Hinweis: In der Zeitplanung sollte man unbedingt beachten, dass die Abfahrt zur Capanna Piansecco früh in der Sonne ist. Diese nicht zu spät angehen! Der Aufstieg zum Pizzo Rotondo ist im oberen Abschnitt gut 40° steil, am Schluss kurz exponierte
Kletterei im 2. Grad. Tour bei stabiler Schneedecke, im ersten Teil Pulver dann Sulz.
- Route: Rotondohütte (2573m) - Witenwasserenstock (3085m) - Passo dei Sabbioni (2967 m) - Passo di Rotondo (2752m) - Pizzo Rotondo (3192m) - Capanna Piansecco CAS (1982m)
- Aufstieg: 1200 Hm; Abfahrt: 1800 Hm
- Distanz: 10.4 km
- Dauer der Tour: 7–8 h
- Schlüsselstellen: Gipfelanstieg zum Witenwasserenstock und Pizzo Rotondo, sowie Abseilstelle zum Passo dei Sabbiono (eingerichtet)
Tag 3: Schlussspurt mit Steilstück
Landschaftlich wunderbare Runde mit einer kurzen, aber steilen Abfahrt (evtl. zu Fuss absteigen) von der
südl. Mettlilücke (ca. 2640 m) (nicht bezeichnet auf der LK).
Verhältnisse: Tour bei stabiler Schneedecke, in den Schattenhägen Pulver, ins Tal Sulz.
- Route: Gerenpass (2671m) - Poncione di Manió (2925m) - Mettlilücke (2623m) - Mettlistafel (1943m) - Oberwald (1367m)
- Aufstieg: 1600 Hm; Abfahrt: 2200 Hm
- Distanz: 17.6 km
- Dauer der Tour: 6–7 h
- Schlüsselstellen: Steile Abfahrt (evtl. zu Fuss absteigen) von der südl. Mettlilücke 40–45°, ca. 80 Hm. Evtl. Abrutschen am Seil.
Weitere Informationen zu den Touren:
- Ausgangspunkt: Andermatt-Bahnhof (1436 m), zur Fuss in 10 Min zur Seilbahn auf dem Gemsstock 2962 m
Andermatt ist mit dem öV gut erreichbar. Fahrplan: sbb.ch
Info zum Skigebiet/Bahnen Andermatt: andermatt-sedrun-disentis.ch
(Anlagen i. d. R. bis Mitte April in Betrieb)
- Endpunkt: Oberwald, Bahnhof (1369 m). Zuganschluss nach Realp-Andermatt-Göschenen/Oberalppass oder nach Brig
- Anforderungen / Verhältnisse: In der Region gibt es Skitouren in allen Schwierigkeitsgraden. Die hier vorgestellten Skitouren sind anspruchsvollere Touren mit steileren Abschnitten 35–45°, ZS – S+
(siehe SAC Schwierigkeitsskala für Skitouren)
- Material / Landeskarten: Skitourenausrüstung mit LVS, Lawinenschaufel- und Sonde. Harscheisen, Steigeisen, evtl. Pickel, Anseilgurt,
nötige Schlingen, Karabiner, Gletscherausrüstung, 30m-Einfachseil/Rapline für Gipfelbesteigungen und
Abseilstelle am Witenwasserenstock (Lücke) nach Süden.
Karten: Als Übersicht Karte 255 Sustenpass, 265 Nufenenpass oder auf map.geo.admin.ch.
App mit Offlinekarten (z. B. White Risk, Swisstopo, SAC u. a.)
- Ausbildung / -Touren: bergpunkt.ch – Touren und Ausbildung (z. B. Coaching Skihochtouren oder Einführung Winterbergsteigen für
selbständige Tourenerlebnisse)
- Wildruhezonen beachten: Wildruhezonen und Wildschutzgebiete: wildruhezonen.ch
- Download des Materials: Die komplette Tour inkl. Karten kann auf Yumpu heruntergeladen werden
- Lawinenbulletin und Schneesituation auf whiterisk.ch
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