Der Winter in den Schweizer Bergen ist hart. Nahrung ist nur wenig vorhanden und oft nährstoffarm. Die Tage sind kurz und die Temperaturen tief. Die Fortbewegung durch den hohen Schnee ist schwierig und anstrengend. Um die langen Wintermonate zu überstehen, müssen Wildtiere ihre Kräfte daher sparsam einsetzen und den Energieverbrauch tief halten. Sie bewegen sich nur noch eingeschränkt und langsam fort, suchen Ruhe an geschützten Orten oder legen ausgedehnte Ruhephasen ein, während denen sie ihre Körpertemperatur absenken lassen. Birk- und Schneehühner beispielsweise bauen sich kleine «Biwakhöhlen» im Schnee, um sich warm zu halten. Rothirsche können sich in einen «Energiesparmodus» versetzen, währenddessen die Temperatur in den äusseren Körpergliedern bis zu 7 °C sinkt. Und Schneehasen fressen ihren eigenen, in der Ruhephase aus dem Blinddarm ausgeschiedenen Kot zur besseren Nährstoffverwertung.
Lebensgefährlicher Stress
Störungen lösen bei Wildtieren Stress aus und lassen sie die Flucht ergreifen. Stress und Flucht bedeuten einen erhöhten Energiebedarf und weniger Zeit für die Nahrungssuche. Das kann in den Wintermonaten lebensgefährlich sein. Unproblematisch sind gleichartige, konstante und häufige Störungen, etwa entlang markierter und viel begangener Routen oder rund um Hütten. Daran gewöhnen sich Tiere, sodass sie nicht mehr in Stress versetzt werden. Anders ist es bei unerwarteten, unregelmässig auftretenden Störungen. Überraschungseffekte (z.B. hohe Geschwindigkeit oder unerwartetes Auftauchen um Geländekanten), eine Annäherung von oben, starker Lärm und Hunde wirken für die Tiere besonders bedrohlich und lassen sie flüchten. Treten solche unerwarteten Störungen immer wieder auf, verlassen Wildtiere sogar ihre angestammten Plätze. Das kann nicht nur zu eingeschränkter Fortpflanzung führen, sondern auch negative Auswirkungen in den Zufluchtsorten haben, beispielsweise der Verbiss von Jungbäumen im Schutzwald.
Vier einfache Verhaltensregeln
Wintersport abseits der markierten Pisten ist in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Tourengängerinnen und Tourengänger suchen die Ruhe und Einsamkeit von unverspurten Hängen. Das hat aber eine Kehrseite: Durch die zunehmende Anzahl von Ski- und Schneeschuhtouren halten sich immer mehr Menschen im Lebensraum von Wildtieren auf. Die Kampagne «Respektiere deine Grenzen» möchte Schneesportlerinnen und Schneesportler dazu anhalten, mit ihrem Verhalten die Wildtiere nicht zu stören. Diesen Winter fokussiert sich «Natur & Freizeit», der Verein hinter der Kampagne, auf die Schneeschuhläuferinnen und –läufer. Deren Anzahl hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Sie bewegen sich auf Schneeschuh-Trails und regelmässig begangenen Routen, aber auch in unberührten Winterlandschaften.
Grundsätzlich ist es wichtig, nach dem sogenannten Trichterprinzip vorzugehen: Mit abnehmender Höhe sollte man sein Verhalten immer mehr einschränken. Während in offenen Hängen oberhalb der Baum- und Strauchgrenze nur wenige Wildtiere leben, halten sich im Wald und besonders am Waldrand viele Tiere auf. Zentrale Botschaft der Kampagne «Respektiere deine Grenzen» sind vier einfache Verhaltensregeln:
- Wildruhezonen und Wildschutzgebiete beachten: Wildruhe- und Wildschutzgebiete dienen den Wildtieren als Erholung. Sie dürfen nicht oder nur auf ausgewiesenen Wegen betreten werden. Auf dem Kartenportal des Bundes map.geo.admin.ch können sie als Kartenlayer eingeblendet werden (im Suchfeld «Wildruhezone» beziehungsweise «Wildtierschutzgebiete» eingeben und unter «Karte hinzufügen…» anklicken).
- Im Wald auf Wegen und bezeichneten Routen bleiben: Dadurch gewöhnen sich die Wildtiere an die Störung.
- Waldränder und schneefreie Flächen meiden: Dort halten sich Wildtiere besonders gerne auf.
- Hunde an der Leine führen – insbesondere im Wald: Wildtiere flüchten vor freilaufenden Hunden.
Durch das Einhalten dieser Regeln wird die Störung von Wildtieren minimiert und deren Weiterbestehen gewährleistet. Weitergehende Informationen zu den Verhaltensregeln sowie über unsere heimischen Wildtiere finden Sie unter https://www.respektiere-deine-grenzen.ch/.
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