Ich schlage euch heute vor, den längsten Klettersteig der Schweiz zu entdecken: den berühmten Klettersteig am Daubenhorn.
Ich mache schon seit vielen Jahren Klettersteige, aber dieser hat mich besonders neugierig gemacht. Die Tatsache, dass er der längste der Schweiz ist, stellt selbstverständlich eine zusätzliche Herausforderung dar. Er befindet sich bei Leukerbad und wird mit K5-K6/ Sehr bzw. extrem schwierig bewertet.
Es ist ein anspruchsvolles Bergabenteuer, das mehr als 6 Stunden intensive Anstrengungen bei Überwindung der 1100 m Höhenmeter bedeutet.
Für weitere Informationen betreffend der Bewertungsskala und der benötigten Ausrüstung findet ihr am Ende des Artikels entsprechende Rubriken.
Panorama auf den Daubenhorngletscher bei Erreichen des Klettersteigendes.
Wir beginnen also unseren Tag in Leukerbad, bei der Gemmi-Bergbahn. Die Bahn bringt uns zum Gemmipass auf 2322 m. Es sind auch andere Gruppen aus demselben Grund da, trotz der frühen Stunde. Wir folgen dem alten Gemmiweg, um bis zur Unteren Schmitte abzusteigen, wo der Klettersteig beginnt. Es wird Zeit, die Ausrüstung anzuziehen und sich zum ersten Teil zu begeben, der aus einer langen Traverse zwischen Felsbändern besteht. Wir lassen Leukerbad, das weiter unten im Tal sichtbar ist, hinter uns.
Erster Teil des Klettersteiges, mit Blick auf Leukerbad im Hintergrund.
Gleich danach kommen sie ersten Leitern des Tages (und es werden noch viele werden!). Es geht nur langsam voran, aber wir nutzen das Tempo, um die Landschaft zu geniessen. Wir setzen unseren Aufstieg fort und kommen an der gigantischen, an der Felswand befestigten, Schweizer Fahne vorbei, dem Wahrzeichen dieses Klettersteiges.
Da ist sie, die berühmte Schweizer Fahne, das Wahrzeichen des Klettersteiges Daubenhorn!
Dann kommt die Passage durch die Höhle, in der sich der Weg durchwindet! Zwei Varianten stehen offen: eine durch den Wasserfall, die ein bisschen einfacher ist, und eine, die den Wasserfall umgeht. Wir entscheiden uns für die schwierigere Variante und gehen dadurch um den Wasserfall herum. Dieser Teil ist ein bisschen verzwickt, da der Fels nass ist. Die Griffe sind rutschig, weshalb Aufmerksamkeit geboten ist.
Ein bisschen schwierigere Passage durch die Höhle.
Am Ausgang der Höhle wartet eine lange Abfolge von Leitern auf uns. Die Muskeln werden schwächer, aber wir gehen weiter. Endlich kommen wir zur Via Konst, wo für die Müden ein Ausstieg als Variante möglich ist, der zur Gemmibahn führt. Die Unerschrockenen hingegen müssen die Bemühungen verdoppeln, wenn sie über den letzten Teil den Gipfel erreichen wollen.
Letzter Teil des Klettersteiges, der Gipfel des Daubenhorns ist erreicht.
Mit viel geringerem Tempo, direkte Folge der Höhe und der Erschöpfung, gehen wir einer erneuten Traverse an einer Felswand entlang, wobei an einigen Stellen noch Schnee liegt. Von dort aus können wir die letzte Leiter erkennen!
Bei Ankunft an der Leiter sind wir fast erleichtert, und ich merke ungefähr in der Mitte dieser fast scheinbar nie endenden Leiter, dass mir nicht mehr viel Energie übrigbleibt. Die letzten Tritte sind mühsam.
Aber… nach fünf Stunden Anstrengungen haben wir endlich den Gipfel erreicht, oder fast. Es bleibt ein kleines Wegstück zu bewältigen, dann haben wir das so sehnlichst erwartete Gipfelkreuz auf dem Gipfel des Daubenhorns auf 2941 m erreicht! Die Bemühungen werden vom atemberaubenden Panorama vollkommen entschädigt.
Eine wunderbare Entschädigung ist auf dem Gipfel des Daubenhorns garantiert.
Nach einer kleinen, wohlverdienten Pause traversieren wir den Daubenhorngletscher, dann dem markierten Weg entlang über den Lämmerenboden. Es ist mit gut 1h30 Fussmarsch zu rechnen, um den Ausgangspunkt an der Bergstation der Gemmibahn zu erreichen.
Den Daubenhorngletscher traversierend und den markierten Weg über den Lämmerenboden folgend geht es zurück zur Gemmibahn.
Und schon haben wir einen schönen Ausflug voller Abenteuer! Lust, den längsten Klettersteig der Schweiz zu erkunden? Jetzt liegt es an euch!
Karte Klettersteig Daubenhorn
Hier die Route (in grün auf der Karte), ab der Bergstation der Gemmibahn.
Die Karte und weitere Routendetails sind auch hier erhältlich.
Anleitung für die Bewertungsskala
Jeder Klettersteig hat eine Bewertung, womit der Schwierigkeitsgrad und die Konditionsanforderungen definiert sind. Es ist wichtig, das Bewertungssystem interpretieren zu können und die komplette Beschreibung zu lesen, bevor man sich auf eine Route traut.
Um die Sache ein bisschen komplizierter zu gestalten, ist die Bewertung je nach Land nicht dieselbe, aber es gibt in den Abstufungen Übereinstimmungen. In der Schweiz wird vorwiegend die Hüsler-Skala verwendet, die von K1 bis K6 abgestuft ist.
- K1 (leicht) - In der Regel trassierte Steige, Sicherungen in Relation zum Gelände komfortabel.
- K2 (mittel) - Man bewegt sich abschnittsweise bereits in steilerem Felsgelände, die Route ist aber aufwändig gesichert.
- K3 (ziemlich schwierig) - Die Route verläuft über längere Strecken in steilem, auch ausgesetztem Felsgelände (III. Schwierigkeitsgrad entsprechend), ist aber eher grosszügig gesichert.
- K4 (schwierig) - Steiles Felsgelände mit senkrechten Stellen, es gibt auch kleine, gut abgesicherte Überhänge. Vielfach verläuft die Route beträchtlich ausgesetzt, natürliche Tritte und Griffe sind oft klein.
- K5 (sehr schwierig) - Klettersteige in schwierigstem Felsgelände.
- K6 (extrem schwierig) - Klettersteige für die „Cracks“ mit starken Oberarmen, solidem Nervenkostüm und tadelloser Kondition.
Ich empfehle euch, die folgende Website zu besuchen: https://www.kletterportal.ch/klettersteige/. Sehr viele Klettersteige sind dort beschrieben.
Anleitung für die Ausrüstungsbeschaffung
Die Technik, wie ein Klettersteig zu begehen ist, erfordert obligatorisch eine Sicherheitsausrüstung. Folgende Ausrüstung ist mindestens notwendig:
- Ein Klettergurt, auf eure Grösse eingestellt.
- Ein Kletterhelm, auch eingestellt.
- Ein Klettersteigset, leicht erkennbar an seinen zwei Schlingen, Karabinern und dem Falldämpfer.
Für einige Klettersteige ist auch eine Laufrolle mitzunehmen, falls die Route auch eine Tyrolienne enthält. Es ist auch angenehm, zusätzlich eine Selbstsicherungsschlinge (von einer Länge von ca. 1m) und einen Karabiner mit dabei zu haben, damit man sich auf langen Routen sicher ausruhen kann.
Betreffend der Schuhe, sind gute geschlossene Wanderschuhe ideal, die eine gute Haftung bieten und man sich beim Kontakt mit dem Felsen nicht schmerzhaft verletzt.
Und zum Schluss noch ein kleines Komfort-Detail – die Handschuhe! Es gibt Handschuhe, die euch bei euren Ausflügen schützen.
Auf der Suche nach weiteren Vorschlägen? Ein paar Ideen für Klettersteige in der Romandie
In der Schweiz gibt es 34 erfasste Klettersteige – damit hat man die Qual der Wahl für deren Entdeckung! Auch in der Romandie fehlt es nicht an Gelegenheiten.
Zum Beispiel: Moléson (FR) mit zwei Varianten, die Tour d’Aï in Leysin (VD), den Klettersteig von Evolène (VS).
Eine meiner Lieblingsrouten befindet sich in Saillon (VS): Die Farinetta. Das ist ein sehr interessanter Klettersteig, denn er ist in drei Teile aufgeteilt, wobei der Schwierigkeitsgrad progressiv ansteigt (Achtung, der dritte Teil wird mit K6/ Extrem schwierig bewertet). Damit habt ihr ein paar adrenalinbepackte Möglichkeiten, die Region zu entdecken!
Sophie ist die Autorin des Blogs Les Aventures de Sophie, auf dem sie ihre Geschichten von Abenteuern und Entdeckungen in den Alpen erzählt.
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