Je weniger Gepäck, desto weniger Anstrengung – das leuchtet ein. Aber was lässt man daheim? Und wann lohnt es sich, auf ein paar Gramm Gewichtsersparnis zu verzichten? Welche Ausrüstung sich wofür eignet, gilt es immer individuell für jedes Projekt abzuwägen. Eine Handlungsanleitung.
Zugegeben, ich wäre nicht auf die Idee gekommen, bei der Mehrtagestour auf mein geräumiges Tunnelzelt zu verzichten – nicht in diesem verregneten Sommer! Mein Mitstreiter offensichtlich schon: «Wenn wir dein statt mein Zelt nehmen, musst du es auch alleine tragen». Eine klare Ansage von jemandem, der seinen Rucksack eigenhändig umgenäht und überflüssige Riemen weggeschnitten hat, um Gewicht zu sparen. Mit Skepsis betrachte ich jetzt das ultraleichte Etwas, das er neben den Rucksack gelegt hat. Das soll ein Zelt ein? Einwandig und aufs Nötigste reduziert, scheint es mir eher für tropische Nächte gemacht. Aber gut, probieren wir es aus. Seufzend packe ich mein Drei- Kilo-Heim zurück ins Auto, wenig später wandern wir los. Jetzt freue ich mich darüber, weniger tragen zu müssen. Aber wird sich das Leicht-Zelt in der Praxis bewähren?
SCHRITTWEISE ANPASSUNG
Die Vorteile sehr leichter Ausrüstung liegen klar auf der Hand: Geringeres Gewicht bedeutet weniger Belastung für den Körper, späteres Eintreten von Ermüdungserscheinungen, unbeschwertes, schnelles Vorwärtskommen. Dadurch lassen sich weitere Strecken in kürzerer Zeit und mit weniger Energieaufwand zurücklegen. Das zeigt sich auch auf unserer fünftägigen Tour. Glücklicherweise funktioniert der «Hauch von Nichts» recht gut: Zwar machen wir Abstriche beim Komfort und das Platzangebot ist deutlich begrenzter als in meinem Tunnelzelt. Zu viel Wind verträgt unser Unterschlupf auch nicht, doch dem Dauerregen trotzt er tapfer.
Wer das Gewicht seines Wandergepäcks auf ein Minimum reduzieren möchte, oder aus gesundheitlichen Gründen reduzieren muss, sollte sich schrittweise an die für ihn passende Ausrüstung herantasten. Ausprobieren, was für einen passt und vor allem – was sich bewährt. Ganz wichtig: Die Ausrüstung muss immer an die jeweiligen Bedingungen angepasst sein: Terrain, Klima, Wetter, Art und Dauer der Route. Ebenso an die eigene Fitness und Erfahrung. Denn: Das reduzierte Gepäck lässt unter Umständen weniger Sicherheitsreserven. Nicht nur, was den Wetterschutz betrifft – weniger mitzunehmen bedeutet auch, gegebenenfalls keinen Ersatz zu haben, wenn etwas kaputt geht. Und nicht alle leichten Materialien sind gleich robust. Eine ultraleichte Regenjacke beispielsweise hält auf einer mehrtägigen Trekkingtour dem Druck des Rucksacks auf die Schultern kaum stand. Doch neue Entwicklungen und Technologien haben in den letzten Jahren viel verändert. Die Auswahl an ultraleichten Ausrüstungsgegenständen ist nicht nur riesig – von minimalistischen Zelten über spartanisch anmutende Rucksäcke bis hin zu Wetterschutzjacken, die nicht mehr wiegen als eine Tafel Schokolade – immer häufiger bieten ultraleichte Teile auch erstaunlich viel Komfort und Schutz.
WIE LEICHT IST ULTRALEICHT?
Ultraleicht-Wanderer definieren sich weniger über das Gewicht der einzelnen Gegenstände, als über das Gesamtgewicht ihrer Ausrüstung: Nicht mehr als fünf Kilogramm soll sie wiegen, sagen einige, wenn man Essen, Wasser und Brennstoffe abzieht. Ob man sich an diesem Wert orientiert und wie sehr, bleibt jedem selbst überlassen. Schliesslich hängt die Entscheidung auch davon ab, inwieweit man bereit ist, die persönliche Komfortzone zu verlassen. Unter Umständen nicht für jede denkbare Situation ausgerüstet zu sein. Wer bisher mit «klassischer» Ausrüstung unterwegs war, kann sich schrittweise an weniger Gewicht herantasten. Überlegen, welche Dinge unentbehrlich sind und auf was sich problemlos verzichten lässt – die Bächli Bergsport Mitarbeiter stehen gerne mit Rat zur Seite. Denn auch viele leichte Ausrüstungsgegenstände können in ihrer Summe ganz schön zu Buche schlagen.
In einem nächsten Schritt gilt es abzuwägen, welche der unabdingbaren Gepäckstücke durch weniger schwere ersetzt werden können: Reicht ein leichterer Schlafsack? Die leichtere Matte? Ein leichteres Zelt oder sogar ein Tarp? Welche Kleidungsstücke können funktional miteinander kombiniert werden und ersparen so vielleicht eine zusätzliche Schicht? Welche haben ein besonders gutes Verhältnis von Wärme zu Gewicht? Isolationsjacken mit Daunen- oder Kunstfaserfüllung kommen hier beispielsweise deutlich besser weg als eine Fleecejacke, die zudem viel Platz im Rucksack einnimmt.
Apropos Platz im Rucksack: Wer von Anfang an einen kleineren Rucksack wählt, wird sehr wahrscheinlich weniger Gepäck mit sich tragen. Denn egal, wie gross der Rucksack ist: voll wird er immer. Man muss ja nicht gleich, wie mein Reisepartner, alle entbehrlichen Riemen abschneiden. Kann man aber.