Einführungskurs I: Grundlagenkurs für Winterbergsport. Fokus auf Basic Skitouren, Schneeschuhe und LVS
Erst vor kurzem habe ich bei Bächli Bergsport die Stelle angetreten und gleich die Möglichkeit erhalten, den Winter-Ausbildungskurs zu besuchen. Was für ein tolles Erlebnis! Geplant war, dass uns im Isenthal zwei Tage lang Wissen vermittelt wird und wir das unterschiedliche Material testen können. Doch der liebe Petrus hatte hier andere Pläne, denn am Wochenende vor der Durchführung fiel in der ganzen Schweiz sehr viel Schnee. So wurde die Location kurzfristig geändert und wir fanden uns in Amden wieder. Dort haben uns zwei Bergführer von Bergpunkt sowie die verantwortlichen Bächli-Teamleiter in Empfang genommen. Kurze Zeit später brachen wir in zwei Gruppen auf und nahmen das Tagesprogramm in Angriff. Auf einem Parcours erhielten wir die Möglichkeit, die unterschiedlichen Bindungssysteme sowie Tourenskis zu testen – und dies unter den besten Bedingungen; Sonne und Powder. Unser Bergführer verlangte doch einiges von uns, so hiess es in einer steilen Stelle, Skis abziehen, einige Schritte hochlaufen und dort dann die Skis wieder anschnallen. Super war auch der Austausch mit den anderen Mitarbeitenden und natürlich jede einzelne Abfahrt mit Blick auf den Walensee.
Vor dem Nachtessen wurden die Erfahrungen und Erkenntnisse des Tages ausgetauscht. Dabei boten die unterschiedlichen Bindungssysteme Diskussionsstoff aber auch eigene Erlebnisse brachten uns weiter.
Der zweite Ausbildungstag stand im Zeichen der Schneeschuh- sowie der Sicherheitsausrüstung. Damit wir gleich auf Touren kamen, gab es eine Sprint-Übung zum Aufwärmen. Ist eine lustige Angelegenheit, ohne Stöcke und mit Schneeschuhen an den Füssen versuchen zu joggen. Und warm gibt es auch, als wir einen kleinen mit Pulverschnee versehenen Hang rauf und runter mussten. Auch bei den Schneeschuhen gibt es ganz viele unterschiedliche Modelle – und die probierten wir aus. Spannend war, dass für den einen die Bindung, für den anderen die Stabilität und für den Dritten der allgemeine Komfort das wichtigste war. So verschieden die Modelle sind, so variieren auch die Ansprüche der Testpersonen. Und genau das war eine super Erkenntnis, denn unsere Kunden haben verschiedene Ansprüche und Vorstellungen, welche wir mit unserem breiten Angebot den Wünschen entsprechend abdecken können. Nach dem Test der diversen Modelle, können wir unsere Kundschaft nun noch detaillierter beraten. Das gleiche gilt auch für unsere Sicherheitsausrüstung. So hiess es zuerst einmal, Loch buddeln.
Was gibt es da für Unterschiede bei den Schaufeln! Von einem kleinen Griff, zu extrem wenig Gewicht über eine grosse Fläche – da gibt es so vieles. Im Austausch mit den anderen Teilnehmern konnten die Vor- und Nachteile diskutiert und so auch die Produkte einzeln beleuchtet werden. Nachdem wir auch die Sonden genauer unter die Lupe genommen hatten ging es mit den Lawinenverschüttungsgeräten weiter. Da findet man in der Handhabung doch einige grössere Diskrepanzen. So war es sehr spannend, die verschiedenen LVS auszuprobieren, weil jeder Hersteller seine Eigenheiten hat. Zum Abschluss führten wir eine Lawinenübung durch, bei der sechs Verschüttete geborgen werden mussten. Unsere Gruppe konnte innerhalb einer Viertelstunde alle Personen bergen – ein positives Finale. Bei einem warmen Getränk wurden die letzten Erkenntnisse ausgetauscht und auf die zweitägige Ausbildung zurückgeschaut. Ich persönlich, nehme sehr viel neues Wissen aus diesen zwei Tagen mit. Für mich war es zudem auch ein cooler Event, weil ich wieder neue Gesichter gesehen habe und diese Personen kennen lernen durfte.
Daria
Fortgeschrittenen Kurs I: Iglubau und Übernachtung darin. Fokus auf Teambildung und Umgang mit nicht ganz alltäglicher Situation. Anwendung von Schaufeln und LVS
Eine Eiseskälte steht den MitarbeiterInnen am Donnerstagmorgen ins Gesicht geschrieben, welche sich für diesen Kurs eingeschrieben haben. Wir begeben uns zum Chäppliberg, die Temperatur beträgt ca. -15 Grad. Mit der gefühlt ältesten Seilbahn schaffen wir Mannschaft und Ausrüstung nach oben. Mit Schneeschuhen und Pulkas geht es mit grossen, langsamen Schritten Richtung Ziel: eine kleine Ebene, auf welcher wir Iglus bauen werden.
Dank den Igluprofis von iglubauer.ch enstehen die ersten Formen und Blöcke in Windeseile. Die Arbeit verteilt sich rasch, da jede Person gewisse Dinge gern oder auch gut macht. In meiner Gruppe sind dies Daniela (Filiale Chur), welche die Blöcke aneinandersetzt und Marcus (Verwaltung Nänikon), welcher die schweren Blöcke zuschneidet. Teamwork ist das A und O beim Bau eines Iglus und so steuert jeder seinen Teil dazu bei, dass das Iglu am Ende des Tages steht. Der Termometer zeigt währenddessen noch immer -13 Grad an. Insgesamt werden fünf kleinere Iglus und ein grosses Iglu gebaut. Zeitgleich haben die Profis von iglubauer.ch ein grosses Gemeinschafts-Iglu erstellt, indem wir gemeinsam Abendbrot und Frühstück geniessen können.
Ein grosser Vorteil eines Iglus, bei welchem alle Personen eng beieinandersitzen, ist die Wärme im Iglu selbst. Während draussen die Temperatur weiter sinkt, ist es drinnen wohlig warm. Dank Schlafsack und Schlafmatte waren meine Bedenken unbegründet. Tief und fest habe ich im eigenen Iglu geschlafen. Nichts desto trotz braucht es bei solchen Temperaturen natürlich einen richtigen Schlafsack. Dadurch reichen einige wenige Schichten. Eine kleine Mutprobe war jedoch das aufstehen, denn sobald man aus dem warmen Schlafsack nach draussen kriecht, hält die Kälte wieder Einklang. Eine kleine Schneeschuh-Tour verschafft aber Abwechslung und wärmt unsere Körper wieder auf.
Nach dieser körperlichen Ertüchtigung steht ein kleines Frühstück auf dem Plan. Zu guter Letzt wird in einem Workshop über die richtige Handhabung bezüglich LVS und Sonden diskutiert und eine Feedbackrunde über die wichtigsten Erkenntnisse runden diesen Teil des Kurses ab.
Päivi
Fortgeschrittenen Kurs II: Einführung ins Thema Eisklettern und Materialen. Nutzen und Grenzen von Light & Fast im Alpinismus. Anwendungsworkshop Rettung Plus. Allgemeine Auffrischung Seilhandling.
Wir starten direkt mit einem Ausbildungsblock zu erster Hilfe und medizinischer Erstversorgung. Geleitet wird dieser von zwei Mitgliedern der alpinen Bergrettung GRIMM (groupe d’intervention médicale en montagne). Welche Chance für uns, Erfahrungen und Tipps aus erster Hand zu erhalten! Wie wertvoll ist es, dass wir als Bergsportberater/innen nicht nur über trockenes Theoriewissen verfügen, sondern auch selbst einmal im Schneetreiben und bei Eiseskälte in einem Notbiwak sitzen und uns an einem mit geschmolzenem Schnee gekochten Tee aufwärmen können.
Umgang mit Eisgeräten und erste Versuche im Eisklettern prägen den Nachmittag. Neben dem Erlebnis kommt auch hier wiederum nicht zu kurz, wie sich das Gelernte im Verkaufsalltag umsetzen lässt. Wie fühlen sich die verschiedenen Eispickel-Modelle an? Wie lässt sich ein Stand einrichten wenn unterschiedliche Materialien zur Verfügung stehen? Welche Steigeisen eignen sich besser, welche weniger gut?
Dies sind auch die Überlegungen, mit denen wir am nächsten Tag weiterfahren. Aufgrund des starken Schneetreibens ist die Strasse nach Linthal gesperrt – wir können uns daher darauf einstellen, einen weiteren, dritten Tag auf dem Urnerboden zu verbringen. Den Vormittag verbringen wir im Warmen mit einem Crashkurs zu Knoten. Verschiedene Seildurchmesser, Materialien, Einsatzbereiche - für jede Situation will der passende Knoten bekannt und geübt sein. Auch die am Vortag verwendeten Eisgeräte, Pickel und Eisschrauben können wir noch genauer betrachten, über Unterschiede in der Handhabung und kundenorientierte Empfehlungen diskutieren.
Da die kleine Seilbahn auf den Fisetengrat zurzeit nicht fährt, nutzen wir am Nachmittag den beinahe windgeschützten Unterstand der Talstation, um uns an Seilen verschiedener Durchmesser und Materialien mit unterschiedlichen Hilfsmitteln abzuseilen. Im Anschluss ein ähnliches Szenario aus umgekehrter Perspektive: Wie kann ich an einem Seil wieder hochklettern? Durch hüfthohen Schnee bahnen wir uns mit Schneeschuhen einen Weg zu einer Felswand mit Überhang, in welchem von der anderen Hälfte unseres Kurses bereits Seile eingerichtet wurden. Die Challenge, mit wenigen Materialien am Seil hochzuklettern, ist nicht für alle Teilnehmenden gleich herausfordernd; Motivation und Spass kommen aber in der ganzen Gruppe nicht zu kurz. Nicht zuletzt wärmt ein Selbstaufstieg am Seil klamm werdende Glieder bestens wieder auf.
Den Vormittag unseres Bonustages nutzen wir für eine ausführliche Diskussion zu hyperstatischen Seilen, welche in Bälde in unser Sortiment Einzug erhalten werden. Hierbei fokussieren wir uns einerseits auf reine Materialkunde, andererseits auf daraus abgeleitete Anwendungsbeispiele und Verkaufsempfehlungen. Um diese neue Seilart selbst besser kennenzulernen, verwenden wir sie im Anschluss bei einer simulierten Spaltenrettung. Verschiedene Flaschenzüge werden getestet, nachgebaut, geübt und angepasst. Dass uns allen eine Spaltenrettung in der Theorie bekannt sein sollte, ist beinahe selbstredend, doch die praktische Umsetzung verlangt nach regelmässiger Übung und Repetition – gerade dann, wenn neues Material zur Verfügung steht, dessen Handling noch nicht automatisiert abläuft.
Den Abschluss unserer Ausbildung bilden, zumindest für meinen Teil der Gruppe, die LVS. Eine kurze Präsentation zu Fakten und wichtigem Hintergrundwissen als Repetition dient als Einstieg vor dem grossen Praxistest. Wir wären wohl kaum richtige Outdoorsportler, würden wir uns den tiefen Schnee nicht zu Nutze machen: Was gäbe es für eine bessere Art, die Feldlinien eines LVS‘ darzustellen, als wenn ein Duzend Bächli-Mitarbeiter durch den Schnee stapfen, so dass am Schluss ein lehrbuchmässiges Muster erkennbar ist? Mit diesem Bild im Hinterkopf und nach einem Kaffee frisch aufgewärmt machen wir uns schon bald wieder auf den Heimweg – die Strasse ist wieder geöffnet, der Weg ins Tal frei.
Alena
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