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Sicherheit: Warum jede Wanderung bereits zu Hause beginnt

Marco Peter, Mittwoch, 05. Mai 2021

Bergwanderungen stellen besondere Anforderungen an Wandersportler und -sportlerinnen. Über die Sicherheit entscheidet, wie gut oder schlecht deine persönlichen Voraussetzungen auf die jeweiligen Anforderungen passen. Genau das muss vorgängig bei der Planung und Vorbereitung in den heimischen vier Wänden geklärt werden. Ansonsten steigt das Risiko eines Mismatches, wie eine wissenschaftliche Studie zeigt.

Bergwanderungen stellen besondere Anforderungen an Wandersportler und -sportlerinnen. Über die Sicherheit entscheidet, wie gut oder schlecht deine persönlichen Voraussetzungen auf die jeweiligen Anforderungen passen. Genau das muss vorgängig bei der Planung und Vorbereitung in den heimischen vier Wänden geklärt werden. Ansonsten steigt das Risiko eines Mismatches, wie eine wissenschaftliche Studie zeigt.

2020 war ein bemerkenswertes Jahr für die für den Wandersport – in zweierlei Hinsicht: Einerseits ist es zu deutlich mehr Notfällen beim Bergwandern gekommen, als dies im 5-jährigen Durchschnitt der Fall war (Quelle SAC «Die Alpen» 05/21). Der Grund liegt wahrscheinlich bei der erhöhten Wanderaktivität aufgrund der grossen Reiseeinschränkungen. Andererseits hat die Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU im Herbst die Resultate einer umfangreichen, mehrjährigen Studie zur Sicherheit beim Bergwandern veröffentlicht. Diese Studie zeigt ganz klar, welche Faktoren auf Wanderungen die Sicherheit beeinflussen:

  • Körperliche und mentale Verfassung
  • Absturzgefahr
  • Schuhe
  • Wetter
  • Leistungsdenken
  • motorische Fertigkeiten
  • Erfahrung und Kenntnisse
  • Planung und Vorbereitung
  • Risikokompetenz

Erkennst du einen «Mismatch», wenn du einen vor dir hast?

Die Forschenden beschreiben einen «Mismatch» als ein «Nichtzusammenpassen der individuellen Voraussetzungen einer Person mit den Anforderungen der Bergwanderroute». Gemäss der BFU Studie ist der Mismatch beim Bergwandern ein verbreitetes Phänomen.

  • Mismatch beim Abstieg: Der letzte Abschnitt einer Wandertour führt über einen steilen, steinigen Abstieg, doch die Kraft und die Konzentration sind am Ende des Tages bereits weitgehend ausgelaugt. Die körperliche und mentale Verfassung passen nicht auf den Abstieg mit erhöhter Absturzgefahr.
  • Mismatch bei Wetter und Ausrüstung: Auf der Wanderung schwingt das Wetter plötzlich um, doch im Rucksack fehlt die nötige Bekleidung. Wandernde sind dem Wetter schutzlos ausgeliefert: Der Regen durchnässt Kleidung und der Wind kühlt den Körper aus.
  • Mismatch bei Erfahrung und Planung: Der Wasserverbrauch auf einer langen Wanderung ist hoch, weil das Wetter heiss und sonnig ist. Die Route führt zwar an mehreren Höfen und Quellen vorbei, wo ein Nachfüllen theoretisch möglich wäre, doch das Wasser ist wegen einer anhaltenden Trockenperiode versiegt. Ein entscheidender Umstand, der bei einer vorhergehenden Recherche zutage hätte kommen müssen.

Wandern ist nicht Spazieren

Eine subtile Gefahr geht von der Unscheinbarkeit des Wanderns aus – es ist im Kern ja nichts anderes als simples Gehen. Für einen Spaziergang in den Bergen braucht es keine Ausbildung und auch kein Spezialmaterial wie etwa beim Klettern, Skitouren oder Gleitschirmfliegen. Warum soll man den Sicherheitsaspekt des Wanderns «künstlich hochspielen»?

Weil genau diese Denkhaltung Ausdruck einer Unter- oder Überschätzung ist, welche das Risiko eines Mismatches und eines Unfalles erhöht. Wandern ist nicht Spazieren.

Wandernde müssen sich im Klaren sein, welche besonderen Anforderungen von den geplanten Routen ausgehen und müssen die eigenen Voraussetzungen bezüglich Fitness und Ausrüstung einschätzen können.

Der Slogan Wandern ist nicht Spazieren trifft den Nagel auf den Kopf und ist daher auch der Titel einer Sensibilisierungskampagne, welche die BFU auf Basis der Studienerkenntnisse lanciert hat. Sie ist unter www.sicher-bergwandern.ch aufgeschaltet.

Jeder Wanderung (und auch Zeltübernachtung) muss eine angemessene Vorbereitung vorausgegangen sein, bevor der erste Schritt auf die Alpweide gesetzt wird.


Route planen, Bedingungen prüfen und Ausrüstung passend wählen

Jede Wanderung beginnt bereits zu Hause bei der Vorbereitung.

  • Plane deine Route: Wo sind Start und Ziel, wie lange ist die Strecke, wie ist das Höhenprofil beschaffen, welches sind die wichtigen Stationen entlang des Weges (bspw. Berghütten, Wegverzweigungen, etc.), welches Terrain erwartet mich? Sei dir im Klaren darüber, ob du den Anforderungen der Route gewachsen bist. Ein zentrales Hilfsmittel dazu sind die Wanderkarten, beispielsweise auf schweizmobil.ch.
  • Informiere dich über Wetter und Bedingungen im Zielgebiet: Was sind die Wetterprognosen, was ist der Zustand der Route, gibt es gesperrte Abschnitte (bspw. wegen Frühlingslawinen oder wegen Steinschlag), liegt noch Schnee oder ist in Schattenlagen gar mit Eis zu rechnen? Hilfreiche Mittel für diese Recherchen sind www.schweizmobil.ch, neuste Tourenberichte auf hikr/Gipfelbuch/camptocamp, Webcams in der Zielregion und Gespräche mit den Leuten im Zielgebiet.
  • Rüste dich angemessen aus: Trage ein Schuhwerk, welches auf die Anforderungen des Weges und deine persönliche Wanderkompetenz passt. Führe die nötige Schutzbekleidung mit und packe technisches Material, wenn es die Route verlangt (bspw. Wanderstöcke, Grödel, Gamaschen). Wie viel Wasser und Verpflegung ist für die Tour nötig? Welche zusätzliche Ausrüstung wie Stirnlampe, Taschenmesser oder anderes Gadget muss noch mit? Welches Gesamtgewicht kannst du für deine Tour tragen?

Besondere Vorsicht im Frühling, Vorsommer und Herbst

Das Wandern im Frühling oder im Herbst kann sehr reizvoll sein. Nicht selten fühlt sich eine Wanderung beim Start in der tiefen Lage am Südhang an, als ob es bereits Hochsommer wäre und verwandelt sich in Gipfelnähe in eine Winterexpedition mit Schneefeldern und eiskalten Passagen durch Schattenhänge. Ganz ähnlich erging es uns kürzlich bei einer Apriltour auf das Buochserhorn.

Genau durch diese Bedingungen verändern sich die Anforderungen, denen Wanderer und Wanderinnen gewachsen sein müssen, damit es nicht zum Mismatch kommt.


Fazit

Für einen Spaziergang kannst du das Haus oder die Wohnung spontan und ohne Vorbereitungen verlassen. Weil Wandern aber nicht Spazieren ist, beginnen Wanderungen immer bereits zu Hause mit der Routenplanung, Wetter- und Bedingungsrecherche und den Packvorbereitungen. Dadurch lassen sich die individuellen Voraussetzungen und die Anforderungen der Wandertour viel besser aufeinander abstimmen und das Risiko eines Mismatches reduzieren. 

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