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Nachhaltige Mammutaufgabe

Fabian Reichle & Josua Lay, Mittwoch, 16. März 2022

Nachhaltige Produktion. Das ist eine sehr weit gefasste Definition. Ist es eine Jacke aus recycelten Materialien? Sind es faire Anstellungsbedingungen? Hat es mit reparierbarer Ausrüstung zu tun? Ja, ja und ja – und darüber hinaus noch viel mehr. Das zeigen die vielen Massnahmen, die beispielsweise Mammut angeht und umsetzt. Das Traditionsunternehmen gewährte uns einen Einblick in die tägliche Arbeit.

Welche Komplexität und mitunter Wichtigkeit das Überthema Nachhaltigkeit annehmen kann, zeigt das Organigramm von Mammut eindrücklich: Ein Team bestehend aus vier Mitarbeitenden, die in einer Stabstelle direkt dem CEO unterstellt und mit verschiedenen Teams eng verknüpft sind, gehen den dringlichen Fragen nach, wie das Bergsport-Unternehmen den hohen Ansprüchen der Nachhaltigkeit gerecht werden kann. In diesem Team ist Tobias Steinegger. In seinem Job als Nachhaltigkeitsanalyst beschäftigt er sich hauptsächlich mit der Datenerhebung und Projektleitung: Von der Berechnung von Treibhausgasemissionen, der Klimastrategie oder der Transparenz innerhalb der Lieferketten. Allein die Stellenbeschreibung macht deutlich, dass bei Mammut mehr gemacht wird, ja gemacht werden muss, als ein paar Bäume zur Klimakompensation zu pflanzen.

Nicht alle Unternehmen aus unserem Lieferanten-Portfolio werden sich eine solche Struktur leisten. Nicht, weil sie es nicht können oder wollen, sondern weil kein Bedarf dafür vorhanden ist. Die Multidimensionalität in Sachen Nachhaltigkeit wird erst dann zum echten Brennpunkt, wenn eine Marke multinational aufgestellt ist. Der kleine, lokale Betrieb hat die bessere Übersicht auf Rohstoffe, Lieferketten und Arbeitsbedingungen als ein weltweit operierender Betrieb wie es Mammut einer ist. Da wird es schnell unübersichtlich. Ein relativ einfaches Mittel, um eine saubere Stossrichtung festzulegen, ist die Zusammenarbeit mit Zertifizierungsstellen, die nachhaltige Labels vergeben.

Mammut arbeitet seit 2008 mit der Fair Wear Foundation zusammen, die solide Arbeitsbedingungen vor allem im asiatischen Produktionsbereich sicherstellen. Und wie sieht es bei den verwendeten Materialien aus? «Wir setzen stark auf Bluesign zertifizierte Stoffe. Dies garantiert, dass keine schädlichen Chemikalien bei der Produktion und Verarbeitung verwendet wurden. Aber auch das Tierwohl ist ein wichtiger Punkt, um dies zu garantieren, verwenden wir zu 100 Prozent zertifizierte Daune in unseren Produkten», erklärt Steinegger.


Massnahmen von innen heraus

Zertifikate sind aber nur die Spitze des Eisberges. Viele Hebel müssen vor Ort respektive im eigenen Unternehmen in Bewegung gesetzt werden. Steinegger ist sich bewusst, dass die Nachhaltigkeitsthemen breit und dynamisch seien, ein wichtiges Anliegen Mammuts sei jedoch der Klimawandel. Es ist offensichtlich: Gerade die Gletscherwelt ist für Bergsporttreibende nicht nur ein wunderbarer Spielplatz, sondern deren Dahinschmelzen leider auch ein reelles Abbild des weltweiten Temperaturanstiegs.


Tobias Steinegger, Nachhaltigkeitsanalyst bei Mammut


«Wir haben uns ambitionierte, wissenschaftsbasierte Klimaziele gesetzt und von unabhängiger Seite verifizieren lassen», führt Steinegger an und fährt fort, «Diese Ziele haben bereits zu Massnahmen geführt, so haben wir den Strommix in all unseren deutschen Läden, Büros und Lagerhäuser auf erneuerbare Energien umgestellt.» In der Schweiz, konkret am Hauptsitz im aargauischen Seon, werde seit Jahren Strom aus der Wasserkraft verwendet. Auf personeller Ebene versucht man, Flüge so gut es geht zu verringern. Ausserdem wird 50 Prozent aus dem Homeoffice gearbeitet, um die Pendlermobilität zu verringern.


Alles fürs Produkt

Letztendlich sind sämtliche Hersteller von Bergsportausrüstung darauf angewiesen – eigentlich offensichtlich – Waren herzustellen. Das betrifft den erwähnten Kleinstproduzenten, das betrifft auch einen grossen Player wie Mammut. Dabei drängt sich die Frage auf, was denn überhaupt ein nachhaltiges Produkt ist. Die Antwort darauf hat Steinegger: «Ein wirklich nachhaltiges Produkt ist in der Herstellung möglichst ressourcenschonend, kreiert während seiner Nutzung über Jahre schöne Momente und Erinnerungen und kann am Schluss seines Lebenszyklus zurück in den Kreislauf vom Rohstoff bis zur Produktherstellung gegeben werden.» Um die Jahre an tollen Erlebnissen zu gewährleisten ist nebst Herstellungsprozessen die Reparaturfähigkeit ein wichtiges Themenfeld. Mammut setzt diesbezüglich auf ein eigenes Atelier am Hauptsitz, welches direkt neben den Produkteteams sitzt. So fliessen Erfahrungen und Rückmeldungen durch Kundinnen und Kunden direkt in neue Produkte ein. Weiter ist die externe Kommunikation von eminenter Wichtigkeit: Videoanleitungen zur optimalen Pflege oder Waschbarkeit werden vom Unternehmen direkt an die Kundschaft via Onlinekanäle weitergegeben.

Die kleinen, pragmatischen Massnahmen sind jedoch stets dem grossen Ganzen untergeordnet. Bei Mammut ist das nichts Ambitionierteres als bis spätestens 2050 klimaneutral zu werden. «Wir sehen den Hauptfokus in der Verminderung von Treibhausgasemissionen», so Steinegger, «wobei 75 Prozent dieser Emissionen bei unseren Lieferketten anfallen.» Die ersten Schritte sind gemacht, aber der Weg ist ein langer.

Es ist ein Kampf an allen Fronten. Die globale Geschäftstätigkeit kombiniert mit einer umfangreichen Lieferkette werden bei Herstellern wie Mammut noch dadurch getoppt, dass ein äusserst breites Produkteportfolio von Bekleidung über Schuhe bis Hartwaren fast alles für den Bergsport umfasst. Beinahe jedes Produkt, fast jedes Material und ziemliche alle Herstellungsprozesse verlangen nach individuellen Massnahmen, die ihre spezifischen Herausforderungen zu Tage bringen. Und dennoch: Stück für Stück zum Ziel. Wenn man denn als Unternehmen gewillt ist, sich dem Thema Nachhaltigkeit ernsthaft anzunehmen. Mammut geht diese Schritte konsequent und offensichtlich mit einer gewissen Dringlichkeit. Die klaren Ziele und die breite interne Aufstellung unterstreichen dies eindrücklich.

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