Spurenlos durch die Wand. Clean Climbing, auch traditionelles Klettern genannt, bedeutet, dass sämtliche Sicherungsgeräte während der Begehung am Fels angebracht und danach wieder abgebaut werden. Im direkten Kontrast dazu stehen fix eingerichtete Routen, in denen installierte Haken der Sicherung dienen.
Während Clean Climbing mehr Material und entsprechendes Wissen voraussetzt, sind vorgebohrte Routen zugänglicher: Prinzipiell braucht es «nur» Expressen, um sicher nach oben zu kommen. Der Abbau von Hürden bedeutet mehr Kletterbegeisterte – dieser Trend wiederum befeuert die Motivation, immer mehr Felswände mit fixem Sicherungsmaterial zu erschliessen. Gerade wenn es darum geht, einen möglichst geringen Einfluss auf die Natur zu nehmen, stellt sich die Frage, ob Clean Climbing umweltverträgliche Vorteile gegenüber durchgebohrten Routen hat.
Tim Marklowski, Mitautor des Schweizer Clean Climbing-Kletterführers 'C(h)lean' und Mitglied der Alpenschutzorganisation Mountain Wilderness relativiert: «Aus Sicht der Natur bieten Clean Climbing-Routen keine Vorteile, ausser vielleicht, dass sie weniger frequentiert sind. Einen grossen Unterschied macht es jedoch für das menschliche Erlebnis.» Jede Spielart im Klettersport habe ihre Berechtigung und ihren Reiz. Wenn neben perfekt absicherbaren Rissen Bolts gesetzt werden, geht auf Dauer die Vielfalt verloren. Gründe fürs Selbstabsichern sieht Tim daher primär in der Ästhetik und im Respekt gegenüber unberührter Landschaft: «Es ist ein anderes Erlebnis, an scheinbar unberührtem Fels zu klettern und selbst für die Absicherung zu sorgen.».
Foto © Silvan Schüpbach
Der Mensch und der Fels
Klettern ist ein puristisches Vergnügen. Durch unnachsichtige Bohrerei gegenüber Flora und Fauna kann dieses Erlebnis jedoch getrübt werden. Logisches und überlegtes Handeln ist nicht nur ein Schlüssel für tolle Kletterabenteuer, sondern auch für naturnahes Verhalten am Fels. Regeln und Standards sind unabdingbar, um Klettern im Einklang mit der Natur zu gewährleisten. Das fängt bereits lange vor dem Ansetzen des Bohrers und dem Sichern mit Klemmgeräten an. «Wenn Routen ohne naturschutzfachliche Abklärungen in einem Brutgebiet von Vögeln eingerichtet werden, hat das fatale Folgen», führt Tim als Beispiel an.
Letztendlich ist es also die Mischung, die es ausmacht. Ob nun in Eigenregie gesichert wird oder Bohrhaken verwendet werden, ist aus ökologischer Sicht sekundär – letztendlich ist, wie so oft, der Faktor Mensch entscheidend, ob wirklich umweltverträglich geklettert wird oder nicht. Mountain Wilderness betreibt hierfür die notwendige Aufklärungsarbeit. Die Broschüre 'Mensch, Fels, Falke', welche der Organisation erstellt wurde und in allen Bächli Bergsport Filialen demnächst aufliegen wird, zeigt einfach und verständlich, wie wir alle sorgsam mit unserer Umgebung am Fels umgehen sollten und gibt spannende Inputs über Wanderfalken, Farne und Co.
Die Natur liefert uns ein wunderbares Umfeld, um unseren heiss geliebten Sport auszuüben. Es steht daher genauso in unserer Verantwortung, dass wir Sorgsam und Respektvoll mit derselben umgehen um unseren Einfluss so gering wie möglich zu halten.
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