Wie die Sonne unvermittelt durch den Nebel drückt, erleben wir eine kleine Sensation. Allen entrückt ein «Oh», überraschtes «Wow» oder einen Juchzer. Den Aufstieg in der Stille bis auf das Bödeli am Waldrand genossen wir. Nun, eine stattliche Holzbeige, ein verschlossener Bienenstand und die Sonne, die den Nebel bezwingt.
Nieselregen begrüsste uns, als wir dem Postauto entstiegen und die Schneeschuhe montierten. LVS-Test und los ging’s an den letzten Ferienhäusern vorbei, alle geschlossen an diesem grauen Dezembermorgen. Oben beim Rossgaden schneite es Flocken so gross wie Laken für ein Kinderbett. Je mehr wir vorankamen im schweren Schnee, desto romantischer wurde die Stimmung unter der Nebeldecke; tiefverschneite Tannen, unberührte Hänge, Laubbäume verbeugen sich mit ihrer Schneelast und Wildspuren von Rehen und Hasen verbinden zwei Schutzgebiete. Wohin wir wohl aufsteigen werden, fragten wir uns insgeheim. Über uns schien die Welt endlos zu sein. So schritten wir stapfend, eine tragende Spur hinterlassend, zielsicher zwischen den Wildruhezonen durch, aufwärts.
Die Region Einsiedeln bietet eine grosse Zahl an Trails für Schneeschuhwanderinnen. Wer alleine geht, ist gut bedient. Doch wer mehr erleben will und gerne in einer kleinen Gruppe mit kundiger Führung geht, findet bei BergFrau Touren abseits von Trails in wenig bekannten Gebieten.
«Da», ruft eine Teilnehmerin. «Gibt es Mäuse im Winter?» Eine Maus huscht flink unter dem Schnee vor uns vorbei, vielleicht vom Bau zu einem Futterplatz. Der Schnee hebt sich - so gross wie die Maus - und senkt sich wieder, eine gerade Linie eines Schneehäufchens hinterlassend. Wir stapfen weiter in dieser Stille und lassen die Gedanken fliessen. Da die Frage: «Gibt es im Winter in den Bergen Bussarde?» Ein Roter Milan zeichnet - als antworte er selbst - seine unsichtbaren Kreise und Schleifen für einen kurzen Moment über uns.
Nach dem Bienenstand bleiben wir kurz auf dem Weg, das Spuren ist nicht weniger kräftezehrend. Durch einen alleinstehenden Ahorn strahlt die Sonne, von den Tannen rieselt der Schnee. Wir blicken über viele Täler und Rinnen im Nebel, es ist, als ob ein Maler mit weissen Pinselstrichen die Landschaft dekoriert hätte. Über den Nebel gucken Baumwipfel und Hügelrücken bis zum Glärnisch. Wunderbar.
Auf dem kurzen, letzten zähen Anstieg im tiefen Neuschnee zeichnen wir abwechselnd die frische Spur auf die Buelhöchi. Oben angelangt schauen wir uns rotbackig alle erleichtert an. Die BergFrau meint: «Es hat sich wieder gelohnt, aufzustehen und loszugehen trotz des Regens zu Beginn.» Stimmt.
Nach der Mittagspause stapfen wir dem Kamm entlang bis zum Übergang Chrähwäldli. Kurz streifen wir an den einzigen Menschen vorbei, die wir heute unterwegs sehen werden. Derweil wir abbiegen und über offene Hänge über Chloschterweid mit «Sieben-Meilen-Stiefel» talwärts springen. In Euthal hat uns die Zivilisation wieder, wir nehmen das Postauto zurück in die warme Stube.
Zur Tour
Start am Sihlsee. Willerzell, Langen
Rundtour über Buelhöchi nach Euthal
- Dauer: 4-5 Stunden
- Länge: 9 km
- Auf- und Abstieg: rund 600 m
- Kondition: mittel
- Highlights: faszinierende Hügellandschaft bis zum Glärnisch
- Routenprofil als GPX-Daten
BergFrau.ch - Laufend die Schweiz entdecken, lautet die Devise.
Jede Woche sind die drei BergFrauen bis zu drei Mal unterwegs. Abseits von Trails, wo Ruhe herrscht und Spuren fehlen. Die Wanderungen stehen allen offen, die bis 5 Stunden wandern mögen. Eindrückliche Rundblicke und tiefe Erlebnisse werden unvergesslich bleiben. BergFrau ist eidg. Wander- und Schneeschuhleiterin. Mehr zu ihren Angeboten auf BergFrau.ch.
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