Gerade jetzt, wenn der Schnee langsam schmilzt und an den sonnigen Plätzen schon komplett verschwunden ist, die Tage immer länger werden und morgens die ersten Vögel zu hören sind, dann beginnt die vielleicht beste Zeit für einen Boulderausflug ins Kandertal. So lange noch kein Laub auf den Bäumen ist, können die Blöcke auch nach einem leichten Regen gut und schnell abtrocknen. Also: Kletterschuhe und Matten einpacken, ein paar Kolleginnen und Kollegen aufgebieten, die ÖV-Verbindungen checken und auf geht's. Nur wohin? Wo ist die Chance auf trockene, schneefreie Blöcke und ein paar Sonnenstrahlen am grössten?
Bei über 1'000 dokumentierten und veröffentlichten Boulderproblemen verteilt auf sieben Gebiete zwischen Kandergrund und Kandersteg ist die Auswahl gross und die Entscheidung fällt nicht immer leicht. Auch die Orientierung bei den ersten Besuchen braucht manchmal etwas Zeit und Geduld. Deshalb hier ein paar Tipps für Kandertalneulinge.
Aber Vorsicht, die Auswahl ist subjektiv und wir beschränken uns auf zwei Gebiete. Belohnt werdet ihr dann mit abwechslungsreichen Boulderproblemen an einzigartigen Felsen mit einer auffälligen Bänderung, dem gewaltigen Bergsturz vor über 3'000 Jahren sei Dank - der Name „Zebrablock“ ist Programm! Und wenn ihr dann erst einmal im Wald verschwunden seid, all das frische Grün entdeckt habt und den ersten Boulder geklettert seid, ist sicher für viele von euch schnell klar: Ich komme wieder.
Sektor Riegelsee
Von Frutigen kommend ist dies das erste grosse Gebiet im Kandertal, unterteilt in drei Sektoren: Tierpark, Googleberg und Fischzucht. Der Tierpark ist der grösste Sektor mit einer bunten Mischung aus grossen bis sehr grossen und kleinen, moosigen und schnell trocknenden Steinen - er ist aber auch der problematischste Sektor.
Hier hat sich leider im letzten Jahr gezeigt, welche Auswirkungen das Fehlverhalten einzelner Leute haben kann: Die Wiese wurde trotz hohem Gras wiederholt betreten und deswegen sind nun die Blöcke 1 bis 10 (siehe Buch und App) komplett gesperrt, das hätte echt nicht sein müssen. Künftig ist es wichtig, sich unbedingt an das Verbot zu halten und an allen anderen Wiesenblöcken nur zwischen dem 1. November und 31. März zu klettern.
Die Orientierung im Gebiet ist nicht ganz einfach, dafür ist es hier im Vergleich zum benachbarten Blausee meist sehr ruhig. Vor allem im Frühjahr empfiehlt sich für die Begehung mancher Boulder, wie auch sonst im Kandertal, die Mitnahme einer guten Bürste – das Moos wächst sehr schnell nach.
Hier ein paar ausgewählte lohnende Boulder im Sektor Tierpark:
- Ufo 6a
- Ferne Welten 6a/+
- Heavens's Gate 6a
- Rehaliebe 6a+
- Succollo 6b+
- Versprochen ist versprochen 6c
- Blindes Vertrauen 6c+
- Strada del sole 6c+
- Der eilige Koch 7a
- Wasserspiele 7a
- Trojanisches Pferd 7a/+
- Man lebt nur zweimal 7a+
- Bastelstunde 7b
- Long John Silver 7c
Sektor Googleberg
Auch im Googleberg gibt es wirklich schnell trocknende Steine und die Sonne lässt sich an manchen Stellen länger als in anderen Sektoren geniessen. Leider ist aber der Weg in den Wald von der Fischzucht kommend schon wieder etwas zugewachsen, am besten erfolgt der Zugang also auf der Fahrstrasse am ehemaligen Tierparkgelände entlang und dann über das liebevoll gebaute Weglein nach der Holzerhütte links.
Um zu den absolut freistehenden Blöcken 2 und 3 zu gelangen, die sehr viel Sonne bekommen, gilt aber auch hier das Betretungsverbot der Wiese vom 1. April bis zum 31.Oktober, selbiges gilt für Block 12.
Und hier die Empfehlungen im Sektor Googleberg:
- König Wackelstein 6a
- Flossen hoch 6b
- Lügenbaron 6b+
- Like living in a goldfish bowl 6c
- Mistschleuder 6c
- Güllegülle 6c+
- Der Gang zur Botschaft 6c+
- Schwere Geburt 7a
- Das Visum zum Glück 7a+
- Knautschzone 7a+
- Sibbebeodermeh 7b+
- Atlas 7c/+
Sektor Blausee
Das grösste und mittlerweile zumindest in der Schweiz ziemlich bekannte Gebiet. Hier seid ihr an einem schönen Wochenende sicher nicht allein, an Spitzentagen sollen bis zu 4'000 Personen den Eintritt zum Areal bezahlen. Aber keine Sorge, beim Bouldern bekommt ihr von dem ganzen Rummel und Insta-Hype nichts mit. Trotzdem empfiehlt sich, schon früh und möglichst vor 11 Uhr zu kommen, um die Diskussionen wegen der Parkplatzbelegung zu vermeiden. Oder noch besser: Ihr reist mit dem ÖV an.
Ist der Zugang direkt am Haus des Grundbesitzers entlang gefunden, heisst es, die Hektik hinter sich zu lassen und in die Welt der grossen und kleinen Steine einzutauchen, deren Bänderung hier sehr gut zu sehen ist. Die schwarzen Strukturen bieten vielfältige Griffmöglichkeiten, meist an Leisten. Es gilt aber auch, sie pfleglich zu behandeln, vor allem bei Nässe können sie schnell brechen. Die Qualität des Gesteins und der Boulder ist generell hervorragend und es gibt wirklich für alle etwas zu klettern von 4 – 8b, allein am berühmten Drytoolblock sind es über 20 Linien.
Eine Auswahl an lohnenden Bouldern zu treffen ist äusserst schwierig, es gibt so viele und wirklich gute. Am besten lauft ihr einfach im Gebiet umher und entscheidet dann, was euch gefällt.
Trotzdem, folgend ein paar Empfehlungen in den ersten beiden, am leichtesten erreichbaren Sektoren:
- Gendarm 5
- Zebrakante 5
- Dicke Kante 5+
- Freudentanz 5+
- Grosse Zebrakante 6a
- Rotes Kreuz 6a
- Räuber 6a+
- Turbo-Boost 6a+
- Vidi 6a+
- Nasentraverse 6b
- Untere Kante 6b+
- Heavens Jump 6c
- Schöne Kante 6c
- Schöne Wand 7a
- Sniper 7a
- Veni Vidi Vici 7a
- Banane 7a+
- The Shield 7a+
- Flotte Lotte 7b
- Spannungsabfall 7b
- Unter falscher Flagge 7b
- Myri-prisent 7c
- Sprachworkshop 7c
- Schwarz auf Weiss 7c+
- Ol Frank 8a
Generell gilt für das Bouldern im Kandertal:
- Absolutes Betretungsverbot der Wiesen zwischen dem 1. April und 31. Oktober.
- Kein Feuer machen.
- Keinerlei Abfall hinterlassen.
- sparsame Verwendung von Magnesia und reinigen der Griffe nach dem Bouldern.
- Vergrabt euer «Geschäft».
- Keine Musik und Geschrei im Wald.
- Aktuelle Parkplatzregelung einhalten.
Hier findet ihr weitere Infos:
- vereinbouldernkandertal.ch: News über neue Boulder, Bewertungsanpassungen, Videos und vor allem aktuelle Zugangsinfos.
- bimano.ch: Die App mit Topos aller veröffentlichten Sektoren und guten Zustiegsskizzen.
- Instagram: @vereinbouldernkandertal
- Vorsicht vor dem Führer „Swiss Bloc“ aus dem Gebro-Verlag, es hat einige Fehler und die Infos sind nicht aktuell. Besser ist das Topo „Kander Blocks“, aber leider auch schon 10 Jahre alt – wir werden halt alle nicht jünger.
Sämtliche Fotos stammen von Catherine Attiger.
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