Sonntagsverkauf

Weihnachtsversand

DE | FR | IT
  1. Erlebnis
  2.  > 
  3. Blog

Brione für Einsteiger: Die schönsten Boulder bis 7A

Fabian Reichle, Montag, 15. April 2024

Brione im Tessiner Verzascatal ist ein Boulder-Hotspot für die weltbesten Hardmover. Aber auch Beginner kommen in dem traumhaften Gebiet dank umfangreichem Boulderführer und stetiger Erschliessung auf ihre Kosten. Warum du Brione einen Besuch abstatten solltest und wo du die schönsten Einsteiger-Blöcke findest, erfährst du in diesem Beitrag.

Dolce Vita – aber schweizerisch. Im Tessin gehören zu pittoresken Dörfchen, fantastischem Essen und mediterran angehauchten Wetterbedingungen auch imposante Berge. Und wo Berge sind, da sind auch Boulderfelsen nicht fern, ein El Dorado für Problemlöserinnen und Blockfans. La Dolce Vita Svizzera eben.

Mutmasslich deshalb, weil es einerseits für die Blöcke jahrelang keinen sauberen, gedruckten Führer mit Topos gab und sich andererseits das Image eines Hardmover-Gebiets etablierte, seit Bernd Zangerl und weitere rund um die Jahrtausendwende das Gebiet beackerten.

Während die Spots Cresciano und Chironico längst zu Boulder-Mekkas mit internationaler Strahlkraft gehörten, wirkte Brione im Verzascatal lange wie das kleine Geschwister in der südlichen Schweiz.

Und tatsächlich: Linien wie General Dissaray (8b), Pamplemousse (8a) oder Wie im Urlaub (7c+), dem der Profi und Lokalmatador Giuliano Cameroni zusätzlich einen Sitzstart (8b+) spendiert hat, lassen die Herzen von Boulder-Cracks schneller schlagen.

Cameroni ist übrigens Verantwortlicher und Erstbegeher etlicher weiterer Knaller-Trouten in Brione wie beispielsweise Poison the Well (8c+) oder Kubalik (8b). So oder so: Wer Brione sagt, muss Cameroni sagen. Denn auch Giulianos Vater Claudio hat im Verzascatal seine deutlichen Spuren hinterlassen.

Sechs Gründe, warum du nach Brione fahren musst

 
Hardmover? Grenzen des Möglichen? Brione kann mehr. 2019 erschien der Boulderführer «Verzasca Boulder» – Claudio Cameroni ist einer der Autoren. Schlagartig wurde das Gebiet zugänglicher. Und es wurde offensichtlich, welches Potenzial die dortigen Blöcke bieten. Auch für Beginner. 

Das Buch behandelt 19 Sektoren mit rund 500 Problemen, wobei die Obergrenze weitaus höher liegt, gerade Sektoren wie Pamplemousse bieten weiterhin enormes Potenzial. Nebst den wortwörtlich schweren Brocken bis 8c+ lassen sich im Verzascatal auch etliche Routen im tieferen Bereich finden. Einige Highlights und Felsmaterial zum Herantasten findest du in diesem Beitrag. 

Doch vorneweg: Warum sollte man denn unbedingt nach Brione fahren, wenn die Alternativen im Umland so zahlreich sind? Es gibt triftige Gründe:

  • Das Gestein ist fürs Bouldern gemacht. Gneis hat eine nahezu perfekte Struktur, an der du dich festkrallen kannst, die aber auch auf Reibung einwandfrei funktioniert. Gepaart mit Blockformationen aller Art ergibt sich ein Boulder-Arrangement, das seinesgleichen sucht.

  • Das Verzascatal ist wunderschön. Der allgegenwärtige Fluss ist eine Augenweide, die Wälder sind bezaubernd. Im Tal findest du idyllisch-verschlafene Dörfer, eingebettet in ruhiger Natur, ohne dabei auf Kulinarik, Übernachtungsmöglichkeiten und herzliche Menschen verzichten zu müssen.

  • Brione ist zugänglich. Durch den Gotthard-Basistunnel nach Bellinzona, weiter nach Gordola und mit dem Bus ins Tal. Dieser hält quasi an allen wichtigen Ausgangspunkten zu den Sektoren. Einfacher, schneller und nachhaltiger wirst du selten in ein Bouldergebiet kommen.

  • Das Gebiet ist kompakt. Der entlegenste Sektor ist in maximal 20 Minuten erreichbar, viele der Blöcke kannst du innerhalb zwei bis fünf Minuten erreichen. Oft auf angenehmen Pfaden und manchmal sogar sauber ausgeschildert.

  • Hier wird (fast) das ganze Jahr durch gebouldert. Die perfekte Zeit ist im Frühling sowie im Herbst, aber auch teils im Sommer und Winter ist Brione zugänglich.

  • Es gibt familienfreundliche Sektoren. Gerade die Bereiche Ganne sowie Molonk sind speziell geeignet für Kids. Und was gibt es Schöneres, als den Nachwuchs an den Bouldersport heranzuführen?


Acht Boulder-Probleme, mit denen du im Verzascatal warm wirst

Überzeugt von den Vorzügen des Verzascatals? Dann fehlt es nur noch an einer konkreten Todo-Liste für deinen Ausflug. Die folgende Liste dürfte dir den Einstieg ins Gebiet erleichtern.

1. Idroman (4), Pièe
Wer Plattenklettern mag und vor allem Wasser nicht scheut, ist hier gut aufgehoben. Der markante Block steht quasi im kühlen Nass. Die Route führt über wenige, aber solide Griffe und Tritte gen oben. (Passendes Video auf Youtube ansehen)

2. Sunny Day (5+), Ganne
Kurz, knapp, aber nicht ganz so trivial, wie es den Anschein macht. Hauptaugenmerk liegt auf der Startkante, die mit einem Heelhook Stabilität gewinnt. Aus dieser Position geht es quasi direkt an die Zielkante. Sieht simpel aus, hat aber durchaus seine Tücken – und natürlich auch seinen Reiz.


3. Alla Radice (5+), Ganne
Beste Griffe gepaart mit leichter Traversen-Kletterei an einem zerfurchten Block. Die logische Linie ist besonders für Neulinge bestens geeignet, wenn auch der knackige Schluss etwas Kopfarbeit mit sich bringt. (Passendes Video auf Youtube ansehen)

4. La vie en Rose (6B), Lavertezzo «Ai Poss»
Ein kantiges Stück Stein, gleich daneben das rauschende Wasser der Verzasca. Die Linie führt in Traversenmanier über stufige Abbrüche und führt ab der Hälfte über eine markige Kante. Der Schluss wird dann sogar noch leicht dynamisch. Mit einem kleinen, herzhaften Aufschwung erreicht man das Top. (Passendes Video auf Youtube ansehen)

5. Brione Arête (6B), Pianesc
Mittlerweile ein echter Klassiker. Wie der Name es vermuten lässt, besteht die Linie aus einer Kante – einer wunderschön geschwungenen obendrein. Am Anfang plattig unter den Füssen, mit leichten Slopern für die Hände. Der Schluss dann ganz leicht überhängend mit kantigeren Griffen. Die Krux befindet sich eher im oberen Bereich kurz vor dem Top-Out. Alles in allem eine wunderbar technische Angelegenheit inmitten einer idyllischen Wiesenlandschaft.


6. Extra Lusso (6B+), Molonk
Ab durchs Dach. Dieser kantige, auch farblich interessante Block führt zuerst über zwei Leisten im starken Überhang, bevor es mit einem herzhaften Mantle in den plattigen Restaufstieg geht. Am selben Block führt eine zweite Linie ebenfalls im 6b-Bereich etwas weiter unten durch den Fels. Vom Typ her ähnlich – auch vom Namen her. Extra nennt sich die Variante. (Passendes Video auf Youtube ansehen)

7. Monnalisa (6C), Ganne
Sitzstart, schnurgerade hoch, dazwischen fiese, seitliche Crimps. Eine solide (hohe) Beinarbeit und eine dynamische Körperverlagerung ist der Schlüssel zur erfolgreichen Begehung dieses Problems. Für kraftorientierte Boulderfans eine wunderbare Linie im Sektor Ganne. (Passendes Video auf Youtube ansehen)

8. Oblivion (7A), Brionesque
Hier kommt der erste Vorgeschmack für die härteren Routen. Oblivion hat dafür so ziemlich alles in petto, was das Boulderherz begehrt: Überhang, Sloper, Crimps und Hooks, die mit einiges an Kraft und noch mehr Technik angegangen werden wollen. Dazu kommen dynamische und statische Elemente. Ein echtes Rundum-Wohlfühlpaket. (Passendes Video auf Youtube ansehen)

Wissenswertes zum Bouldergebiet Brione 


Brione selbst ist ein kleines Dorf mitten im Verzascatal, das sich nördlich von Locarno erstreckt. Wie eingangs beschrieben, tust du dir einen Gefallen, mit dem ÖV anzureisen. Falls du dennoch aufs Auto zurückgreifen musst, oder willst, dann beachte bitte, dass du dein Fahrzeug ausschliesslich auf den ausgeschriebenen Parkplätzen hinstellst. Halte dich auch an die (Bezahl-)Regeln und sorge dafür, dass du nicht zu denjenigen gehörst, die im Tessin eine weitere Negativ-Debatte ums Bouldern befeuern. 

Das bedeutet übrigens auch, dass du die Sektoren Vecchio Leone, Sbandiera Bianca sowie Pianesc jeweils vom 31. März bis zum 15. Oktober nicht betrittst. Die dortigen Wiesen werden in dieser Zeit landwirtschaftlich genutzt, Bouldern ist strengstens verboten. 

Die Boulder-Sektoren findest du südlich von Brione. Das gesamte Gebiet ist wie bereits erwähnt relativ kompakt, zu den meisten Blöcken gelangst du zügig und ohne grosse Strapazen.
 

Finde dich zurecht mit dem Führer «Verzasca Boulder» 

Vorbei sind die Zeiten, in denen du im Gebiet umherirren oder dich auf dubiose Zustiegsrouten verlassen musstest, um Blöcke zu finden. Mit dem Boulderführer «Verzasca Boulder» kam 2019 ein umfassendes Gesamtwerk für 19 Sektoren rund um Brione zustande. Auf 160 Seiten werden 500 Probleme beschrieben – dreisprachig und bebildert.

Das handliche Buch findest du bei Bächli Bergsport. Entweder direkt im Onlineshop oder deiner nächsten Filiale (mitunter im Tessin selbst). 

Willst du mehr zum Boulderführer wissen? Infos gibt es in diesem Artikel.

Boulderführer «Verzasca Boulder»

Weitere Beiträge

Verletzungsprävention beim Klettern

Verletzungen gehören leider zum Sport dazu. Doch was sollte man tun, wenn es dazu kommt? Vor einigen Monaten habe ich mir beim Klettern die Schulter verletzt. Wie es dazu kam und und wie man das Verletzungsrisiko beim Klettern reduzieren kann, möchte ich in diesem Beitrag teilen.

Die neusten wissenschaftlichen Kenntnisse zum Thema Fingerkraft

Fingerkraft am Griffbrett trainieren: Für Einsteiger:innen ein Tabu? Welche Methoden des Fingerkrafttrainings es gibt und welche neuen Erkenntnisse es hierzu für Einsteiger:innen gibt, erfährst du in diesem Beitrag.

Bouldern im Tessin oder die schönsten Probleme der Welt

Für die zweite Jubiläumstour anlässlich «50 Jahre Bächli Bergsport» tauschen drei Bächli-Filialleiter die Probleme des Geschäftsalltags gegen Probleme am Fels. Einzige Vorgabe: Gebouldert wird im Kanton der Gastgeberfiliale Contone.

Besser Klettern dank Fingerkrafttraining: Tipps & Übungen

Wenn die Landschaft draussen in Weiss getaucht ist, zieht es viele mit den Skis Richtung Berge – das Klettern beschränkt sich dagegen während der Wintermonate oft auf die Halle. Aber für viele ist das auch die einzige Zeit im Jahr, in der die Hallenbesuche regelmässig sind und nicht durch Outdoor-Sessions unterbrochen werden – der ideale Zeitpunkt also, um einen strukturierten Trainingsplan zu verfolgen.

An den Block, fertig, los – Bouldertipps für Anfänger (und Wiedereinsteiger)

Wo die einen nur graue Steinbrocken sehen, sehen andere einen grossen Spielplatz – Boulder in der freien Natur kommen in allen Grössen und Formen vor und sehen oft erstmal unspektakulär aus. Was die Faszination dieser Sportart ausmacht, wie man am besten beginnt und welche Gebiete sich ideal für Anfänger wie auch Fortgeschrittene eignen, zeigen wir dir in diesem Blogbeitrag.

Bouldern: Tourentipp im Universum von Kandersteg

Auf den ersten Blick fallen diese Felsblöcke nicht gerade auf, wenn mit dem Zug von Bern nach Kandersteg fährt. Der Blick schweift eher nach links zu den Gipfeln der Blüemlisalp. Studiert man die Landeskarte erkennt man aber viele versteckte Felsbrocken, welche mehrheitlich im Wald verstreut auf einer Art Balkon ca. 100 Höhenmeter oberhalb der Bahnlinie «Uf der Höh» liegen.

Die vier schönsten Deep Water Soloing Spots der Schweiz

Bei Deep Water Soloing denkt wohl jeder zuerst ans Psicobloc-Mekka Mallorca. Doch auch in der Schweiz lässt sich diese Spielart des Kletterns praktizieren. In diesem Artikel zeigen wir euch die besten helvetischen DWS-Spots.

Bouldern im Sommer: 5 hochalpine Bouldergebiete

Während der heissen Sommermonate ist Bouldern in tieferen Lagen kaum mehr möglich. Dann heisst es rauf auf die Pässe. Wir zeigen dir fünf hochalpine Bouldergebiete in der Schweiz, in denen du im Hochsommer sehr gute Bedingungen fürs Bouldern antreffen wirst.

Passende Inhalte

Kommentare

Zu diesem Beitrag sind noch keine Kommentare vorhanden.

Kommentar schreiben