Mit etwas Übung lassen sich Keile und Co. problemlos platzieren. In den Kletterführern wird bei Touren, welche mobile Sicherungen benötigen, dies auch entsprechend erwähnt. Als Erstausstattung für Einsteiger eignet sich am besten ein Set Keile und dazu zwei, drei Klemmgeräte mittlerer Grössen. Ein Keil, der so platziert wurde, dass er dem Kletterer ein gutes Gefühl vermittelt, wird ziemlich sicher auch entsprechend gut halten. Bei Klemmgeräten gibt es einiges mehr zu beachten, damit diese ihrem Zweck zuverlässig nachkommen. Ein Set Keile gehört daher, trotz der Fülle verschiedener Typen an mobilen Zwischensicherungen, zur Standardausrüstung beim alpinen Klettern.
Typologie Klemmkeile
Die Klassiker unter den mobilen Zwischensicherungen. Sie lassen sich vielseitig platzieren und sind in verschiedenen Grössen erhältlich. Zur besseren Übersicht macht es Sinn, wenn die einzelnen Grössen mit verschiedenen Farben gekennzeichnet sind. Klemmkeile haben meist eine konvex und eine konkav geformte Seite. Diese Form hat sich als zuverlässig und gut zu platzieren erwiesen. Grössere Klemmkeile haben aus Gewichtsgründen ein Loch und sind ausreichend stark, um einen Sturz aufzufangen. Kleinere Klemmkeile sind teilweise nur geeignet um einen leichten Ausrutscher aufzufangen. Die Festigkeit von Klemmkeilen wird in kN angegeben. Klemmkeile gehen mit dem Felsen einen Formschluss ein und können so einen Sturz aufhalten. Bei der Platzierung muss darauf geachtet werden, dass der Klemmkeil mit mindestens drei Punkten aufliegt und dass der Fels massiv ist. Zum Entfernen von Klemmkeilen ist ein Nut Tool, auch als Nut Key oder umgangssprachlich als Grübler bezeichnet, unverzichtbar. Keile lassen sich am besten wieder lösen, indem man sich überlegt, wie der Keil gelegt wurde und ihn dann in umgekehrter Reihenfolge entfernt.
Klemmgeräte
Bei Klemmgeräten ist im Gegensatz zu den Klemmkeilen kein Formschluss nötig. Klemmgeräte verfügen über einen Federmechanismus, der es gestattet, das Gerät an geeigneten Stellen im Fels, wie z.B. Rissen, zu platzieren. Das Funktionsprinzip beruht darauf, dass die Krafteinwirkung bei einem Sturz über den Steg und einen Umlenkmechanismus als Anpressdruck auf den Fels übertragen wird. Je grösser die Krafteinwirkung auf den Steg ist, desto grösser wird also der Anpressdruck und damit die Reibung, welches das Klemmgerät im Riss an Ort und Stelle hält. Eine Wichtige Rolle spielen dabei die Klemmbacken. Diese besitzen die Form einer sogenannten logarithmischen Spirale. Sie ermöglicht, egal wie stark der Federmechanismus betätigt wird, der Anpresswinkel zum Felsen exakt gleich gross bleibt. Dies ist entscheidend für die optimale Reibung des Klemmgerätes am Felsen.
Die ersten Klemmgeräte verkaufte die Firma Wild Country. Sie trugen den Namen „Friends“. Ein weiteres sehr beliebtes Klemmgerät produziert die Firma Black Diamond unter dem Namen „Camalots“. Die Namen „Friends“ und „Cams“ stehen umgangssprachlich als Bezeichnung für alle Klemmgeräte. Die „Camalots“ waren die ersten Klemmgeräte mit zwei Achsen. Durch zwei Achsen erreicht ein Klemmgerät einen grösseren Klemmbereich als ein Gerät mit nur einer Achse.
Beim Legen von Klemmgeräten muss darauf geachtet werden, dass die Belastungsrichtung bei einem Sturz und die Ausrichtung des Steges übereinstimmen. Der Felsen sollte möglichst sauber sein, also ohne Sand/ Flechten etc. und auch möglichst massiv. Ideal sind vertikale Risse mit parallelen Wänden. Horizontale Risse ermöglichen auch zuverlässige Positionierungen, sind aber im Falle eines Sturzes eine grosse Belastung für den Steg des Klemmgerätes.
Bei der Wahl der Grösse des Klemmgerätes muss darauf geachtet werden, dass die Klemmbacken nicht vollständig geöffnet, beziehungsweise nicht vollständig zusammengezogen sind. So wird sichergestellt, dass das Gerät möglichst zuverlässig im Riss positioniert ist. Frühere Geräte konnten in komplett geöffneten Zustand keinen Sturz halten. Man sagte, dass man sie nicht „als Schirm“ verwenden darf. Moderne Geräte sind so konstruiert, dass sich auch mit komplett geöffneten Backen ausreichend stark sind. Das ist zum Beispiel in Rissen wichtig, die nach hinten breiter werden.
Wenn ein Klemmgerät den Bewegungen des Seiles ausgesetzt ist, beginnt es abhängig vom Riss mehr oder weniger stark zu wandern. Es bewegt sich also im Riss aufgrund der Seilbewegung und wandert so aus der gewählten Position heraus. Beim Platzieren des Gerätes also gegebenenfalls eine lange Expressschlinge verwenden, um die Übertragung der Seilbewegung auf das Klemmgerät zu minimieren. Bei Klemmgeräten, die in einem Riss weit nach hinten gewandert sind, lässt sich der Federmechanismus am besten mit der Hilfe eines Grüblers lösen.
Faustregel: Setzen von einem platzierten Friend ca. 90>-135 Handhabung
Sliders
Als „Sliders“ bezeichnet man eine Variation des Klemmkeiles: eine Mischung zwischen Klemmkeil und Klemmgerät. Verbreitet ist der Ball Nut von Camp. Beim Ball Nut wird eine Kalotte (Teil einer Kugel) in einem kegelförmigen Keil geführt. Die Kalotte lässt sich durch einen Federmechanismus verschieben und so an die Breite eines Risses anpassen. Im Fels halten sie, wie auch die Klemmkeile, aufgrund von Formschluss. Ball Nuts sind geeignet für sehr schmale und auch wenig tiefe Risse. Somit sind sie die ideale Ergänzung zu Klemmgeräten. Beachtenswert ist, dass selbst die kleinsten Ball Nuts, noch einer hohen Belastung standhalten.
Schlaghaken
Schlaghaken oder auch Normalhaken werden mit einem Hammer in Felsspalten getrieben. Abhängig von der Gesteinsart und der Breite des Risses werden Schlaghaken aus härterem oder weicherem Stahl und in verschiedenen Längen und Dicken eingesetzt. Beim Einschlagen eines Schlaghakens gilt die Faustregel, dass der Haken während dem Eintreiben des letzten Drittels „singen“ soll. Das bedeutet, dass der Haken einen hohen Formschluss mit dem Felsen eingeht und dadurch bei jedem Hammerschlag ähnlich klingt wie eine Stimmgabel. Schlaghaken halten im Fels aufgrund von Formschluss und der Position der Öse für den Karabiner. Diese ist so konstruiert, dass ein Drehmoment den Haken im Felsen verklemmt, wenn der Haken belastet wird. Ein gut platzierter Schlaghaken hält so zuverlässig wie ein Bohrhaken. Auf einer alpinen Klettertour lässt sich die Qualität eines Felshakens (damit ist gemeint, wie gut der Felshaken bei einem Sturz halten würde) am einfachsten durch einen Schlag mit einem Hammer überprüfen. Sitzt der Haken fest in stabilem Fels und „singt“ er sogar, wird er einen Sturz wohl halten. Da die wenigsten beim Klettern einen Hammer zur Hand haben, muss es aber oft reichen, dass man einen Schlaghaken kritisch begutachtet. Im Zweifelsfall sollte eine weitere mobile Sicherung gelegt werden.
Neben den obenerwähnten Typen mobiler Sicherungen, gibt es noch eine Fülle weiterer. Zum Beispiel die Hexentrics oder die Tricams und viele mehr. Eine gute Übersicht über alle Arten und ein fundiertes, praxisorientiertes Wissen für alle Kletterer, liefert das Buch „Hexen und Exen“ von Gerald Krug, (erschienen im Geoquest Verlag). Dieses Buch ist ein absolutes Muss für Einsteiger bis zum Profi. Sehr schöne Führerliteratur für alle Fans von Routen ohne Bohrhaken, gibt es für die Schweiz unter dem Titel Keepwild!climbs, erschienen im Panico Alpinverlag.
Bei Haken mit Plättchen muss man auf die Kombination des Materials achten. Es dürfen keine unterschiedlichen Metallarten miteinander verbaut werden. Die Folge kann ein ausserordentlich schneller Festigkeitsverlust und Korrosion sein. Wenn diese am Haken vorliegt, ist sie von aussen nicht zu erkennen!
Hintergrund
Die Belastungsgrenze von mobilen Sicherungen wird in Kilonewton (kN) angegeben. Von der UIAA wird eine Mindestbelastung vorgeschrieben. Heutige Klemmgeräte übertreffen die Mindestanforderung von 5 kN für Klemmgeräte bei weitem. Ein Kilonewton entspricht in etwa einer Belastung von 100 kg. Abhängig von der Anziehungskraft, benötigt es mehr oder weniger Gewicht beziehungsweise Bewegungsenergie, um eine Kraft von 1 kN aufzubringen. Auf der Erde mit einer Anziehungskraft/Gravitation von etwa 9.81 m/s2, entspricht 1 kN also in etwa 100 kg. In der Arbeitssicherheit wird die Belastungsgrenze eines Menschen mit 6 kN angenommen. Das heisst, dass ein gesunder, trainierter Erwachsener einer Belastung von 6 kN in einem Klettergurt standhalten kann, ohne dass bleibende Schäden zu erwarten sind. Auf dieser Grundlage werden zum Beispiel die Falldämpfer für Höhenarbeiter konstruiert. Beim Klettern mit einem Kletterseil kommt es bei einem Sturz auch zu erheblichen Belastungen für Mensch und Material. Im Folgenden, passend zum Thema Felssicherung, daher einige Überlegungen zu der Kraft, welche bei einem Sturz auf die Zwischensicherung beziehungsweise Umlenkung erfolgt.
Die Kraft, die der Sichernde bei einem Sturz halten muss, setzt sich wie folgt zusammen: Sturzzug = Fangstoss - Reibung. Der Sichernde spürt selbst nur einen Teil der auftretenden Belastung auf das Material. Dynamisches Sichern reduziert den Sturzzug und damit die Belastung auf die Umlenkung und auch den Fangstoss.
Sturzzug
Als Mass für die Härte des Fangstoss wird der Sturzfaktor (f) verwendet:
Sturzfaktor f = Sturzhöhe / ausgegebenes Seil (zwischen 0 und 2).
Der Sichernde spürt selbst nur einen Teil der auftretenden Belastung auf das Material. Dynamisches Sichern reduziert den Sturzzug und damit die Belastung auf die Umlenkung und auch den Fangstoss.
Berechnung des Sturzfaktors f
Typisch beim Sportklettern ist ein Sturzfaktor von etwa 0.3 (z.B. 1.8 Meter Sturzhöhe bei 6 Meter ausgegebenem Seil). Eine hohe Seilreibung reduziert die abfedernde Wirkung des Seiles und erhöhte damit die Belastung auf die Umlenkung.
Die Kraft, die auf die Umlenkung einwirkt, setzt sich zusammen aus:
Belastung auf die Umlenkung
Umlenkungsbelastung = Fangstoss + Sturzzug
Die Kraft, die beim Sichern wahrgenommen wird, ist deutlich kleiner als die Belastung auf die Umlenkung. Auf die Umlenkung wirkt die Kraft „doppelt“. Sturzzug Berechnung des Sturzfaktors f Belastung auf die Umlenkung
Als Konsequenz sollte man beim alpinen Klettern…
- die Seilführung so wählen, dass möglichst wenig Reibung auftritt. (z.B. durch lange Schlingen)
- den Vorsteiger am Körper sichern. Der Kletterer muss hierfür das Handling der Sicherung 100% beherrschen. Das sollte beim alpinen Klettern aber selbstverständlich sein.
- die Stände genügend stabil einrichten.
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