Eine Skihochtour unterscheidet sich von der klassischen Skitour, dass sie über vergletschertes Gelände führt – das nun mal erst in höheren Lagen vorkommt, also ab ungefähr 2600 Metern über Meer in dauerhaft kalten Regionen. Daher die entsprechende Bezeichnung. Ebenfalls typisch für Skihochtouren ist die Gipfelbesteigung über steile oder ausgesetzte Passagen. Das ist jedoch kein Alleinstellungsmerkmal, denn auch reguläre Skitouren können technisch schwierige Aufstiege beinhalten. Nichtsdestotrotz gehören Steigeisen, Anseil-Ausrüstung und Pickel zum Standardequipment einer Skihochtour.
Das Thema Eis ist eine wichtige Komponente. Nicht nur wegen Gletschern, sondern generell wird auf Skihochtouren oft auf gefrorenem Untergrund aufgestiegen. Die Parallelen sind auch hier den Sommer-Hochtouren eigen, denn wer zur Skihochtour ansetzt, ist meistens im Frühling unterwegs und nutzt die Gunst der kalten Morgenstunden für speditives Vorwärtskommen. Die Ausrutsch- und nicht zuletzt Absturzgefahr ist erhöht, darum ist das Gehen am Seil unabdingbar.
Auf einer Skihochtour wird auf Gletschern zwingend in der Seilschaft gegangen, wenn:
- Neuschnee auf dem Gletscher liegt.
- Der Gletscher schlecht verschneit ist respektive die Gruppe sich nicht sicher oder einig wird.
- Die Sicht durch Nebel, diffuses Licht oder Ähnliches getrübt ist.
- Sich die Schneeoberfläche stark erwärmt hat. Achtung, nicht nur die Sonne wärmt, sondern auch Föhn-Winde.
Wer sich zu Fuss oder mit Schneeschuhen auf einen Gletscher begibt, ist prinzipiell immer auf verschneiten Gletschern angeseilt. So oder so tragen alle Gruppenmitglieder permanent ihren Tourengurt. Das erleichtert eine allfällige Rettung und beschleunigt das Anseilen im Zweifelsfall.
Angeseilt wird stets mit einem Achterknoten am Seilende sowie Schraubkarabiner oder Ankerstich in der Seilmitte. Idealerweise eignet sich dafür ein Einfachseil, da dieses auch bei Stürzen in Kletterpartien genug belastbar ist (vorausgesetzt, es wird nicht mit Schraubkarabinern angeseilt). Wer eine Rücklaufsicherung verwendet, erleichtert im Notfall die Spaltenrettung enorm. Eine Übersicht zur Skihochtouren-Ausrüstung gibt es hier.
Abgesehen von Gletschern gilt es auf Skihochtouren, wie bereits erwähnt, vermehrt steile Passagen zu begehen. Denkt daran, dass diese nicht nur im Auf-, sondern auch im Abstieg vorkommen können. Nebst der Seilsicherung und dem Setzen von mobilen Sicherungen – auch Eisschrauben, ist auch eine fundierte Abseiltechnik vonnöten. In steilen Passagen muss zudem der Wechsel von Steigeisen auf die Ski geübt sein.
Die Höhe bringt nicht nur topografische Gefahren mit sich, sondern auch dünne Luft. Die Höhenkrankheit darf nicht unterschätzt werden – bei Anzeichen hilft nur noch der Abstieg. Ein tiefgründiges Portrait über Symptome, Behandlung und Vorbeugung gibt es auf unserem Blog. Wer sich langsam aber stetig via Hütten akklimatisieren kann, ist auf der sichereren Seite. Es ist aber natürlich klar, dass dies bei Tagesausflügen nicht möglich ist. Mit rasantem Höhengewinn beispielsweise durch Seilbahnen wird der Effekt des Sauerstoffmangels nochmals verstärkt. Eine wichtige Prophylaxe ist Trinken. Vor dem Start eineinhalb Liter Wasser helfen, den Körper wortwörtlich auf Touren zu bringen.
Skihochtouren sind in der Regel ernstzunehmende, hochalpine Unternehmen mit reellen Gefahren, die sich zu denjenigen einer Standard-Skitour addieren. Nebst der detaillierten Tourenplanung, Lawinenrettungs-Knowhow und versierter Aufstiegs- sowie Abfahrtstechnik gesellen sich noch mehr Planung, noch mehr Knowhow und noch mehr Technik. Wer sich jedoch langsam an die Thematik herantastet, wird unvergessliche Tage in wilden Alpinwelten erleben.
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