Das Wetter ist bescheiden und meine Arbeitskollegen haben keine Zeit. So frage ich meinen Vater, der auch schon auf so manchen Skitouren war. Konditionell übertreiben wollen wir es nicht und auf eine lange Anfahrt haben wir auch keine Lust. Darum entscheiden wir uns für den Hochgescheid im Schwarzwald, von Präg aus über das Tiermättle. Ob das so gescheid, äh gescheit ist, wird sich noch zeigen. Denn die Tour wird selten begangen.
Einfache Anfahrt
Wir starten vom Rathaus direkt im Oberdorf von Präg. Sowohl die Bushaltestelle als auch Parkplätze finden sich gleich neben dem Rathaus. Die ersten paar Meter geht es noch mit geschulterten Skiern, dem Wanderweg folgend in Richtung Herrenschwand, bis zu einem Fahrverbotsschild. Dann die Skier in den Schnee, die Schuhe in die Bindung, Stöcke in die Hand und die Felle über das weisse Wunder gleiten lassen. Ja, so muss das sein. Bei der ersten Möglichkeit überqueren wir den Eulenbach und steigen immer in Richtung einer Hütte auf. Das Gelände verspricht eine schöne Abfahrt: Wechselndes Gefälle, sanfte Hügel und eine Kuhweide unter der Schneedecke.
Das waren noch Zeiten
An der Hütte beim "Kuhweidfelsen" angekommen machen wir eine kurze Verschnaufpause. Von einer Infotafel lassen wir uns in die Eiszeit zurückversetzen, als sich eine Konfluenz, also ein Zusammenfluss von sechs Gletscherströmen, ins Wiesental vorschob - die wohl mächtigsten Eismassen, welche der Schwarzwald jemals ertragen musste. Sehnsucht nach vergangenen Zeiten mit schneereicheren Wintern macht sich in mir breit.
Friedliche Winteridylle
Wir schwingen unsere Rucksäcke wieder auf die Rücken und gehen weiter im Hier und Jetzt. Es erwarten uns offene Hänge und verspieltes Gelände. Wer das Weite sucht, ist hier richtig. Jeder anfängliche Zweifel ist verflogen. Wir steigen weiter auf, bis der Bügellift von Herrenschwand in unser Sichtfeld rückt. Parallel zum Lift geht’s nun bis kurz unterhalb des Gipfels. Die Stimmung ist wunderbar friedlich. Wer sich nach Herrenschwand zum Skifahren verirrt, scheint das sanfte Vergnügen zu suchen, fernab von Trubel und Superlativen. Auf einer Bank kurz oberhalb der Bergstation machen wir Rast. Wir geniessen die entspannte Stimmung und lassen die Zeit vergehen.
Purer Fahrgenuss
Schliesslich treten wir die Abfahrt an. Einige Höhenmeter über die flache Piste, dann die ersten Schwünge abseits der Piste im freien Gelände. Was für ein Genuss! Es folgt der erste steile Hang mit nach untenhin auslaufenden Hügeln. Der Wahnsinn! Im unteren Teil herrschen dann ein wenig bescheidene Bedingungen, welche uns aber die Freude nicht mehr verderben können. Nach 460 Höhenmeter purem Skispass treten wir den Heimweg an. Wie sich herausgestellt hat, war der Hochgescheid eine hochgescheite Entscheidung.
***
"Schneebrief" (Steckbrief)
- Talort: Präg
- Höhenmeter: 460 m
- Strecke: 5,4 km (gesamt)
- Exposition: N bis SO
- Höchster Punkt: 1175 m.ü.M.
- Steilheit: bis 20°
- First Line: *** (damit meine ich die Wahrscheinlichkeit, dass hier noch niemand vor dir runtergefahren ist; * = gering, ** = mässig, *** = hoch)
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