Ein wenig Glück muss manchmal sein. Im August trafen sich rund 15 Mitarbeitende von Bächli Bergsport im Naturpark Beverin, um innert dreier Tage neue Wanderwege anzulegen. Während des aktuellen Sommers war die Gefahr durchaus realistisch, an wenigstens einem dieser Tage triefend nass zu werden. Das positive, wettertechnische Fazit war jedoch durchgehender Sonnenschein. Aber alles der Reihe nach – was haben Angestellte eines Bergsport-Detailhändlers eigentlich mit dem Bau von Wander-Pfaden und Moorflächen zu tun?
Die Antwort liegt einerseits auf der Hand, schliesslich hat Bächli Bergsport einen direkten, logischen Bezug zu Wanderwegen. Andererseits steckt wesentlich mehr dahinter als eine blosse Beschäftigung mit der Materie, für die wir tagtäglich leben und arbeiten. Das fängt mit dem Naturpark Beverin, der Destination unserer Bautruppe, an. Rund um den namengebenden Gipfel des Piz Beverins erstrecken sich vier Täler von kulturhistorischer und natürlicher Bedeutung. Unser erklärtes Ziel lag dabei auf 2'386 Meter über Meer: Der Lai Grand. Auf einer Hochebene befindet sich dieser idyllisch gelegene See, etwas weiter liegt sein kleineres Pendant: Der Lai Pintg. Umgeben von saftig-grünen Wiesen und Steinblöcken, die typisch für die brüchigen, umliegenden Kalkberge sind. Erst auf den zweiten Blick wird klar, dass sich hier eine wertvolle Moorfläche von nationaler Bedeutung an die Seen schmiegt. Und erst auf den dritten Blick erkennt man, dass die angelegten Wanderwege direkt durch diese sensiblen Ökosysteme führen. Das wollen wir ändern.
Wissenschaftliche Begleitung
Unsere Vorhaben: Die neuen Wanderwege sollen die Moorfläche umgehen, ohne dabei attraktivlos zu werden. Eine natürliche, sichere und nachhaltige Linienführung ist elementar. Dafür haben wir uns professionelle Hilfe mit ins Boot geholt. Unterstützt und begleitet werden wir von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften Forschungsgruppe Umweltplanung (ZHAW) und von Mitarbeitenden des Naturpark Beverin selbst. So wird unser Projekt nicht nur in wanderbautechnischer Hinsicht geleitet, sondern wir erhalten auch wichtige Informationen über die Funktion fragiler Moore. Einen detaillierten Einblick in die Merkmale und Aspekte von eben diesen gewähren wir übrigens auf unserem Blog in einem gesonderten Artikel.
Die ZHAW selbst sieht in der Zusammenarbeit die Vorteile der Wissensvermittlung. Martin Wyttenbach, Leiter der Forschungsgruppe Umweltplanung, dazu: «Der Nutzen von der Zusammenarbeit mit Bächli Bergsport liegt in der Weitergabe von Fachwissen. Durch die Sensibilisierung von Mitarbeitenden an Schlüsselpositionen – beispielsweise dem Verkaufspersonal – kann das Thema Naturschutz an Kunden weitergegeben werden».
Der Einsatz im Naturpark Beverin ist der erste seiner Art, weitere werden folgen. Das Projekt kam im Rahmen des neu ins Leben gerufenen Biodiversitäts-Fonds von Bächli Bergsport zustande. Ziel des Fonds ist der direkte, aktive Umweltschutz und das Ermöglichen eines naturnahen Bergsports – stets mit Bedacht auf langfristige Resultate und nachhaltige Einsätze, ausgeführt durch die tatkräftige Unterstützung unserer Mitarbeitenden. «Mit dem Biodiversitäts-Fonds wollen wir einen naturnahen Bergsport fördern, denn der Konflikt zwischen Schutz und Nutz der Natur ist präsent. Mit Einbezug aller relevanten Interessensgruppen wollen wir relevante Lösungsansätze finden. Natürlich ist und bleibt unsere Hauptaufgabe unser Kerngeschäft mit unseren 13 Filialen», so Josua Lay, CSR Manager bei Bächli Bergsport.
Mit theoretischem Wissen und praktischem Baumaterial zogen wir alsbald von unserer Unterkunft, der Alp Nurdagn, in die Höhe zur Seen- und Moorlandschaft. Ersteres war unabdingbar, damit wir alle die Idee hinter unserem Vorhaben verstanden und uns verinnerlichen konnten, wie und warum wir neue Wanderwege anlegen sollten. Letzteres erwies sich ebenfalls als absolut notwendig, denn der Wegbau in den Bergen ist intensiv.
Kraftakt
Ein Teilstück soll den Lai Grand in Richtung Farcletta digl Lai Grand umgehen. Hier wird ein bestehender Weg quasi versetzt. Das andere Stück soll die Route vom Joch des Cufercalhorns runter zum Lai Pintg entschärfen und abkürzen. Diese komplett neue Streckenführung leitet Wanderer durch ein Geröllfeld. Das bedeutet, Pfade in die Wiese schaufeln, Bachbeete mit Steintritten begehbar machen, hierdurch auch Feuchtgebiete schützen und Löcher in der Steinwüste füllen. Schritt für Schritt und Stein um Stein entstehen so zwei neue Wanderwege. Die Krux dabei: Das Ganze so sicher und logisch wie möglich gestalten, ohne dabei die Natürlichkeit von Bergwanderwegen zu vernachlässigen. Wir wollen schliesslich keine kinderwagentauglichen Strassen bauen.
Das eingangs erwähnte Wetterglück und die Motivation aller Teilnehmenden lässt uns speditiv vorankommen, sodass wir nach dem zweiten Tag bereits auf ein vollbrachtes Werk zurückblicken können. Zumindest fast. Nun fehlt noch der Feinschliff. Als Kür nach der Pflicht folgt die nicht minder wichtige Signalisation. Weiss-rot-weiss werden die Wege markiert. Und als finale Zugabe errichten wir direkt am südlichen Ufer des Lai Grand einen kleinen Rastplatz – Trockenmauer, Picknicktisch sowie Steinmännchen inklusive. Dies damit die Bergsporttreibenden bewusst an einen gesicherten Ort geführt werden, anstatt dass sie ihre Rast irgendwo im sensiblen Naturraum abhalten.
Sinnvolles Resultat
Der Dank folgt indes direkt durch vorbeiziehende Wanderer. Einerseits, weil die neuen Routen bereits auf Swisstopo eingezeichnet sind, andererseits, weil gerade der Rastplatz tatsächlich zum gemütlichen Verweilen einzuladen scheint. Die positiven Rückmeldungen wissen wir jedoch auch in Hinblick auf die entlastete Moorflächenlandschaft zu schätzen. Die neue Wegführung mag unwissenden Wanderern als schönes Teilstück ihrer Tour in Erinnerung bleiben, wobei sie indirekt dazu beigetragen haben, dass sich die Moore rund um die beiden Bergseen erholen können, weil sie nicht mehr betreten werden.
Mit der Erkenntnis, etwas Gutes und Langlebiges getan zu haben, verabschieden wir uns nach drei intensiven und nicht zuletzt lehrreichen Tagen vom Naturpark Beverin. Unsere Bergwelt ist voller versteckter Wunder und unscheinbarer Ökosysteme, auf die wir Acht geben müssen. Das wurde uns bewusst, weil wir uns in den Mikrokosmos von Mooren begaben, dessen Wert in erster Instanz gar nicht wirklich wahrgenommen wird. Es stimmt uns positiv, dass mit vermeintlich wenig Arbeit und Aufklärung viel in der natürlichen Alpinwelt bewegt werden kann. Mit diesem Gefühl wollen wir weiter für den Bächli Bergsport Biodiversitäts-Fonds tätig sein.
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