Wer Nachhaltigkeit googelt und durch die Bildresultate scrollt, sieht vor allem eines: Ganz viel grüne Farbe und auffallend viele Hände, die irgendwelche Pflanzen halten. Wer sich mit der Thematik auseinandersetzt, merkt schnell, wie oberflächlich solche Darstellungen sind. Andererseits ist das Verständnis über den Begriff gerade bei Laien äusserst schwammig – und das soll definitiv keine Kritik sein. Jedoch ist dieser als solches ein enorm breit gefächerter Begriff, der darüber hinaus oft missinterpretiert wird. So ist denn auch nachhaltiger Bergsport komplexer, als in erster Instanz angenommen. Klar, der Verzicht auf den Plastiksack beim Einkauf und die Anreise in die Berge via ÖV tragen dazu bei, den ökologischen Fussabdruck zu verringern, aber eben nur zu einem gewissen Teil. Als Detailhändler beschäftigen wir uns hauptsächlich mit dem Konsum von Bergsportprodukten, deren Nutzung bis hin zur Entsorgung und Wiederverwertung. Dazu ein Ausflug in den Lebenszyklus eben dieser Produkte.
Erstens: Der Kauf
Bevor wir ins Detail gehen, müssen wir erst einmal verstehen, was der Begriff bedeutet und wie sich dieser zusammensetzt: Ökologie, Soziales und Gesellschaft sowie Ökonomie bilden die drei wichtigsten Säulen. Es steckt also etwas mehr dahinter als zwei Hände, die ein Pflänzchen halten.
Im Kontext von Bergsportausrüstung ist vor allem die soziale und ökologische Umwelt betroffen. Nehmen wir das Beispiel einer Jacke: Für diese müssen Basismaterialien aus Rohstoffen hergestellt werden. Vom Stoff bis zum Reissverschluss kommt da einiges zusammen. Je nach dem steckt ordentlich Hightech in der Jacke – Stichwort Wetterschutzmembran. Bis die Jacke überhaupt erst zusammengenäht werden kann, ist die Lieferkette bereits beachtlich lang. Der wichtigste Faktor hierbei: Wie wird mit all den Ressourcen umgegangen? Sind erwähnte Lieferketten transparent? Wie geht der Abbau von Rohstoffen vonstatten? Wie sauber werden Textilien gefärbt? Die Liste ist lang.
Darüber hinaus steht die Frage im Raum, wie hergestellt wird. Der Faktor Mensch wird im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit zum relevanten Thema. Ausbeuterische Arbeitsbedingungen, schlechte Löhne und vieles mehr sind leider Probleme, die auch heute noch in der Herstellung von Produkten in manchen Teilen der Welt gang und gäbe sind. Davon ist auch der Bergsport-Bereich nicht ausgeschlossen.
Als Konsument*in ist es quasi ein Ding der Unmöglichkeit, auf eigene Faust zu prüfen, ob ein Produkt tatsächlich umwelt- und sozialverträglich hergestellt wurde. Daher arbeiten viele unserer Hersteller mit anerkannten Prüfstellen, die Labels vergeben, oder haben einen internen verpflichtenden Verhaltenskodex mit den Produzenten vereinbart. So gibt es beispielsweise bluesign, die eine verantwortungsvolle Textilverarbeitung garantieren oder TerraCare, die sich mit nachhaltiger Lederverarbeitung beschäftigen. Eine Übersicht von Standards, Zertifizierungen und Labels gibt es auf unserer Website oder als neutrale, kritische Auseinandersetzung auf labelinfo.ch. Wichtig dabei ist zu verstehen, dass diese Labels als Orientierung dienen. Sie können nicht alle Facetten der Lieferkette beleuchten. Aber sie geben beim Kauf eine Gewissheit, dass ein Produkt nach allen möglichen Bestreben so verantwortlich wie möglich hergestellt wurde. Wir sind uns der Komplexität der Labelvergabe bewusst, daher haben wir für euch nach zusammenfassenden Kriterien - umweltschonenderen, sozial- und tiergerechten Herstellungsprozessen - Produkte aus unserem Sortiment zusammengestellt. Diese findet ihr in unserem Onlineshop.
Nebst den Labels kann auch generell auf umweltverträgliche Rohmaterialien geachtet werden. Biobaumwolle, recyceltes Polyester, Kunst- anstatt Daunenfasern – nur um einige Beispiele zu nennen. Wobei auch hier die Grauzone gross ist. So sind Daunen nicht per se schlecht, es kommt letzten Endes auf die Tierhaltung drauf an. Apropos Daunen, diese haben wir in einem gesonderten Artikel explizit beleuchtet.
Ein wichtiger Punkt ist zudem die Überlegung, für welchen Einsatz Ausrüstung angeschafft werden soll. Blindlings Material kaufen, das für die eigenen Ansprüche nicht geeignet oder gar unnütz ist, ist grundsätzlich nicht zielführend. Gerade für den Bergsport ist es sinnvoll, auf «Allrounder» zu setzen. Wer im Sommer auf Hochtouren unterwegs ist und im Winter Skitouren macht, ist allenfalls mit einem einzigen Rucksack bestens ausgerüstet.
Sowieso gilt das Prinzip: Qualität und Reparierbarkeit erhöhen die Lebensdauer eines Produktes. Wer hier initial mehr investiert, ist nachhaltiger unterwegs und schont langfristig das Portemonnaie.
Labels, Hersteller, Reparierbarkeit, Produktetypen – verständlich, wer vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht. In diesem Fall helfen unsere Berater*innen gerne weiter, sogar speditiv und unkompliziert mit einem buchbaren Beratungstermin. Und wer sich trotz Beratung noch immer nicht sicher ist, kann auf unser Mietmaterial zurückgreifen.
Zweitens: Die Nutzung
Die Ausrüstung ist komplett, nun soll sie benutzt werden. Dabei gilt der Grundsatz: Wenn Rohstoffe unter strengen Kriterien bezogen wurden, dann ist ein Produkt umso umweltfreundlicher, je länger es im Einsatz steht. Eigentlich simpel. Um ein Produkteleben möglichst auszureizen, ist Sorgfalt und Pflege essenziell.
Fachgerechte Einlagerung und entfernen von Schmutz sind dabei lediglich der Anfang – und trotzdem ist eine wortwörtlich saubere Pflege kein Hexenwerk. Mit dem nötigen Knowhow und einigen passenden Utensilien wie beispielsweise speziellen Reinigungsmitteln, kann vom Touren-Ski über Leder-Wanderschuhe bis zur Goretex-Jacke und dem Daunenschlafsack fast alles in Schuss gehalten werden. Eine praktische Übersicht zu allen möglichen Ausrüstungsgegenständen gibt es auf unserer Website.
Bergsportequipment ist mitunter intensiver Belastung ausgesetzt. Materialschäden gehören dazu. Wo gehobelt wird, fallen Späne, damit muss man sich arrangieren. Je klarer man sich von Beginn weg wird, dass die komplette Ausrüstung, die man im alpinen Gelände auf oder an sich trägt, funktioneller Natur ist, wird auch schneller über Defekte hinwegsehen können. Ein Riss in der Hose? Kein Problem, solange er nicht droht, grösser zu werden. Schrammen an den Schuhen? Gehört dazu. Dreckflecken am Rucksack? Wird verkraftbar sein. Wir befinden uns in der Natur, nicht auf einem Laufsteg.
Trotzdem gilt es, zwischen vier Verschleiss-Varianten zu unterscheiden. Diese sind wie folgt:
- Kosmetischer Verschleiss: Produkt weiterverwenden.
- Technischer Verschleiss ohne Einschränkung: Produkt weiterverwenden oder selbst Hand anlegen. Kleine Risse zum Beispiel mit Ducttape abkleben oder behelfsmässig nähen.
- Technischer Verschleiss mit Einschränkung: Zur Reparatur bringen
- Irreparabler Verschleiss womöglich mit Sicherheitsrisiko (beispielsweise zu lange gelagerte Kletterseile): Hat ein Produkt irgendwann sein Lebensende erreicht, kann es in den meisten Fällen recycelt werden. Dazu gleich noch mehr.
Ist Material reparaturbedürftig, kann es in jeder Bächli Bergsport Filiale abgegeben werden. Unsere Berater*innen schauen sich die lädierte Ausrüstung gerne an und entscheiden, ob und was unternommen werden kann. In vielen Fällen ist eine Wiederherstellung möglich. Wir arbeiten mit diversen Spezialisten zusammen, die sich um eine professionelle Reparatur kümmern – vom regelmässigen Skiservice bis zur Wiederbesohlung von Kletterschuhen.
Drittens: Die Entsorgung
Irgendwann kommt er, der Tag, an dem auch das langlebigste und gepflegteste Material ausgedient hat. Wenn wirklich nichts mehr zu retten ist, kommt das zweite Leben für die Ausrüstung zum Zug. Und auch hier bietet Bächli Bergsport als «One-Stop-Shop» eine Lösung: Defektes Material kann simpel und einfach bei uns abgegeben werden.
Wir hingegen arbeiten mit regionalen Unternehmen, NGOs und Projekten zusammen, die Material sinnvoll weiterverwenden respektive -verarbeiten. So werden aus alten Skischuhen Plastikfilamente für 3D-Drucker oder noch brauchbare Wanderschuhe werden im Einsatz zur Pflege von Bergwäldern genutzt. Aber nicht nur eine komplette Wiederverwertung respektive Weiterverwendung steht auf unserem Programm, auch das sogenannte Upcycling ist eine Möglichkeit. So können aus alten Kletterseilen ganz neue Produkte entstehen: Kreatives stellt beispielsweise die Marke Wicapi her.
Um kurz realistisch zu bleiben: Wir verstehen es, wenn nicht jeder Gegenstand bis zu seinem letzten Lebenszeichen in Gebrauch bleibt. Die noch quasi neue Hose passt nicht mehr; die brandneue Skibrille liegt ungenutzt im Schrank, weil man ja doch nie mehr Skifahren geht oder der knallgelbe Rucksack war vor einigen Jahren noch der Hingucker und mittlerweile findet man ihn schlichtweg nicht mehr schön. Alles legitime Gründe, Bergsport-Ausrüstung nicht mehr zu nutzen. Aber höchstwahrscheinlich wird eine andere Person daran Freude haben.
Daher: Secondhand-Plattformen nutzen. Nebst Ricardo, Tutti, Anibis und weiteren Onlineplattformen gibt es auch Flohmärkte, Brockenhäuser, Secondhandläden und vieles mehr. Und wer den Verkauf nicht mag, der verschenkt.
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