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50 Jahre Bächli Bergsport – Teil 2: Expansion und Professionalisierung

Thomas Ebert, Donnerstag, 27. Juni 2024

Nach der «Pionierphase» von 1974 bis 1999 in Inspiration 1/2024 folgt Teil zwei der Firmengeschichte: Weggefährten aus Marketing, Verkauf, IT und Geschäftsleitung erinnern sich.

«Alles wurde damals per Tastatur gesteuert, ohne Maus. Nicht alle konnten damals schon mit der Maus umgehen, da war auch viel Sanftmut gefordert.» So erinnert sich Dani Schmocker, heute IT-Chef bei Bächli Bergsport, an die grosse Umstellung des Warenwirtschaftssystems anno 2002. Schmocker, der diese Umstellung damals als externer Dienstleister veranlasste, weiss auch noch, wie er Felix Bächli überzeugte: «Mit einem selbst gebauten Fashion-Modul, mit dem man Farben, Grössen etc. einfach verwalten konnte.» 

Ein neues Jahrtausend, das Internet als Neuland: Auch für Bächli Bergsport waren die Nullerjahre eine Zeit der technologischen Beschleunigung. Schon ab 2000 gab es den ersten Webshop. Bald darauf machte die Einführung einer Online-Kasse das allabendliche Zusammenziehen der Umsätze in die Zentralkasse obsolet. Der Fortschritt war spürbar, gelegentlich demonstrierte das Digitalzeitalter aber auch die neuen Anfällig- und Abhängigkeiten: «Zur Hochsaison stand ich mal im Outlet in Volketswil, es war wirklich mächtig was los – nur an den Kassen ging gar nichts. Ich habe dann mit dem Laptop im Kassenbereich sozusagen am offenen Herzen programmiert, damit die Transaktionen durchgingen», erinnert sich Schmocker. «Das hat damals Eindruck gemacht, manchmal werde ich heute noch darauf angesprochen.» 

So sahen Bächli-Logo und Webshop im Jahr 2006 aus.

Unter dem Strich war das neue ERP (Enterprise Resource Planning) ein Meilenstein, der viele Prozesse beschleunigte. «Wir haben eins zu eins gewusst, welches Produkt in welcher Filiale vorhanden ist, und wenn das letzte verkauft war, ist der Artikel zehn Minuten später aus dem Webshop verschwunden», erinnert sich Michael Roth vom Marketing.

In Sachen Software und IT war man damit also bestens aufgestellt. «Das war auch nötig, weil wir gewachsen sind», sagt Susanna Bächli über diese Zeit. Da waren zum einen die neuen Filialen in Basel (2002), Kriens (2003) und St. Gallen (2004), mit denen man neue Regionen erschloss. Zum anderen begann um 2005 die Sechs-Tage-Woche bei Bächli: Nun wurde auch montags geöffnet, in einigen Filialen auch bis 20 Uhr. Umsätze und Belegschaft stiegen stetig. Mit einem neuen, abstrakteren Logo wollte man diese Entwicklung 2008 auch visuell festigen: «Das Bächli-Kreuz erinnert ja an das Symbol für Gipfel und Wegpunkte auf der Landestopographie», führt Michael Roth aus. Diese Festigung gelang auch logistisch: 2009 wurde das Zentrallager von Schwerzenbach an den heutigen Standort in Nänikon umgezogen – weniger Stockwerke, aber mehr Fläche. Logistik und Verwaltung sind so bis heute am gleichen Ort.

Meilensteine

2000  Lagerbewirtschaftung über EDV
2003 / 2004  Einführung ERP Axapta 2008 Intensivierung e-Commerce/Webshop
2009  Umzug Zentrale inkl. Zentrallager Nänikon
2012  Erste französischsprachige Filiale in Lausanne
2013  Einführung Warensicherungssystem an allen Standorten
2015  Neugestaltung Onlineshop
2016  IT-Audit (Überprüfung IT-Architektur und IT-Sicherheit)
2018  Neuer CEO zur Erweiterung und Stärkung der Geschäftsleitung
2020  Einführung AX D365 .


Wachstum, Werte und Ziele 

Wie aber gelingt es, in einem wachsenden, expandierenden Familienunternehmen Werte und Ziele beisammenzuhalten? Zum einen natürlich auf den Events und Ausbildungsterminen, zu denen alle Mitarbeitenden der Filialen und der Verwaltung zusammenkamen. Zum anderen, weil Menschen wie Moreno Zmak dafür sorgten, dass die Expansion verlässlich und koordiniert über die Bühne ging. 

2003 begann Zmak als Filialleiter in Zürich, managte dort Umzug und Outlet-Eröffnung. Ab 2010 war er als Verkaufs- und Marketingleiter an elf Umbauten, Umzügen und Eröffnungen beteiligt, von der Standortsuche über die Personalplanung bis zum Eröffnungsapéro. «Wir bezogen die Standorte im Rohbau. Meine Erfahrungen mit Fluchtwegen, Lüftungsanlagen oder den kantonalrechtlichen Grundlagen von Brandmeldeanlagen waren sehr bescheiden», schmunzelt Zmak. Mit seinem Team definierte er bald Standards für die Verkaufsflächen, von der Beleuchtung über die Kassensysteme bis zur Warenanordnung. «Es war ein eingespieltes Team mit der Zeit», erinnert sich Susanna Bächli. «Es war ja auch wichtig, nicht zu schnell zu wachsen – jede Filiale musste zuerst erfolgreich sein, bevor man weiter expandieren konnte.»

Fragt man in der dienstälteren Belegschaft nach einer Zäsur in der Bächli-Geschichte seit der Jahrtausendwende, kommt unisono eine Antwort: Lausanne! «Der Schritt nach Lausanne war logisch», sagt Susanna Bächli heute, «in der Deutschschweiz hat unser Konzept ja schon gut funktioniert.» Schon die Filiale in Bern zog viele französischsprachige Schweizer an, sodass man damals schon auf eine zweisprachige Belegschaft achtete. «Trotzdem hatten wir eine gewisse Ehrfurcht, vor allem wegen dem Französischen, aber auch wegen der Mentalität», so Bächli.

Den Röstigraben überwinden

Davon kann Patrick Goeringer ein Lied singen. Als französischer Muttersprachler begann er seine Bächli-Karriere in der damals neuen Filiale Pfäffikon. «Zu Beginn hatte ich Bedenken, aber am Ende wurde ich sehr gut aufgenommen.» Als 2011 die Entscheidung stand, eine Filiale in Lausanne zu eröffnen, war Goeringer der ideale Mann. Er schaffte es nicht nur, den durchaus sportlich geplanten Eröffnungstermin zu halten (die letzten Arbeiten wurden um 22 Uhr des Vorabends vollendet), sondern auch ein völlig neues Team einzuarbeiten und eine neue Kundschaft mit neuen Ansprüchen zu bedienen. 

Eröffnung der Bächli-Filiale in Lausanne im Jahr 2012.

Da stiess die Bächli-Netto-Preispolitik auf eine städtische Umgebung, in der man Rabatte gewohnt war; da waren damals ungewohnt starke Nachfragen nach leichter Trailrunningbekleidung oder Pin-Bindungen, während man in der Deutschschweiz noch Rahmenbindungen vertraute. «Die Mentalität der Welschen ist völlig anders, ebenso wie ihre Anfragen nach technischem Material und ihre Wünsche», erinnert sich Goeringer, der sechs Jahre lang die Filiale in Lausanne führte. Goeringer erweiterte das Sortiment schnell und blieb in anderen Wünschen hartnäckig. 

Dass das Lausanner Publikum dem Angebot bald Vertrauen schenkte, daran hatte auch das bewährte Bächli-Prinzip mit attraktiven Outlet-Preisen seinen Anteil. «Patrick hat das damals perfekt verbunden. Als Elsässer, der in der Deutschschweiz gelernt hat, konnte er die verschiedenen Mentalitäten gut integrieren», sagt Michael Roth rückblickend über den Schritt in die Westschweiz, der 2018 mit einer neuen Filiale in Conthey (VS) ergänzt wurde. Nicht nur für den Einkauf, auch für das Marketing war Lausanne eine Zäsur: Ab nun wurden alle Produkttexte und Publikationen zweisprachig geführt, samt Katalog und Webshop. «Für die Bächli-Kultur war das sehr bereichernd! Wir haben den Röstigraben überwunden», zieht Susanna Bächli Bilanz.

Übergabe des operativen Geschäfts

Ein weiterer Meilenstein der Firmengeschichte lässt sich auf 2018 datieren: Eigentümer, VR-Präsident und CEO Felix Bächli entschied sich, einen Teil der Verantwortung abzugeben und das operative Geschäft in neue Hände zu legen. Kein einfacher, aber ein lang durchdachter, logischer Schritt angesichts der Grösse des stetig wachsenden Unternehmens mit rund 250 Mitarbeitenden. Seit dem 1. September 2018 zeichnet mit Thomas Morand erstmals kein Familienmitglied für Bächli Bergsport verantwortlich. 

Ein Wendepunkt in der Firmenhistorie? Ganz und gar nicht. Das Verständnis zwischen Felix Bächli und Thomas Morand zur künftigen Ausrichtung der Firma war sofort da. «Mir ist bewusst, was die Familie geschaffen hat. Ich weiss aber auch, dass es in ihrem Interesse ist, das Unternehmen weitsichtig weiterzuentwickeln», erläutert Morand seine Herangehensweise. So herrscht beispielsweise Einigkeit, dass das Unternehmen unabhängig bleiben soll. Frei von Einkaufsorganisationen oder Investoren. 

«Mir ist bewusst, was die Familie geschaffen hat.» – Thomas Morand führt das operative Geschäft als CEO seit 2018.

«Diese Rahmenbedingungen geben uns die Freiheit, eigene Sortimentsentscheide zu fällen und uns auf unsere stationäre Fachhandelsstrategie zu fokussieren. Dies beinhaltet auch die Weiterentwicklung des Online-Auftritts, im Wissen darüber, dass wir nicht mit den Online-Riesen mithalten können – und auch nicht müssen», so Morand weiter. Der gelernte Skibauer Morand kennt jeden Wertschöpfungszweig der Sportartikelbranche bestens. Im Zentrum bleibt bei Bächli dabei der Bergsport: «Nur weil wir dort etabliert sind, springen wir nicht auf andere Sportarten oder neue Freizeitbeschäftigungen auf, sondern konzentrieren uns auf die Entwicklung der Bergsport-Disziplinen.»

Detailhandel heisst vor allem auch Prozesse entwickeln. So löste Morand als interimistischer Informatik-Leiter während der Pandemie das altgediente ERP ab. Als eine der ersten Firmen der Schweiz stellte Bächli Bergsport komplett auf das cloudbasierte ERP «Microsoft Dynamics D365 FO» um. Bereits vorher wurden auf strategischer Ebene Weichen gestellt. 2019 wurde der Verwaltungsrat um externe Mitglieder mit den Spezialgebieten in Informatik- und Personalwesen erweitert, ehe 2023 auch die Kinder von Felix und Susanna Bächli hinzustiessen. Ein Familienunternehmen mit Impulsen von aussen: «Damit sind wir nachhaltig aufgestellt», ist Morand überzeugt.

Ein schnelllebiger Markt – eine lebenslange Leidenschaft

Bestätigt hat das unter anderem die Corona-Pandemie. Für Morand war es «eine Bewährungsprobe, die gezeigt hat, dass unsere Strategie krisenfest ist». Als von einem Tag auf den anderen die Filialen schliessen mussten, zahlten sich die Investitionen in die IT-Infrastruktur und den Webshop rasch aus. 

Mit der neuesten Bächli-Filiale in Contone ist man nun auch im Tessin zu Hause.

2022 kam eine weitere Filiale dazu – im Tessin. «Contone war ein Herzensprojekt», erzählt Morand, der nach einem Boulderausflug mit seinen Kindern im Verzascatal auf eine spannende Immobilie stiess. «Wenn diese Verkaufsfläche frei ist, brauchen wir sie!», habe er noch am Abend Verkaufsleiter Zmak informiert. Das Projekt gelang nicht nur, «der Schritt war richtig», so Morand. «Wir wollten einfach diese spezielle Bergkultur – vom Bouldern über Wandern, Skitouren bis zum Bigwallklettern – aber auch die italienische Sprachregion der Schweiz aufnehmen.» 

Wie fällt der Blick in die Zukunft aus? In einem überhitzten Markt ist nun eine Konsolidierungsphase im Gang, skizziert Morand. Das schnelllebige Umfeld hat der Fachhandel durchaus mit dem Bergsport gemein. «Der Bergsport verändert sich immer: die Technik, das Material, auch die Bedingungen am Berg selbst», findet Morand. «Das alles hat Einfluss auf unsere Umsetzung, nicht aber auf unsere Vision: Bergsport ist eine lebenslange Leidenschaft.»

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