«Alles wurde damals
per Tastatur
gesteuert, ohne
Maus. Nicht alle
konnten damals
schon mit der Maus
umgehen, da war auch
viel Sanftmut gefordert.» So
erinnert sich Dani Schmocker,
heute IT-Chef bei Bächli Bergsport,
an die grosse Umstellung des Warenwirtschaftssystems
anno 2002. Schmocker,
der diese Umstellung damals als externer
Dienstleister veranlasste, weiss auch
noch, wie er Felix Bächli überzeugte: «Mit einem
selbst gebauten Fashion-Modul, mit dem man Farben,
Grössen etc. einfach verwalten konnte.»
Ein neues Jahrtausend, das Internet als Neuland: Auch
für Bächli Bergsport waren die Nullerjahre eine Zeit der technologischen
Beschleunigung. Schon ab 2000 gab es den ersten Webshop.
Bald darauf machte die Einführung einer Online-Kasse das
allabendliche Zusammenziehen der Umsätze in die Zentralkasse
obsolet. Der Fortschritt war spürbar, gelegentlich demonstrierte
das Digitalzeitalter aber auch die neuen Anfällig- und Abhängigkeiten:
«Zur Hochsaison stand ich mal im Outlet in Volketswil, es
war wirklich mächtig was los – nur an den Kassen ging gar nichts.
Ich habe dann mit dem Laptop im Kassenbereich sozusagen am
offenen Herzen programmiert, damit die Transaktionen durchgingen», erinnert sich
Schmocker. «Das
hat damals Eindruck
gemacht,
manchmal werde
ich heute noch darauf
angesprochen.»
So sahen Bächli-Logo und Webshop im Jahr 2006 aus.
Unter
dem Strich war das neue
ERP (Enterprise Resource Planning)
ein Meilenstein, der viele
Prozesse beschleunigte. «Wir
haben eins zu eins gewusst, welches Produkt
in welcher Filiale vorhanden ist, und
wenn das letzte verkauft war, ist der Artikel
zehn Minuten später aus dem Webshop verschwunden», erinnert sich Michael Roth vom Marketing.
In Sachen Software und IT war man damit also bestens
aufgestellt. «Das war auch nötig, weil wir gewachsen sind»,
sagt Susanna Bächli über diese Zeit. Da waren zum einen die neuen
Filialen in Basel (2002), Kriens (2003) und St. Gallen (2004), mit denen
man neue Regionen erschloss. Zum anderen begann um 2005
die Sechs-Tage-Woche bei Bächli: Nun wurde auch montags geöffnet,
in einigen Filialen auch bis 20 Uhr. Umsätze und Belegschaft
stiegen stetig. Mit einem neuen, abstrakteren Logo wollte man diese
Entwicklung 2008 auch visuell festigen: «Das Bächli-Kreuz erinnert
ja an das Symbol für Gipfel und Wegpunkte auf der Landestopographie», führt Michael Roth aus. Diese Festigung gelang auch logistisch:
2009 wurde das Zentrallager von Schwerzenbach an den heutigen Standort in Nänikon umgezogen
– weniger Stockwerke, aber mehr Fläche.
Logistik und Verwaltung sind so bis heute
am gleichen Ort.
Meilensteine
2000 Lagerbewirtschaftung über EDV
2003 / 2004 Einführung ERP Axapta
2008 Intensivierung e-Commerce/Webshop
2009 Umzug Zentrale inkl. Zentrallager Nänikon
2012 Erste französischsprachige Filiale in Lausanne
2013 Einführung Warensicherungssystem an allen Standorten
2015 Neugestaltung Onlineshop
2016 IT-Audit (Überprüfung IT-Architektur und IT-Sicherheit)
2018 Neuer CEO zur Erweiterung und Stärkung der Geschäftsleitung
2020 Einführung AX D365 .
Wachstum, Werte und Ziele
Wie aber gelingt es, in einem wachsenden,
expandierenden Familienunternehmen
Werte und Ziele beisammenzuhalten?
Zum einen natürlich auf den Events und
Ausbildungsterminen, zu denen alle Mitarbeitenden
der Filialen und der Verwaltung
zusammenkamen. Zum anderen, weil
Menschen wie Moreno Zmak dafür sorgten,
dass die Expansion verlässlich und koordiniert
über die Bühne ging.
2003 begann
Zmak als Filialleiter in Zürich, managte
dort Umzug und Outlet-Eröffnung. Ab 2010
war er als Verkaufs- und Marketingleiter an
elf Umbauten, Umzügen und Eröffnungen
beteiligt, von der Standortsuche über die
Personalplanung bis zum Eröffnungsapéro.
«Wir bezogen die Standorte im Rohbau.
Meine Erfahrungen mit Fluchtwegen, Lüftungsanlagen
oder den kantonalrechtlichen
Grundlagen von Brandmeldeanlagen waren
sehr bescheiden», schmunzelt Zmak. Mit seinem Team definierte er
bald Standards für die Verkaufsflächen, von der Beleuchtung über
die Kassensysteme bis zur Warenanordnung. «Es war ein eingespieltes
Team mit der Zeit», erinnert sich Susanna Bächli. «Es war
ja auch wichtig, nicht zu schnell zu wachsen – jede Filiale musste
zuerst erfolgreich sein, bevor man weiter expandieren konnte.»
Fragt man in der dienstälteren Belegschaft nach einer Zäsur
in der Bächli-Geschichte seit der Jahrtausendwende, kommt unisono
eine Antwort: Lausanne! «Der Schritt nach Lausanne war
logisch», sagt Susanna Bächli heute, «in der Deutschschweiz hat
unser Konzept ja schon gut funktioniert.» Schon die Filiale in Bern
zog viele französischsprachige Schweizer an, sodass man damals
schon auf eine zweisprachige Belegschaft achtete. «Trotzdem hatten
wir eine gewisse Ehrfurcht, vor allem wegen dem Französischen,
aber auch wegen der Mentalität», so Bächli.
Den Röstigraben überwinden
Davon kann Patrick Goeringer ein Lied singen. Als französischer
Muttersprachler begann er seine Bächli-Karriere in der
damals neuen Filiale Pfäffikon. «Zu Beginn hatte ich Bedenken,
aber am Ende wurde ich sehr gut aufgenommen.» Als 2011 die
Entscheidung stand, eine Filiale in Lausanne zu eröffnen, war
Goeringer der ideale Mann. Er schaffte es nicht nur, den durchaus
sportlich geplanten Eröffnungstermin zu halten (die letzten
Arbeiten wurden um 22 Uhr des Vorabends vollendet), sondern
auch ein völlig neues Team einzuarbeiten und eine neue Kundschaft
mit neuen Ansprüchen zu bedienen.
Eröffnung der Bächli-Filiale in Lausanne im Jahr 2012.
Da stiess die Bächli-Netto-Preispolitik auf eine städtische Umgebung, in der man Rabatte
gewohnt war; da waren damals ungewohnt starke Nachfragen
nach leichter Trailrunningbekleidung oder Pin-Bindungen,
während man in der Deutschschweiz noch Rahmenbindungen
vertraute. «Die Mentalität der Welschen ist völlig anders, ebenso
wie ihre Anfragen nach technischem Material und ihre Wünsche», erinnert sich Goeringer, der sechs Jahre lang die Filiale in Lausanne führte. Goeringer erweiterte das Sortiment schnell
und blieb in anderen Wünschen hartnäckig.
Dass das Lausanner
Publikum dem Angebot bald Vertrauen schenkte, daran hatte
auch das bewährte Bächli-Prinzip mit attraktiven Outlet-Preisen
seinen Anteil. «Patrick hat das damals perfekt verbunden. Als
Elsässer, der in der Deutschschweiz gelernt hat, konnte er die
verschiedenen Mentalitäten gut integrieren», sagt Michael Roth
rückblickend über den Schritt in die Westschweiz, der 2018 mit
einer neuen Filiale in Conthey (VS) ergänzt wurde. Nicht nur für
den Einkauf, auch für das Marketing war Lausanne eine Zäsur:
Ab nun wurden alle Produkttexte und Publikationen zweisprachig
geführt, samt Katalog und Webshop. «Für die Bächli-Kultur war
das sehr bereichernd! Wir haben den Röstigraben überwunden»,
zieht Susanna Bächli Bilanz.
Übergabe des operativen Geschäfts
Ein weiterer Meilenstein der Firmengeschichte lässt sich auf
2018 datieren: Eigentümer, VR-Präsident und CEO Felix Bächli entschied
sich, einen Teil der Verantwortung abzugeben und das operative
Geschäft in neue Hände zu legen. Kein einfacher, aber ein lang
durchdachter, logischer Schritt angesichts der Grösse des stetig
wachsenden Unternehmens mit rund 250 Mitarbeitenden. Seit dem
1. September 2018 zeichnet mit Thomas Morand erstmals kein Familienmitglied
für Bächli Bergsport verantwortlich.
Ein Wendepunkt in
der Firmenhistorie? Ganz und gar nicht. Das Verständnis zwischen Felix Bächli und Thomas Morand zur künftigen Ausrichtung der
Firma war sofort da. «Mir ist bewusst, was die Familie geschaffen
hat. Ich weiss aber auch, dass es in ihrem Interesse ist, das Unternehmen
weitsichtig weiterzuentwickeln», erläutert Morand seine
Herangehensweise. So herrscht beispielsweise Einigkeit, dass das
Unternehmen unabhängig bleiben soll. Frei von Einkaufsorganisationen
oder Investoren.
«Mir ist bewusst, was die
Familie geschaffen hat.»
– Thomas Morand führt das operative Geschäft als CEO seit 2018.
«Diese Rahmenbedingungen geben uns die
Freiheit, eigene Sortimentsentscheide zu fällen und uns auf unsere
stationäre Fachhandelsstrategie zu fokussieren. Dies beinhaltet
auch die Weiterentwicklung des Online-Auftritts, im Wissen darüber,
dass wir nicht mit den Online-Riesen mithalten können – und auch
nicht müssen», so Morand weiter. Der gelernte Skibauer Morand
kennt jeden Wertschöpfungszweig der Sportartikelbranche bestens.
Im Zentrum bleibt bei Bächli dabei der Bergsport: «Nur weil wir dort
etabliert sind, springen wir nicht auf andere Sportarten oder neue
Freizeitbeschäftigungen auf, sondern konzentrieren uns auf die Entwicklung
der Bergsport-Disziplinen.»
Detailhandel heisst vor allem auch Prozesse entwickeln. So löste
Morand als interimistischer Informatik-Leiter während der Pandemie
das altgediente ERP ab. Als eine der ersten Firmen der Schweiz
stellte Bächli Bergsport komplett auf das cloudbasierte ERP «Microsoft
Dynamics D365 FO» um. Bereits vorher wurden auf strategischer
Ebene Weichen gestellt. 2019 wurde der Verwaltungsrat um externe
Mitglieder mit den Spezialgebieten in Informatik- und Personalwesen
erweitert, ehe 2023 auch die Kinder von Felix und Susanna Bächli hinzustiessen.
Ein Familienunternehmen mit Impulsen von aussen: «Damit
sind wir nachhaltig aufgestellt», ist Morand überzeugt.
Ein schnelllebiger Markt – eine lebenslange Leidenschaft
Bestätigt hat das unter anderem die Corona-Pandemie. Für
Morand war es «eine Bewährungsprobe, die gezeigt hat, dass unsere
Strategie krisenfest ist». Als von einem Tag auf den anderen die
Filialen schliessen mussten, zahlten sich die Investitionen in die IT-Infrastruktur
und den Webshop rasch aus.
Mit der neuesten Bächli-Filiale
in Contone ist man nun auch
im Tessin zu Hause.
2022 kam eine weitere Filiale
dazu – im Tessin. «Contone war ein Herzensprojekt», erzählt Morand, der nach einem Boulderausflug mit seinen Kindern im Verzascatal auf
eine spannende Immobilie stiess. «Wenn diese Verkaufsfläche frei ist,
brauchen wir sie!», habe er noch am Abend Verkaufsleiter Zmak informiert.
Das Projekt gelang nicht nur, «der Schritt war richtig», so
Morand. «Wir wollten einfach diese spezielle Bergkultur – vom Bouldern
über Wandern, Skitouren bis zum Bigwallklettern – aber auch die
italienische Sprachregion der Schweiz aufnehmen.»
Wie fällt der Blick in die Zukunft aus? In einem überhitzten
Markt ist nun eine Konsolidierungsphase im Gang, skizziert Morand.
Das schnelllebige Umfeld hat der Fachhandel durchaus mit
dem Bergsport gemein. «Der Bergsport verändert sich immer: die
Technik, das Material, auch die Bedingungen am Berg selbst», findet
Morand. «Das alles hat Einfluss auf unsere Umsetzung, nicht aber
auf unsere Vision: Bergsport ist eine lebenslange Leidenschaft.»
Bächli Filialen
> Bächli-Filiale finden
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