Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung. Ganz so simpel ist es beim Bergsteigen nicht – dennoch steckt ein Funken Wahrheit in dem altbekannten Sprichwort.
Hilfreich sind jedoch neben einer guten wind- und wasserdichten Hardshell und einer Isolationsschicht vor allem kleine Helfer, die bei widrigen Bedingungen grosse Wirkung zeigen.
Heizsocken und -handschuhe: Wärme auf Knopfdruck
Man nehme einen für Wintertemperaturen ausgerichteten Socken oder Handschuh und rüste ihn mit Heizelementen sowie einem Akku aus. Voilà, schon entsteht ein System für individuelle Wärme an Händen und Füssen – teilweise sogar bequem steuerbar via Handy.
Abgebildet: Heat Sock 5.1 Slimfit, Heat Sole 3.0 und Heat Sock 5.1
Der österreichische Ausrüster Lenz ist führend im Bereich beheizbarer Socken. Das Prinzip ist einfach: Wiederaufladbar Lithium-Ionen-Akkus, die am Bund mit Druckknöpfen befestigt werden, wärmen die im Gewebe eingearbeiteten Heizspiralen auf. Diese befindet sich an den Zehen, von wo sich die Wärme optimal über den gesamten Fuss verteilt. Je nach Modell und Heizstufe reicht eine Ladung zwischen zwei bis zwanzig Stunden. Trotz der Elektronik bieten die Socken dank Merinowolle für einen hohen Tragekomfort und guten Feuchtigkeitstransport.
Die Idee von Heizsocken ist präventiv: Zu Beginn an eisigen Tagen wählst du eine hohe Temperatur und stellst dann auf eine mittlere um, sobald du dich wohlfühlst. So wirst du gar nicht erst an den Punkt gelangen, an dem du kalte Füsse haben wirst. Damit du die Einstellung nicht friemelig am Bein durchführen musst, bedienst du das Ganze entspannt via App.
Die mobile Heizung gibt’s natürlich auch bei Handschuhen. Die oben abgebildeten Modelle von Lenz, Black Diamond oder Outdoor Research sorgen für wohlige Fingerspitzen. Die Funktionsweise ist dabei die gleiche wie bei den Socken-Pendants.
Willst du noch mehr Hightech? Dann sind die I-Thermic-Oberteile von Odlo deine sprichwörtliche Kragenweite. Die Longsleeves verfügen über Sensoren, mit denen die aktuelle Körpertemperatur gemessen wird. Die eingewobenen Heizelemente gleichen dann ihre Wirkung deiner Wohlfühltemperatur an.
Balaclava: Die klassische Skimaske in modernem Gewand
Bala..was? Die Balaclava ist ein kapuzenartiger Kopfwärmer und schützt den ganzen Bereich sowie Ohren, Lippen und Wangen vor Wettereinflüssen. Sie ist ein wirksames Mittel, um den Wärmeverlust über den Kopf zu minimieren. War die Skimaske früher eine einfache, kratzige Wollhaube mit Löchern drin, sieht das heute ganz anders aus: Moderne Varianten sind aus effizienten Textilien gefertigt, oft multifunktional und innovativ. Die alte Skimaske findet nur noch in Hollywood bei Banküberfall-Szenen Verwendung!
Die ThermoNet Hinged Balaclava von Buff ist beispielsweise Skimaske, Mütze oder Halswärmer in einem und setzt auf einen Materialmix mit atmungsaktivem Primaloft. Für die richtig kalten Tage eignet sich die Balaclava Arctic WS von Mammut. Das Modell ist mit einer wetterfesten Gore-Tex Infinium Membran ausgestattet.
Wer den Kopfwärmer lieber nur bei Bedarf einsetzen möchte, kann auch eine Mütze mit einer kürzeren Gesichtsmaske kombinieren – zum Beispiel mit der Mask Arctic von Mammut. Egal ob Kurzvariante oder Voll-Baclava – beide können sowohl auf Touren bei eisigem Wind wie auch bei Übernachtungen im Zelt unter null Grad einen grossen Unterschied machen.
Hautcreme: Effizienter Schutz gegen Sonne und Kälte
Dein Gesicht leidet aber auch bei milderen Wintertagen, wenn die Balaclava im Rucksack bleibt. Kälte schwächt die Barrierefunktion deiner Haut. Das wiederum verringert die Talgproduktion, die dafür zuständig ist, Bakterien, Feuchtigkeit, Hitze und Kälte fernzuhalten.
Spezielle Sonnencremes können hier Abhilfe schaffen: Für den Bergsport entwickelte Cremes wie beispielsweise diejenigen von Piz Buin verfügen über einen hohen UVA- sowie UVB-Sonnenfilter und sind mit einem speziellen Cold Shield Complex angereichert, der nachhaltig Feuchtigkeit spendet, die Haut widerstandsfähiger macht und so vor Wind sowie extremer Kälte schützt.
Die Sprays von Sensolar besitzen ebenfalls einen hohen Sonnenschutzfaktor und sind nicht nur für empfindliche Haut, sondern ebenfalls für die Haare geeignet. Das Spray enthält keine Emulgatoren und keinen Alkohol, der die Haut zusätzlich austrocknet.
Zudem schwören einige Bergsporttreibende auf Kälteschutzcremes, die sehr fetthaltig sind und eine Art Schutzbarriere bilden. Auch eine klassische Fettcreme mit sehr geringem Wasseranteil kann hier bereits sehr gute Dienste gegen Kälte und scharfe Winde leisten. Wichtig ist dabei, dass diese immer erst nach dem Sonnenschutz auf die Haut aufgetragen werden.
Gamaschen: Stulpen für Wärmekomfort am Fuss
Gamaschen werden über Schuh und Hosenbein gezogen. Sie verhindern, dass Nässe, Schnee oder Geröll ins Schuhwerk gelangt – sie schützen dadurch ebenfalls effizient vor Kälte.
Abgebildet: K2 Superlight Overboot, Front Point Gaiter GTX, Tumbleweed Ankle Gaiters
Viele Skitourenhosen besitzen eine bereits integrierte Gamasche, und auch Hochtourenhosen verfügen oftmals über einen Haken im Saum, der direkt am Bergschuh befestigt wird. Sogar Schuhe selbst sind teilweise mit integrierten Stulpen ausgerüstet. Hierbei handelt es sich jedoch eher um zweckmässige Lösungen; den vollen, wärmenden Schutz bieten nur separat getragene, deutlich festere Gamaschen. Vor allem bei tiefem Schnee entfalten diese ihr volles Potenzial.
Fürs grobe, eingeschneite Gelände besitzen die meisten Modelle einen breiten Front- oder Seiten-Klettverschluss, der sich problemlos über den Bergschuh und die Hose ziehen lässt – beispielsweise das Modell Front Point Gaiter GTX von Black Diamond. Dank verstellbaren Wadenabschlüssen und Riemen wird ein körpernaher Sitz garantiert, der gefährliches Verhaken mit Steigeisen verhindert.
Während integrierte Gamaschen an Berg- oder Trailrunningschuhen für wärmere Bedingungen oft aus Softshell-Materialien bestehen, verarbeiten Hersteller in Produkten für Einsätze in Schnee und Eis meist abrieb- und reissfeste Materialien wie Cordura. In Kombination mit einer Goretex-Membran werden sie wind- und wasserdicht und bis zu einem gewissen Grad wasserdampfdurchlässig, was bei anstrengenden Stapfaktionen im Schnee von Vorteil ist.
Für sehr hohe oder kalte Expeditionen ausserhalb der Alpen bieten einige wenige Hersteller Übergamaschen an, die über den gesamten Berg- oder Skitourenschuh gestülpt werden. Sie sind steigeisenkompatibel sowie für Pin-Bindungen geeignet. Primus in dieser Kategorie ist Forty Below mit dem K2 Superlight Overboot.
5 praktische Bekleidungstipps, damit du warm bleibst
- Zieh nicht zu viel an, während du dich bewegst. Die Faustregel lautet: Starte deine Tour leicht fröstelnd.
- Lege warme Kleidung an, sobald du für eine Pause anhältst, auch wenn es dir im ersten Moment nicht danach ist.
- Achte darauf, dass deine Kleidung nicht nass wird (vor allem bei Daune) und du Textilien trägst, die Feuchtigkeit abtransportieren. Denk daran, dass diese Feuchtigkeit vor allem von deinem Körper stammt. Vermeide zu stark zu schwitzen – gehe lieber langsamer.
- Halte vor allem deinen Kopf warm. Der Mythos, dass du rund die Hälfte der Wärmeenergie über dein Haupt verlierst, stimmt zwar nicht, aber um die 10 Prozent sind es dennoch.
- Achte zusätzlich darauf, dass deine Hände und Füsse genug Wärme abbekommen. Das Kälteempfinden in den Extremitäten ist höher als im Rest des Körpers.
Jacke, Hose und Co: Was ist mit der Standardausrüstung?
Auch wenn deine Heizsocken auf 60 Grad Celsius laufen und du dein Gesicht in der dicksten Balaclava einmummst, die Basisbekleidung ist dennoch unabdingbar, wenn du es wohlig-warm haben möchtest.
Für angenehme Temperaturen sorgt in erster Linie das Zwiebelprinzip. Sprich Base-, Midlayer und Shell. Das sorgt nicht nur für einen optimalen Wetterschutz, sondern ist das ideale System, wenn es um die körpereigene Regulierung der Temperatur geht – inklusive Abtransport von Feuchtigkeit. Im Winter solltest du unbedingt vermeiden komplett nass geschwitzt zu sein. Einen detaillierten Blogbeitrag zum Schichtenprinzip findest du auf unserem Blog.
Was die Handschuhe betrifft, so wirst du je nach Witterung und Jahreszeit auch mit der Standardvariante auskommen – sprich, ohne Akku und Heizelemente. Damit es dennoch keine klammen Finger gibt oder du allenfalls sogar arg ins Schwitzen kommst, haben wir für einen Ratgeber mit Handschuhen für verschiedene Situationen zusammengestellt.
Für warme Zehen eigen sich vor allem geeignete Winterschuhe. In unserem Sortiment findest du eine grosse Auswahl an Modellen für Frauen und Männer. Beachte, dass die Welt der Schuhe eine komplexe ist – je nach Sportart, die du planst. Lass dich am besten in einer unserer Filialen beraten!
Generell gilt: Jede/r reagiert anders auf Kälte und muss für sich rausfinden, welche Lagen für sie oder ihn die optimale Kombination sind. Hier geht Probieren oft über Studieren. Wer in einen Lagenlook bis zu Handschuhen und Kopfschutz investiert, hat zusätzlich den Vorteil, dass er die Lagen auch einzeln in wärmeren Temperaturen nutzen kann. Und ist damit für fast alle Temperaturen gut vorbereitet.
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