Auf mehrtägigen Trekkingtouren punktet sie durch ihr geringes Packmass und einfaches Handling, auf Expeditionen bietet sie Minimalkomfort und im Camping-Urlaub bettet sie Abenteurerinnen und Abenteurer fast wie zu Hause: die Isomatte. Dabei bestimmen die Dicke, die Isolationsfähigkeit, die Robustheit sowie das Packmass den Einsatzbereich. Eines haben zunächst aber alle Isomatten gemeinsam: Sie sollen in erster Linie vor Kälte schützen. Denn über die Unterlage geht drei bis vier Mal mehr Wärme verloren als über den Schlafsack. «Die Isolierung ist ein wichtiger Aspekt für alle Jahreszeiten und ist spätestens im Winter die zentrale Funktion», sagt Andrea Brändli, Bächli-Produktmanagerin und Expertin für Isomatten. Das bedeutet: Selbst ein Expeditions-Schlafsack mit einer Bauschkraft von 900 cuin hilft wenig, wenn die Unterlage nicht ausreichend isoliert und so von unten die Kälte reinzieht. Dieser Aspekt ist natürlich weniger ausschlaggebend beim Sommer-Camping, wo es vor allem bequem sein darf, dafür umso mehr bei Expeditionen, Hochtouren oder Trekkingtouren. Hier sind leichte Modelle mit guter Isolierung von Interesse. Denn hier muss nicht nur die Ausrüstung selbst getragen werden, sondern die Isomatte vor Kälte schützen. «Daunenmatten bieten da ein hervorragendes Verhältnis zwischen Gewicht und Isolation. Sie kosten jedoch auch meist etwas mehr», erklärt Brändli.
Die Isolationsfähigkeit: der R-Wert
Beim Kauf der Matte beschreibt der R-Wert den Wärmedurchgangswiderstand – vereinfacht gesagt: wie gut eine Matte gegen Bodenkälte isoliert. Je höher der R-Wert, desto höher die Isolationsleistung. Bis vor Kurzem gab es allerdings kein standardisiertes Messverfahren für diesen Wärmewiderstand. Viele Hersteller führten eigene «Tests» durch, der R-Wert war so kaum miteinander vergleichbar. Erst Anfang 2020 hat die amerikanische Organisation ASTM (American Society for Testing and Material) ein einheitliches Messverfahren verabschiedet: Für die Ermittlung des «neuen» R-Werts ASTM F3340 wird die Isomatte unter Druck zwischen einer kalten Platte sowie einer Wärmeplatte gespannt. Die Wärmeplatte simuliert den menschlichen Körper, die kältere Platte entsprechend den Untergrund. Anschliessend wird gemessen, wie viel Energie benötigt wird, damit die Wärmeplatte ihre Temperatur beibehält. «Und daraus ergibt sich dann der R-Wert», erläutert die Bächli-Expertin. «Das gab es in der Vergangenheit noch nie, es ist aber super, endlich ein einheitliches Verfahren zu haben.» Das mache auch die Auswahl für den Endkunden viel einfacher, weil diese Messmethode mittlerweile von allen Marken im Bächli-Sortiment angewandt werde. Die R-Werte können dabei in vier verschiedene Kategorien eingeteilt werden, die sich grob an den Jahreszeiten orientieren: «Summer», «3-Season», «All Season» und «Xtreme Cold». Übrigens ergeben zwei übereinander gelegte Isomatten einen doppelten R-Wert und erhöhen entsprechend die Isolationsfähigkeit der Matte.
Foto © Solveig Eichner
Schaumstoffmatten und selbst aufblasende Isomatten
Schaumstoffmatten sind eine preisgünstige, strapazierfähige und leichte Option für Trekkingtouren. Einzig beim Packmass kann die sperrige Isomatte nicht mit anderen Modellen mithalten. Sie bestehen entweder aus Polyethylen (PE) oder Evazote (EVA). Letzteres ist ein hochwertigerer Schaumstoff, der schon bei einem geringen Durchmesser von 0,5 Zentimetern eine gute Isolationsleistung erbringt (z. B. Exped Doublemat Evazote). Grund dafür ist seine geschlossenporige Struktur, die kaum Wärmeverlust zulässt. Die Schaumstoffmatten zeichnen sich zudem durch eine hohe Elastizität sowie Reissfestigkeit aus und ermöglichen es, auch auf unwegsamem Gelände einen Schlafplatz einzurichten. Sie sind oft die erste Wahl, wenn ein Wandbiwak geplant ist. Um bei diesen einfachen Modellen für zusätzliche Isolation zu sorgen, beschichten Hersteller die Matten mit einer Aluminiumfolie, auch eine Noppen- oder Waffelstruktur an der Oberseite erhöht die Isolationsfähigkeit. Selbst aufblasbare Isomatten zeichnen sich im Vergleich zu Schaumstoffmatten durch ein viel geringeres Packmass aus, darüber hinaus punkten sie mit guten Isolationswerten und akzeptablem Gewicht. Über die geöffneten Ventile füllt sich die Matte mit Luft, der isolierende PU-Schaum entfaltet sich zu seiner vollen Grösse und bietet eine komfortablere Liegefläche als eine Schaumstoffmatte (z. B. Sea to Summit Ultralight S.I). Auf diese Weise stellt sie den praktischen Mittelweg zwischen einer klassischen Isomatte und einer Luftmatratze dar – viele kennen diese Konstruktion von den praktischen Sitzkissen, die oftmals bei der Gipfelrast zum Einsatz kommen.
Besonders warm: die Luftkammermatte
Aufblasbare Luftmatten mit Luftkammerprinzip funktionieren im Grunde wie eine Luftmatratze. Was sie unterscheidet, ist die Kammerstruktur, bei der luftdichte, leichte Laminate zu teils komplexen Kammerkonstruktionen verarbeitet werden. Eine noch höhere Wärmeleistung besitzen Isomatten, deren Luftkammern mit Daunen oder Mikrofasern gefüllt sind (z. B. Exped Ultra 7R LW Mummy). Diese Matten, die einen idealen Kompromiss aus Isolationsleitung, Packmass und Gewicht vereinen, haben sich besonders im Hochgebirge oder beim Winterbergsteigen durchgesetzt. Modelle wie die Exped Ultra 7R LW Mummy isolieren dank einer Daunenfüllung von 900 cuin sogar bis minus 30 Grad. Zum Aufblasen jedoch nur die mitgelieferte Pumpe (bei Exped «Schnozzel» genannt) verwenden: zum einen kann über die Atemluft ansonsten Feuchtigkeit ins Innere kommen, zum anderen ist ein Ausblasen mit dem Mund auf 6000 Metern Höhe wenig empfehlenswert. Marktführer in dem Bereich ist nach wie vor der Schweizer Hersteller Exped: «Exped setzt immer noch auf die altbewährte Synmat- und Downmat-Technologie», sagt Brändli. Jedoch werden die Matten neuerdings aus recyceltem Stoffmaterial und klimaneutral gefertigt. «Die Namens- und Farbgebung ist auch neu, was im Verkauf für den Endkunden einen viel einfacheren Überblick gibt.» So sind die Farben der jeweiligen Matten inzwischen auf den entsprechenden R-Wert abgestimmt.
Tipps für den Dornröschenschlaf
Neben Packvolumen und Isolationsvermögen sollten vor allem unruhige Schläfer beachten, dass die Matte geräuscharm ist und nicht bei jeder kleinen Bewegung unangenehm raschelt. Auch die Mattenoberfläche ist eine wichtige Komponente, die wiederum mit dem Aussenstoff des Schlafsacks zusammenpassen sollte. Wenn man beide Materialien aufeinander abstimmt, vermeidet man ein Herunterrutschen von der Matte, was vor allem in leicht abschüssigen Schlafsituationen hilfreich ist. Einige Hersteller bieten ausserdem Matten in verschiedenen Grundformen und Dimensionen an. Die Grösse der Liegefläche richtet sich einerseits nach der Körpermasse, andererseits nehmen auch Schlafgewohnheiten einen Einfluss. Unruhige Schläfer brauchen mehr Platz als jemand, der seine Schlafposition nie ändert. Und Seitenschläfer kommen mit einem schmäleren Isomatten-Modell besser klar als Rücken- oder Bauchschläfer.
Und welche Matte ist nun die richtige? «Es ist schwierig, sich auf eine Isomatte festzulegen, denn die Wahl ist stark abhängig vom Einsatzbereich und auch den eigenen Vorlieben», erläutert Brändli. Bei Bächli warte aber ein sehr breites Sortiment an unterschiedlichen Modellen. Ihr Tipp: Bei einem «Probeliegen» in einer Bächli Filiale lässt sich einfach und schnell herausfinden, was die richtige Isomatte ist. Denn gut gebettet schläft es sich nicht nur besser, sondern man kann auch voller Energie in den neuen Tag und ins Abenteuer starten.
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