Was wäre eine bessere Kulisse für einen bergbezogenen Erste-Hilfe-Kurs als ein Wanderweg durch Wälder und leicht-alpinem Flair? Die Lägern führt von Regensberg im Kanton Zürich ins aargauische Baden. Überraschend ist der doch teils luftige und technische Grat. Hier ging der Kurs «Erste Hilfe Unterwegs» von Bächli Bergsport über die Bühne. Zwar nicht ganz auf dem Grat – für Übungen wäre dieser zu unpraktisch – jedoch durchaus in realistischer Outdoor-Szenerie.
So treffen sich am frühen Morgen die Teilnehmenden am Bahnhof Dielsdorf und werden alsbald vom Veranstaltungsleiter Simon Ackermann begrüsst. Durch seine Anleitungen sollte der Tag vielversprechend werden, er ist im Metier professionell unterwegs und beruflich als Rettungssanitäter tätig. Obendrein engagiert er sich als Wanderleiter, wodurch er sein medizinisches Fachwissen mit den Tücken von Unfällen im bergigen Gelände perfekt kombinieren kann.
Die Stimmung ist von Beginn an entspannt. Das grandiose Wetter trägt seinen Teil dazu bei. Doch ist es letztendlich Simons gelassene Art, der wir die ungezwungene Atmosphäre zu verdanken haben. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde geht es los und nach einigen Höhenmetern befinden wir uns bereits im Wald in Richtung Lägerngrat. Und schon ist es passiert: Wir müssen uns um einen ersten Verletzten kümmern.
Realitätsnahe und professionelle Nothilfe
Natürlich bleibt alles im Übungsmodus, echte Verletzte gibt es glücklicherweise keine. Simon pickt sich immer wieder jemanden von den Teilnehmenden raus und verschwindet hinter ein paar Bäumen. Der Rest der Gruppe wartet. Plötzlich erklingt ein Hilfeschrei. Wir eilen zur Unfallstelle. Die Situation: Ein Wanderer liegt an einem abschüssigen Hang und klagt über heftige Knieschmerzen. Es liegt nun an uns, das Opfer zu bergen und zu verarzten, zu alarmieren und den Überblick zu behalten.
Der vorangegangene Theorieblock findet so eine direkte, praktische Anwendung. Nach der Rettungsaktion erklärt uns Simon, wo wir richtig handelten und wo es Verbesserungspotenzial gibt. Durch diesen Turnus lernen wir vom Fachmann, können selber ausprobieren und kriegen sofortige Rückmeldung. Praktisch.
Dieser Rhythmus wird sich durch den ganzen Tag durchziehen, wobei die Verletzungen stets anderer Natur sind. Einmal schneidet sich jemand eine Arterie durch – wir müssen die Blutung stoppen. Ein weiteres Mal haben wir es mit einem Sturz zu tun, der in einem Schädeltrauma endet. Aber nicht nur Verletzungen werden thematisiert, sondern auch andere kritische Notsituationen. Wir lernen daher auch, wie wir bei einem Herzinfarkt reagieren müssen, was es bei Unterzuckerung zu tun gilt oder welche Massnahmen bei einem Sonnenstich mit Verdacht auf Hirnhautentzündung eingeleitet werden müssen. Letztendlich üben wir uns in der Herz-Lungen-Massage und üben den Einsatz eines Defibrillators. Immer mit pragmatischen Lösungen, die für Laien verständlich sind.
Mehr als Erstversorgung
Nebst den erlernten Fähigkeiten schärft Simon auch immer wieder unser Gespür für den allgemeinen, effizienten Umgang mit Notfallsituationen. Was sind wichtige Infos bei der Alarmierung? Welche Sofortmassnahmen nützen und wo lässt man lieber Fachpersonal Hand anlegen? Wie kriegt man Gruppendynamiken in den Griff und ganz wichtig: Welche Faktoren spielen in den Bergen eine spezifische Rolle?
Mit einem Wanderrucksack voller wertvoller Übungssequenzen und Hintergrundwissen schliessen wir den Tag ab, der ganz unscheinbar auch von einer gemütlichen Wanderung in herrlicher Umgebung flankiert war. Guten Gewissens machen sich die Teilnehmenden auf den Heimweg – mit dem Gefühl, bei Unfällen in den Bergen zur Stelle sein zu können.
Über Simon Ackermann
Eigentlich führt Simon Ackermann gemeinsam mit Kollegen ein international tätiges Unternehmen. Seit einiger Zeit arbeitet er im Rettungsdienst und bildet sich hierbei kontinuierlich weiter. Darüber hinaus leitet er Ourdoor-Reisen in Norwegen und Schweden. Die Komponenten Notfallmedizin und Natur verbindet er in naturverbundenen Ersthelfer-Kursen.
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