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Adventskalender: Umweltingenieur Adrian Hochreutener

Bächli Bergsport, Mittwoch, 14. Dezember 2022

Menschen und die Liebe zu den Bergen – in unserem Adventskalender stellen wir täglich eine Person vor, die ihre Leidenschaft und ihren Beruf mit der Alpinwelt verbindet. In unserem 14. Türchen stellen wir euch den Umweltingenieur Adrian Hochreutener vor. An der Zürcher Hochschule der angewandten Wissenschaften beschäftigt er sich in der der Forschungsgruppe für Umweltplanung mitunter um ökologische Aspekte in den Bergen.

Bergsport wird immer populärer und massentauglicher – wo siehst du dabei die grösste Herausforderung in Bezug auf die Umweltbelastung?
Es gibt tatsächlich handfeste Studien, welche zeigen, dass in der Schweiz immer mehr Menschen in ihrer Freizeit in der Natur unterwegs sind. Zum einen ist das im Sinne der Gesundheitsförderung und auch der Sensibilisierung für den Wert der Natur erfreulich. Zum anderen kann das dazu führen, dass sensible Arten in ihren Lebensräumen gestört werden. Dabei wurde beobachtet, dass direkt Lebensraum verloren geht und Wildtiere ihr Verhalten ändern - sie kommen beispielsweise erst später am Abend aus ihren Verstecken, wenn die Menschen wieder weg sind.

Diese Verhaltensänderung kann direkten Einfluss auf die Fitness der Wildtiere haben und diese sind dann wiederum weniger stark in der Reproduktion. Es gibt also eine ganze Kette von möglichen negativen Auswirkungen.

Gibt es konkrete Massnahmen im Landschaftsschutz, besonders in den Bergen?
Ja. Zum einen können wir uns als Bergsportler und Bergsportlerinnen so verhalten, dass unser negativer Einfluss reduziert wird. Im Winter informiert die Kampagne «Respektiere deine Grenzen» über das angemessene Verhalten. Zentral ist es meiner Meinung nach, dass man sich auf den offiziellen Routen und Wegen bewegt, denn so können sich die Wildtiere im besten Fall an die wiederkehrende Störung gewöhnen.

Zum anderen ist es aber auch wichtig, dass der Lebensraum von offizieller Seite her geschützt wird. Das bedeutet keine weiteren Erschliessungen der verbleibenden naturnahen Landschaften, das Einrichten von Wildruhezonen und das Aufwerten von Habitaten.

Einer deiner Schwerpunkte ist das Besuchermanagement. Wie bringst du dein Wissen in die Steuerung der «Touristenströme» in den Alpen ein?
An unserer Forschungsgruppe Umweltplanung versuchen wir in angewandten Projekten Konflikte proaktiv zu vermeiden und auch Lösungen für bestehende Probleme zu finden. Zuerst muss man dazu immer quantifizieren, wie gross die Touristenströme überhaupt sind und ob die betroffenen Lebensräume diesen Druck aushalten können. Falls ja: kein Problem. Falls nicht, braucht es Lenkungsmassnahmen, welche in erster Linie positiv aufgeladen sein sollten. Das heisst, wir versuchen alternative, attraktive Angebote zu entwickeln, so dass die Gäste die sensiblen Orte von sich aus weniger stark besuchen. Verbote sollten so weit wie möglich vermieden werden.

Wir sehen alle, wie sich die Gletscher zurückziehen. Gibt es sonst noch – eher versteckte – Beispiele, wie sich die Natur in den Alpen durch den Menschen verändert?
Ich sehe da zwei konkrete Beispiele für Veränderungen, welche für unsere Augen eher versteckt ablaufen. Die Vegetation in den Bergen verändert sich aktuell aufgrund der Klimaerhitzung. Das heisst, Arten, welche früher nicht auf Berggipfeln vorgekommen sind, sind heute da – sie wandern langsam nach oben. Das kann dazu führen, dass die eigentlichen Gipfelarten nach und nach verdrängt werden.

Eine andere Veränderung, welche für uns eher unbemerkt bleibt, sind die Verhaltensanpassungen der Wildtiere aufgrund unserer Freizeitaktivitäten. Wildtiere leben von sich auch eher versteckt. Nur wenn man die Tiere über mehrere Jahre beobachtet, kann man solche Änderungen auch dokumentieren.

Mit Blick in die Zukunft: Was werden Forschungsfelder sein, die sich in den nächsten Jahren aufdrängen?
Meiner Meinung nach wird die angewandte Forschung an der Schnittstelle zwischen Sozial- und Naturwissenschaften noch wichtiger. Wir können keine Verbote erlassen, welche zwar naturwissenschaftlich begründet sind, von den Bergsportlern und Bergsportlerinnen aber nicht respektiert werden. Es ist wichtig, deren Bedürfnisse zu kennen, sie bei Entscheidungsprozessen miteinzubeziehen und Lösungen so zu gestalten, dass alle ein bisschen verlieren aber auch zusammen sehr viel gewinnen.

Was versteht man unter dem Forschungsbegriff Recreation Ecology?
Beim Forschungsfeld Recreation Ecology geht es darum, die Auswirkungen von unseren Freizeitaktivitäten auf die Natur, zum Beispiel Wildtiere, zu untersuchen und zu verstehen, so dass Massnahmen zum Schutz der Natur abgeleitet werden können.

Wie bist du am liebsten privat in den Bergen unterwegs?
Was gibt es Schöneres als nach einer Höhlen- oder Klettertour im Herbst über dem Nebelmeer zu biwakieren und die letzten Sonnenstrahlen am Horizont verschwinden zu sehen?

Gibt es etwas, das du der Bergsportgemeinde mit auf den Weg geben möchten?
Durch das Respektieren von einfachen Regeln - bleibe auf den offiziellen Wegen und Routen - können wir für die Wildtiere schon viel tun. Für uns geht es nur um ein kurzes Erlebnis, für die Wildtiere im Zweifelsfall um deutlich mehr.

 

Der heutige Tagespreis

Hinter unserem 14. Türchen versteckt sich eine Spot 400-Stirnlampe von Black Diamond.
Dieser Preis ist leider schon verlost worden.

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