Die ganze Welt scheint kartografiert zu sein, die Schweiz mit dem Angebot von Swisstopo im Besonderen. Warum braucht es deinen Job noch?
Zurzeit werden die Karten in einem Sechsjahreszyklus nachgeführt. Ich staune immer wieder, wie viele Veränderungen es in dieser Zeit durch bauliche Massnahmen aber auch durch natürliche Ereignisse gibt, welche einen Einfluss auf die Karte haben. Durch die stetige Aktualisierung der Kartenblätter geht uns daher die Arbeit nie aus.
Wie sieht dein Arbeitsalltag als Kartografin aus?
Während der Ausbildung zur Kartografin gravierte ich noch auf Glasplatte mit Gravurring und Stichel. Das Berufsbild hat sich durch die Digitalisierung aber sehr stark verändert. Da ich seit über 20 Jahren als Topografin arbeite, hat sich mein Arbeitsalltag gegenüber dem Kartografen noch zusätzlich gewandelt. Heute bilde ich hauptsächlich Geomatik-Lernende in den Schwerpunkten Kartografie und Geoinformatik aus. Bei mir erlernen sie, wie man mit einer 3D-Brille Luftbilder für das topografische Landschaftsmodell (Anm.d.Red. TLM) stereoskopisch auswertet. Das TLM dient als Basis für die automatische Ableitung der neuen Landeskarte. Zu den kartografischen Aufgaben gehört es, die abgeleiteten Daten in den verschiedenen Massstäben zu einem gut lesbaren, übersichtlichen und schönen Kartenbild zu verarbeiten. Die nachgeführten Kartendaten stehen anschliessend bereit für die digitale und analoge Publikation.
Die Schweiz ist nicht nur bekannt für detaillierte, sondern auch für schöne Karten. Wie beurteilst du den ästhetischen Aspekt einer Karte?
Den ästhetischen Aspekt einer Karte finde ich sehr wichtig. Für mich sollte eine gute Karte nicht nur inhaltlich korrekt, sondern auch gut lesbar und ansprechend sein. Dies kann mit einer massstabsgerechten Generalisierung und einer guten Geländedarstellung durch Felszeichnung und Relief erreicht werden.
Woher kommt deine Faszination für Karten und weitergehend auch die für den Job der Kartografin?
Mich faszinierte schon immer, wie man dreidimensionale Landschaften mit komplexen Geländeformen auf einem Blatt Papier abbilden und gut leserlich darstellen kann. Genauso faszinierend finde ich es, wie man sich nur aufgrund einer topografischen Karte bereits eine Landschaft vorstellen kann, bevor man je dort war. Und natürlich spielt auch die Freude an der Orientierung im Gelände eine grosse Rolle. Durch meine Hobbies gehören Karten zu meinem ständigen Begleiter.
Nebst der Orientierung: Worin siehst du sonst noch Vorteile in soliden, detaillierten Karten?
Eine Karte sollte die Realität korrekt abbilden, gut lesbar und inhaltlich aktuell sein. Eine Karte wird leichter lesbar, wenn sie mit massstabsgerechten Inhalten und nach kartografischen Grundsätzen erarbeitet wird.
Wie unterscheidet sich das Kartografieren von Berggebieten im Vergleich mit beispielsweise einer Stadt?
Veränderungen finden in allen Teilen der Schweiz statt. Was sich aber je nach Gebiet stark unterscheidet ist die Art der Veränderung der Landschaft. In städtischen Gebieten entstehen neue Quartiere, Gebäude, Strassen und Kreisel oder es gibt neue Verkehrsbauten, Verkehrsberuhigungen und so weiter. In den Bergen geht es um andere Themen, wie zum Beispiel neue Linienführungen von Wanderwegen, Veränderungen in der Bodenbedeckung durch den Rückgang der Gletscher, neue oder ausgebaute Alpstrassen oder neu angelegte Bike Trails in Skigebieten.
Wie bist du am liebsten privat in den Bergen unterwegs?
Im Sommer am Klettern oder Biken und im Winter auf Skitouren. Am liebsten etwas abseits vom Rummel
Der heutige Tagespreis
Hinter unserem 12. Türchen versteckt sich ein Traverse 20-Wanderrucksack von Ortovox.
Dieser Preis ist leider schon verlost worden.
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